Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 108
ist ja einmal anzunehmen, dass ein großer Teil schon
sehr lange hier in Wien lebt, das heißt, damit ja automatisch auch Zugang zu
sehr vielen Bereichen der Versorgung in Wien hat, sei es die gesundheitliche
Versorgung, sei es der Zugang zu Beratung und Information.
Ich sage ja immer, dieses System ist hier sehr gut
ausgebaut, und ich sehe überhaupt nicht ein, dass man wieder und erneut ein
Extrawürstchen für eine bestimmte Gruppe braten muss, um sehr viel Geld, Geld
aus Steuermitteln, und dass es nicht möglich und sicher auch gewünscht ist,
dass man sozusagen ältere Menschen, wenn sie Betreuung, Beratung und Versorgung
brauchen, vor allem dann, wenn sie als Migranten – was bei älteren ja anzunehmen
ist – schon recht lange in Wien sind, dann auch gleichermaßen behandelt. Da
bleibt halt einfach der Verdacht offen, und das ist ja kaum zu widerlegen, dass
es hier einfach darum geht, diesen Verein mit seinen vor allem enorm hohen
Personalkosten wieder extra zu bedienen, womit man wieder sozusagen auch
Integration im Sinne von Angliederung an die hiesigen Systeme verhindern will.
Im zweiten Antrag, mit dem ich mich nur kurz befassen
will, geht es um den Verein wienXtra. Und auch hier wieder: ein spezielles
Migrantenproblem. Ja bitte, auf der einen Seite sagt man, alle Jugendlichen,
die hier leben, sollen gleich behandelt werden, und auf der anderen Seite
werden aber wieder – egal, ob das jetzt im Kultur- oder vor allem im Jugend-
und Bildungsbereich, aber natürlich auch im Integrationsbereich ist – extra
Vereine, extra Projekte finanziert und gefördert, womit sozusagen ja wieder der
Unterschied herausgearbeitet werden soll. Sie wollen also gar keine
Integration, dass man sagt, die, die gekommen sind und zum Teil auch schon
längere Zeit da sind, sollen halt in unser System eingegliedert und
entsprechend angepasst werden.
Es ist über die Schiene der Frauenpolitik natürlich
auch eine starke Vernetzung mit der Integrationspolitik nicht abzustreiten,
aber wenn es jetzt so dargestellt werden soll – es ist ja das Thema Zwangsehe
seit einiger Zeit am Tapet und man beschäftigt sich sehr eingehend damit – und
wenn jetzt die Lösung sein soll, dass die Zwangsehe damit hintangestellt wird,
indem man die Frauen mit der österreichischen Staatsbürgerschaft ausstattet,
also damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, davon bin ich felsenfest
überzeugt, werden wir diesem wirklich negativen und zutiefst abzulehnenden
Phänomen sicher nicht entgegentreten können.
Ich wiederhole es und werde es immer sagen: Wir
müssen die Verursacher, die Veranlasser und die Täter im Fall Zwangsehe erstens
einmal im Vorhinein aufklären, dass das in Europa nichts zu suchen hat und hier
in unserem Land und hier in unserer Stadt auch nicht, und wenn sie sich daran
nicht halten können, dass müssen wir sie auch entsprechend zur Verantwortung
ziehen. Das wäre zum Beispiel ein wichtiger Schritt, den wir uns wünschen
würden. Dass man die Frauen betreut und berät, ist ja keine Frage, aber dass jetzt
die Verleihung der Staatsbürgerschaft ein probates Mittel gegen die negativen
Auswirkungen der Zwangsehen sein soll, also dem kann ich so auf jeden Fall
nicht zustimmen.
Es fehlt uns im Wesentlich in der Integrationspolitik
– und das würde ich mir wünschen, wenn die Frau Stadträtin nach außen tritt –
der Ansatz der Eingliederung, der Ansatz, die Probleme, die es ja in Wien ganz
eindeutig gibt, die Probleme am Sektor Wohnen, am Sektor Arbeitsmarkt, am
Sektor Schule zu beheben, wo einfach die kulturellen Unterschiede, aber
natürlich auch die mangelnden Sprachkenntnisse immer wieder zu Problemen
führen, zu Problemen zwischen der eingesessenen Bevölkerung und den
Zugewanderten, aber auch zu Problemen der einzelnen Zuwanderungsgruppen
untereinander. Das würden wir uns wünschen.
Dass wir den vier Anträgen, die vorgelegt werden,
nicht zustimmen können, haben ja meine Vorredner zum Teil schon erörtert. Ich
möchte nur noch ganz kurz auf den Antrag der Verleihung des kommunalen
Wahlrechtes eingehen. Der wurde gekippt, jawohl, und ich glaube, auch mit
Recht.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben uns das
Wahlrecht hart erkämpft. Das ist kein Schleuderartikel, und ich glaube, es kann
nicht sein, dass man, wenn man kurze Zeit in einem Land aufhältig ist und unter
Umständen von dem Land, seiner Kultur und seiner Geschichte, aber auch seinem
politischen System keine Ahnung hat, die Sprache mangelhaft spricht – und das
ist bei vielen der Fall, die erst kurz da sind und deren Sprachkenntnisse nicht
etwa durch, wenn auch das in Zweifel zu ziehen ist, die Prüfung, die man im
Zuge der Staatsbürgerschaftserlangung ablegen muss, nachgewiesen sind –, dann,
meine sehr geehrten Damen und Herren, soll auch das Wahlrecht keine
Bonifikation sein. Ich glaube, das muss man sich schon über den Weg der
Erlangung der Staatsbürgerschaft hier erwerben.
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich glaube, es ist an der Zeit, umzudenken in der Integrationspolitik,
nicht aufzufordern, hereinzukommen, sondern die anstehenden Probleme zu lösen.
Und es ist keine Schande, umzudenken. Die Landeshauptfrau von Salzburg, Frau
Gabriele Burgstaller, hat das bewiesen, hat das gezeigt, und ich glaube, Sie
können sich beruhigten Gewissens ihr anschließen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Nurten Yilmaz hat sich gemeldet. – Bitte
schön.
GRin Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich weiß nicht, ich habe immer
gedacht, wir sprechen alle Deutsch und verstehen es auch. Die Frau Stadträtin
hat ihre Interviews, die sie zu diesem Thema gegeben hat, auch in deutscher
Sprache gemacht. Dass Sie das als Masseneinwanderung verstehen, dass Sie
meinen, dass das jetzt alles Überhand nehmen wird, oder dass die
Landeshauptfrau von Salzburg gesagt hätte, sie möchte restriktivere
Bestimmungen, das stimmt alles nicht. Und alle diese Interviews haben in
deutscher Sprache stattgefunden. Die Landeshauptfrau Burgstaller
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