Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 105
Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Sie haben gemeint, es gibt auf dieser Welterbeliste
eigentlich keine einzige Weinbaugemeinde oder keine einzige Weinbaustadt. Ich
meine aber, das wäre gerade der Vorteil von Wien, dass wir die einzige
Weltstadt, die einzige Metropole auf der ganzen Welt sind, in deren Grenzen
wirklich Weinbau - und zwar ordentlicher Weinbau, worin wir uns ja einig sind -
stattfindet. Dann wäre das ja geradezu ein Argument dafür, Wien - von mir aus
die Weinbauregion Wien - auf diese Weltkulturerbeliste setzen zu lassen. Das
muss nicht nur Grinzing sein - wenn das formal scheitert -, das kann ja über
Nußdorf bis zu Neustift gehen, das kann die gesamte Weinregion hier in Wien
sein.
Sie haben die Beispiele angeführt, die es gibt, von
der Wachau, die als Weinregion Weltkulturerbe geworden ist, bis zur Provinz
Tokaj in Ungarn. Sie haben diese portugiesische Insel Pico erwähnt, die wir
beide, glaube ich, vorher nicht gekannt haben; sogar die ist zum Weltkulturerbe
erhoben worden.
Ich möchte das vielleicht noch um die Toskana
ergänzen, weil der Herr Bürgermeister ja auch ein besonderer Kenner und
Liebhaber dieser Region ist, wo die Provinzregierung, die Regionsregierung,
gemeinsam mit Rom, insgesamt sechs Städte in der Toskana sogar zum
Weltkulturerbe erhoben hat. Ich darf das vielleicht hier auch zur Kenntnis
bringen: Da ist Florenz Weltkulturerbe, Pisa, San Gimignano - das hat
7 000 Einwohner, das ist weniger als in Grinzing -, Siena, Pienza ist
Weltkulturerbe, und sogar das Val d'Orcia, das Orciatal, ist Weltkulturerbe.
Herr Bürgermeister! Ich
meine daher: Wenn sich hier die Wiener Landesregierung mit der Bundesregierung
wirklich einig ist, glauben Sie nicht auch, dass das, was in der Toskana
möglich ist, auch bei uns in Wien möglich sein muss, um Grinzing ein bisschen
aufzuwerten oder die Weinbauregion Wien insgesamt in dieses Weltkulturerbe
hineinzureklamieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich bewundere Ihre tiefen Kenntnisse der Toskana und
freue mich natürlich auch darüber. Aber glauben Sie im Ernst, dass Florenz oder
Pisa - selbst San Gimignano - Weltkulturerbe wegen des dortigen Weinbaus
geworden sind? (Heiterkeit bei den GRÜNEN. - GR Mag Christoph Chorherr:
Heurigenort! - GR Dr Herbert Madejski: Das gehört dazu!) Ich denke, das
wird wohl andere Gründe haben - ohne jetzt in eine Geschichtsvorlesung zu
geraten, die von den Etruskern über die Renaissance bis heute reichen würde.
Ich unterlasse das, das würde den Rahmen bei Weitem sprengen, aber der Hinweis
sei hier wohl gegeben.
Ich werde das trotzdem nicht tun, und ich sage Ihnen
auch, warum. In dem Moment, in dem der strenge ICOMOS-Vertreter in dieser
Kommission, den wir alle kennen und der uns, mit Verlaub und sehr ehrlich
gesagt, in der ganzen Debatte um das Weltkulturerbe Wiener Innenstadt, sagen
wir es einmal dezent, auf die Nerven gegangen ist - gelegentlich natürlich, und
bei aller freundschaftlichen Verbundenheit, die wir haben -, wenn der
UNESCO-Vertreter selbst dagegen stimmt, wie ich Ihnen nachweisen konnte, dann,
denke ich, sollten wir das lassen!
Es haben das auch viele andere Regierungen gelassen.
Denn selbstverständlich gibt es eine Menge Regierungen - nationale Regierungen
im besonderen Ausmaß, aber natürlich auch Regionalregierungen -, die sich mit
dem Weltkulturerbe schmücken wollen, weil sie meistens erst nachher
draufkommen, welche Folgerungen das abseits dessen, was ich sagte, auch hat,
und nicht vorher darüber nachgedacht haben.
Aber ich werde das im gegenständlichen Fall nicht
tun. Im gegenständlichen Fall werde ich das tun, was ich vorhin gesagt habe:
Helfen, dass es in Grinzing genauso gut geht wie in den anderen Weinbauorten
innerhalb Wiens und dass dort einfach auch wieder Hoffnung und Zukunft als
Prinzip regieren, nicht nur das verklärte Zurückschauen und das Beweinen der
Gegenwart.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister, für
die Beantwortung der 5. Anfrage. Die Fragestunde ist damit beendet.
Bevor wir zur Aktuellen Stunde kommen, möchte ich den
Gemeinderat noch informieren, dass auch Frau GRin Mörk sich für diese heutige
Sitzung - aus sehr persönlichen Gründen - entschuldigt hat.
Wir kommen zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde zum Thema „Schluss mit dem illegalen Grillen" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß
beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Mahdalik, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit
10 Minuten begrenzt ist.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren!
Damit da keine Missverständnisse entstehen: Keiner
weiß eine „Eitrige" vom Griller mehr zu schätzen als ich! Die
Freiheitlichen sind nicht gegen das Grillen an sich. Ich habe auch gestern
überraschenderweise eine Einladung zu einem Geburtstagsfest auf der Donauinsel,
einem Grillfest, bekommen. Ich muss mich erst erkundigen, wo das stattfindet,
auf einem der offiziellen Grillplätze oder in einer Grillzone; sonst muss ich
unter Umständen absagen, weil ich unsere ganze Linie damit zusammenhauen würde.
Wenn es auf einem offiziellen Grillplatz stattfindet, dann werde ich dort
hingehen; wenn in einer Grillzone, dann nicht. Ich werden Ihnen erklären,
warum.
Wenn man sich die letzten
Wochenenden oder vor allem den 1. Mai angesehen hat, ist ja dort nicht im
normalen Rahmen gegrillt worden, sondern es haben wahre Grillexzesse
stattgefunden. Es hat zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung und aus der
ansässigen Gastronomie gegeben, und zwar aus gutem Grund. Es hat auch sehr
viele Beschwerden von Radfahrern gegeben.
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