Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 105
Bevölkerungswachstum geben wird und dass damit
natürlich auch der Bedarf an jungendgerechten Wohnungen steigen wird.
Man kann auch feststellen, dass für den Erwerb von
Gemeindewohnungen derzeit eine zwei Jahre durchgehende Wohnsitzeigenschaft am
selben Wohnsitz in Wien notwendig ist. Wir wissen, dass gerade junge Menschen
sehr oft den Wohnsitz wechseln und diese Voraussetzung womöglich nicht
erreichen können.
Außerdem noch ein dritter Bereich: Bei der Gewährung
von Wohnbeihilfe ist ein Mindesteinkommen in der Höhe des Richtsatzes für
Ausgleichszulagen nachzuweisen. Auch da muss man andenken, dass gerade Lehrlinge
und Berufsstarter womöglich ein geringeres Einkommen haben und daher um diese
Wohnbeihilfemöglichkeit umfallen können.
Daher bringen meine Kollegin Frank und ich einen
Beschlussantrag ein, wo wir eben genau auf diese Punkte eingehen und den
Stadtrat bitten, dass er eine entsprechende Startwohnungsoffensive – so haben
wir es genannt – ausarbeitet, wo eben im Hinblick auf das prognostizierte
Bevölkerungswachstum besonderer Wert darauf gelegt wird, dass ein großer Teil
für junge Menschen ist und dabei auch auf entsprechend kleine und entsprechend
günstige Wohneinheiten Rücksicht genommen wird.
Wir haben auch angedacht, dass eine Vormerkung für
eine Startwohnung vielleicht schon ab dem vollendeten 16. Lebensjahr
möglich sein soll – jetzt ist es das 17. –, und für den Erwerb von
Gemeindewohnungen soll eine zwei Jahre durchgehende Wohnsitzeigenschaft in
Wien, aber nicht unbedingt an derselben Wohnadresse ausreichen.
Der letzte Bereich, die Anforderungen an das
Mindesteinkommen für Wohnbeihilfebezieher. Diese sollen so gestaltet werden,
dass Jugendliche wie zum Beispiel Lehrlinge mit ihren Einkünften imstande sind,
auch diese Anforderungen zu erreichen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich
gehe in der Reihenfolge der Rednerliste vor. Zu Wort gemeldet ist jetzt Herr
StR Ellensohn. – Bitte schön.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich werde ein paar Sätze zu den Anträgen der FPÖ
sagen, gehe aber am Anfang auf die Wortmeldung der Sozialdemokratie ein, wo es
darum gegangen ist – was Christoph Chorherr ausgeführt hat –, energiesparend zu
bauen. Da hat es, glaube ich, ein paar kleine Missverständnisse gegeben. Natürlich
ist kein Mensch und ganz sicher nicht die GRÜNEN gegen die thermische
Wohnhaussanierung, aber die kann man nicht aufrechnen gegen Passivhausstandard,
denn das eine ist eben die Sanierung von bestehenden Häusern und das andere ist
in erster Linie, wenn auch nicht ausschließlich, für den Neubau gedacht.
Wenn Vorarlberg jetzt eine Quote von 100 Prozent
bei Passivhäusern beschlossen hat und Wien gar keine Quote für Passivhäuser
hat, dann ist uns das eben zu wenig. Da kann man mehr machen als das, auch wenn
man das Modell aus Vorarlberg nicht eins zu eins kopieren kann, aber gar keine
Quote für Passivhäuser in Wien ist uns zu wenig. Wir glauben, dass wir hier in
die Wohnbauförderung in größerem Ausmaße investieren sollten.
Abgesehen davon wurde wieder darauf hingewiesen, dass
wir in Wien nahezu keine Problemhäuser haben, dass eh alles gut unterwegs ist.
Ich wohne im 16. Bezirk in einem Viertel, in dem viel passiert, aber
natürlich nicht überall, und das dauert schon noch eine Weile. Also schönreden
sollte man es auch nicht. Das dauert eine Weile, bis alles auf einen Standard
gebracht wird, wie wir das gerne haben, es fallen nämlich genau rund um die
Ecke, in der ich wohne, immer wieder Häuser zusammen, wo man auch nicht mehr über
den Gehsteig gehen darf, weil eben von oben alles herunterbröselt und es
lebensgefährlich ist, würde man darunter gehen. Auch hier ist eine
Sanierungsoffensive notwendig. Es ist gut, was passiert mit den
Sockelsanierungen, aber auch das muss verschärft ausgebaut werden.
Wozu wenig gesagt wurde: Das Wohnen wird teurer, wer
immer daran schuld ist, aber der Wohnraum in Wien wird auch nicht billiger, und
es nützt uns nichts, zu vergleichen, was das in London oder in Paris kostet,
denn wir wohnen nicht in London oder Paris und die anderen Menschen auch nicht,
sondern wir wohnen in Wien und müssen uns mit den Wohnungskosten hier
beschäftigen. In den 50er und 60er Jahren war eine Drei- oder Vierzimmerwohnung
für eine größere Familie ein Luxus. Dahin möchten wir aber nicht kommen, dass
wir heute wieder dort sind, dass sich das nur Familien leisten können, die ein
Einkommen haben wie die 100 Personen, die hier als Gemeinderäte und
Gemeinderätinnen arbeiten oder andere Funktionen innehaben, die eben höhere
Gehälter ermöglichen. Es sollte nicht ein Luxus sein, wenn eine fünfköpfige
Familie in einer Wohnung wohnt, in der für jedes Kind vielleicht ein Raum zur
Verfügung steht, sondern da sollte man zumindest versuchen, das als Standard
anzupeilen. In den 60er Jahren war das ein Luxus, das muss 40 Jahre später
kein Luxus sein.
Es geht auch nicht ausschließlich um die
Wohnbauförderung. Da die SPÖ jetzt auch das Justizressort innehat, könnte man
ja auch hoffen, dass im Mietrecht wieder einiges vorwärts geht, was in den
letzten Jahren ja genau gegenteilig der Fall war, dass man eventuell sogar –
was einmal lanciert wurde und in den Sonntagreden auch vorkommt – wie in
Frankreich auf ein Recht auf Wohnen hinzielt, dass man sich das überlegt, wie
man das machen kann. Auch in Frankreich passiert das nicht von heute auf
morgen. Angekündigt ist, ein Recht auf Wohnen innerhalb von fünf, sechs Jahren
zu etablieren. Dazu habe ich bis jetzt keine Initiative vernommen, nicht von
der Stadt und auch nicht von der Justizministerin. Das wären Aufgaben, die im
Wohnungsbereich notwendig sind, um leistbaren Wohnraum in Wien und anderswo in
Österreich zu schaffen.
Zu den Anträgen der FPÖ und zu
anderen ganz kurz. Dem Antrag betreffend Startwohnungen für Jungfamilien treten
wir bei. Dass da unter anderem auch angeführt ist,
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