Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 105
Sehr geehrte Damen und
Herren! Das Hantieren mit offenem Feuer ist für den gesamten Wienerwaldbereich
verboten, mit gutem Grund. Was passiert tatsächlich? Es wird nicht nur auf den
ausgewiesenen Grillwiesen gegrillt, sondern vor allem dann, wenn die Sonne heiß
herunterbrennt oder diese Wiese restlos überlagert im wahrsten Sinn des Wortes
ist, wird sehr wohl in der Umgebung, unter den Bäumen, immer wieder Feuer
gemacht. Wer am Montag nach so einem Wochenende durch die Gegend streift, kann
sich anhand der verkohlten Reste auch sein Bild machen.
Es wurden Mobiltoiletten
aufgestellt - jawohl, einige wenige. Nur, sehr geehrte Damen und Herren, diese
werden nicht immer benützt! Vielmehr wird die Umgebung als große Naturtoilette
benützt. Laufen Sie oder gehen Sie einmal am nächsten Tag nach so einem
Wochenende dorthin: Es riecht abscheulich! Es wird ja auch den ganzen Tag
gegessen und getrunken - verständlich, dass Toiletten notwendig sind.
Es werden Bäche
verschmutzt, falls welche dort sind, es sind die Wiesen nur mehr Erdglatzen,
und es fallen Unmengen an Müll an. Unmengen an ungetrenntem Müll sind jeden
Abend nach so einem Grilltag dort zu finden. Dieser Müll muss in stundenlanger
Arbeit auf Kosten aller Steuerzahler entsorgt werden.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Es hat ja schon ein langsames Umdenken begonnen, wenn ich etwa an den
Mittwoch denke: Als in der Bezirksvertretungssitzung des 17. Bezirks die
FPÖ für den Grillplatz auf der Mittereckwiese im Schwarzenbergpark eine
Aufhebung dieser Widmung beantragt hat, hat die ÖVP in Hernals diesem Antrag
zugestimmt. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie argumentieren ja so
gerne damit, dass man nur die nötige Infrastruktur schaffen muss und dass alles
überwacht wird. Glauben Sie nicht, wenn Sie die Infrastruktur - die Müllgefäße,
die Toiletten, vielleicht auch noch den Parkraum - dort erweitern, vielleicht
auch noch die Wiesen vergrößern, dass Sie dieses Problem, ganz im Gegenteil,
noch verschärfen?
Denn da wird dann die
Nachfrage eine immer größere, und dies gilt auch für die Dimension der Plätze.
Da geht es ja vor allem um den Wald- und Wiesengürtel im Naherholungsraum, im
Landschaftsschutzgebiet. Da wird sich die Dimension der Grillplätze mit
Sicherheit nur erweitern. Daher sind wir auch nicht dafür, hier unter der
Ausrede, dass eine erweiterte Infrastruktur die Probleme beheben wird, diese
Grillplätze aufrechtzuerhalten.
Sie bezeichnen die
Grillaktionen so gerne als einen Akt der Kommunikation, der Integration.
Lebenslust, Lockerheit, Humor und Weltoffenheit sind auch noch dazugekommen.
Und „gelebte Kultur" wird so ein Grill-Event genannt.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Kommunikation, Integration, Lebenslust und Lockerheit, das alles geht
auch ohne Lärm, ohne Gestank und ohne Umweltverschmutzung. Und zur „gelebten
Kultur" sage ich Ihnen nur eines: Mit Kultur hat das, was sich auf diesen
Wiener Grillplätzen abspielt, nichts zu tun. Im Gegenteil, das ist Unkultur in
Reinkultur! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR
Dipl-Ing Margulies. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Wahrlich ein Thema, das die Welt bewegt, insbesondere
auch deshalb, weil die Verbotspartei - so muss man die Freiheitlichen
mittlerweile nennen, weil sie wirklich alles verbieten wollen, was irgendwie
Spaß macht; das Einzige, was noch geht, ist, drei Bier so zu bestellen (Der
Redner macht eine Geste mit drei erhobenen Fingern.), aber ansonsten soll
ja der Alkohol verboten werden - in Wirklichkeit zeigt, dass sie auch von
Traditionspflege überhaupt keine Ahnung hat. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Nein, Grillen! Der Mensch isst eigentlich seit
geraumer Zeit gegrilltes Fleisch. Das war in Wirklichkeit die Errungenschaft,
dass man draufgekommen ist: Man kann Feuer verwenden, um Fleisch zu braten.
Später ist es dann gegrillt worden, und später ist dann auch Gemüse dazugekommen.
Nichtsdestoweniger ist die Tradition des Grillens erheblich älter als die
römisch-katholische Tradition.
In dem Sinn muss ich sagen, ich habe gestern im Radio
zufällig einen Satz gehört - ich habe ja mit der katholischen Kirche nicht allzu
viel am Hut, dennoch hat er mir gefallen. Er hat gelautet: Wenn man Gott zum
Lachen bringen will, erzählt man ihm von seinen Plänen. - Nichts trifft besser
auf die FPÖ zu! Über Ihre Pläne würde sogar Gott lachen, sofern es ihn
tatsächlich gibt.
Aber nichtsdestoweniger, schauen wir uns doch an, wie
es mit dem Grillen wirklich ist. Es ist vom Kollegen Wutzlhofer schon gesagt
worden: Nicht alle Menschen in dieser Stadt - eigentlich leider sehr wenige -
haben das Glück, einen eigenen Garten zu besitzen, in dem sie grillen können.
Was würde passieren, wenn am Balkon im Gemeindebau gegrillt wird, wer wären die
Ersten, die aufstehen würden und schreien: „Das kommt nicht in Frage!“ Die Law-and-Order-Partei. Ich
schätze das sicher nicht falsch ein, wenn man am Balkon grillt.
Aber, es ist doch ein Recht, dem
kulinarischen Genuss zu frönen, auch wenn man nicht sozusagen die Gunst
besitzt, ein Haus mit Garten zu haben, oder einen Kleingarten zu haben. Sie
werden ja doch den Menschen nicht verwehren, ein gutes Lammkotelett zu grillen.
Es hat mich auch wirklich gewundert, dass Kollegen Mahdalik, wenn er über das
Grillen redet, einzig und allein die Käsekrainer einfällt. Ich gebe schon zu,
die ist gut, aber es gibt Köstlichkeiten, die man grillen kann. (Heiterkeit
bei der FPÖ.) Und wenn man sich auf der Donauinsel bewegt und von einem
Griller zum nächsten geht, macht man
eine kulinarische Weltreise, wo man tatsächlich – und das ist ja das Nette an
den Menschen, und ganz egal, ob Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft
oder nicht österreichischer Staatsbürgerschaft, und da merkt man auch das
kommunikative am Grill – eingeladen wird. Man geht vorbei, wird gefragt,
möchtest du etwas kosten, und wenn man da so zwei Kilometer flaniert, hat man
wirklich eine kulinarische Weltreise
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