Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 108
ist offensichtlich auch die Frau Stadtrat der
Meinung, dass das zu viel ist.
Im März 2007 wurde vom Vorsitzenden der
Gewerkschaft Bau Holz festgestellt: Facharbeiter aus dem Osten sind ein Schuss
ins eigene Knie.
Ebenfalls im März wurde von Präsident Tumpel
festgestellt: Keine zusätzlichen Fachkräfte aus dem Ausland.
Gegen das Hereinholen von Arbeitskräften aus dem
Ausland und auch gegen die vom Wirtschaftsminister angekündigte
Teilgewerbeverordnung haben sich sowohl Präsident Hundstorfer wie auch Herbert
Tumpel von der AK ausgesprochen. Sie haben gesagt: „Es kann doch nicht sein,
dass alle Maßnahmen zur Bekämpfung von hoher Arbeitslosigkeit in Österreich
unterlaufen werden, weil einige Arbeitskräfteüberlasser nach billigen
Fachkräften aus dem Ausland rufen." – Frau Frauenberger ruft mit.
Der ÖGB sagt am 19. Februar: Fachkräftemangel
ist eine reine Fiktion von Minister Bartenstein.
Damit will ich schon keine weiteren Zitate mehr
bringen, sondern ich glaube, es ist ganz eindeutig, dass Arbeiterkammer und ÖGB
das alles nicht wollen, was die SPÖ mit diesem Vorschlag der Frau Frauenberger
will, sondern dass das im totalen Gegensatz zueinander steht. Aber das ist
offensichtlich die derzeitige politische Position zwischen Sozialdemokraten in
Wien, Gewerkschaft und Arbeiterkammer.
Dann kann ich noch kurz auf den vorliegenden
Beschluss- und Resolutionsantrag von SPÖ und ÖVP eingehen, der fordert: Die
Bundesregierung wird ersucht, die erforderlichen Vorkehrungen zu einer
vorgesehenen Evaluierung des am 1.1.2006 in Kraft getretenen
Fremdenrechtspaketes und des novellierten Staatsbürgerschaftsgesetzes zur
Beschleunigung der Verfahren – der Asylverfahren vor allem – rasch zu treffen,
die Evaluierung anzuordnen und eine Integrationsplattform – verkürzt gesagt –
einzurichten.
Grundsätzlich wären wir natürlich der Meinung, dass
wir einer Verkürzung, einer Beschleunigung der Asylverfahren zustimmen könnten,
keine Frage, nicht aber dem zweiten Punkt, der Frage der Evaluierung. Was
Sozialdemokraten und Grünalternative unter Evaluierung verstehen, das hat
vielleicht die Frau Frauenberger diesmal klargestellt, von den Grünen wissen wir es, und daher können
wir diesem Antrag mit Sicherheit nicht zustimmen.
Ich komme langsam zum Schluss und kann feststellen,
dass die Frau StRin Frauenberger – vielleicht, weil sie noch nicht so lange im
Amt ist – mit seltener Klarheit Ziele formuliert hat, die sonst von den
Sozialdemokraten nur verhüllt zugegeben werden. Ich glaube, dass eine solche
Vorgangsweise eine klare Schlussfolgerung hat: Die österreichische und die
Wiener Bevölkerung wollen mit Sicherheit diese Ziele nicht. Ich bin überzeugt,
von 70, 80 Prozent kommt eine klare Ablehnung. Ich glaube, Frau
Stadträtin, Sie sind rücktrittsreif. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Mag Korun hat sich gemeldet. Bitte zum
Rednerpult.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Vielleicht eine Korrektur am Anfang zu meinem
Vorredner. Ich müsste eigentlich zig Korrekturen anbringen, so viele falsche
Annahmen und falsche Infos waren in seiner Rede enthalten, aber nur eine stellvertretend
für viele: Natürlich geht es bei den Vorschlägen von StRin Frauenberger wie bei
den allermeisten Bestimmungen des so genannten Fremdenrechts um
Drittstaatsangehörige. (StR Johann
Herzog: Das habe ich ja gesagt! Das habe ich mehrmals gesagt! Zuhören!)
EU-Staatsangehörige haben nämlich EU-weit, falls Sie das noch nicht mitbekommen
haben sollten, Niederlassungsfreiheit. Deren Niederlassung kann national oder
eben rechtlich gar nicht geregelt werden.
Den Vorstoß von StRin Frauenberger in Richtung
Bundesregierung, die Migrations- und Integrationspolitik der Republik auf neue
Füße zu stellen, eine vernünftigere, eine andere Migrations- und
Integrationspolitik zu machen, den begrüßen wir ausdrücklich. Wir unterstützen
diesen Vorstoß und hoffen und nehmen an, dass er ernst gemeint ist.
Wir hoffen, dass es ernst gemeint ist, dass die
Familienzusammenführungsquote abgeschafft werden soll; übrigens – zur
Erinnerung – jene Quote, die die SPÖ damals gemeinsam mit der ÖVP, als sie in
der Bundesregierung war, in einer großen Koalition 1993 etabliert hat. Seit
1993 ist Familienzusammenführung durch diesen großkoalitionären Beschluss
quotiert und hat schon sehr vielen Menschen die Familienzusammenführung
jahrelang vermasselt und erschwert. Aber wenn die SPÖ nun eingesehen hat, dass
diese Quote unsinnig und menschenfeindlich ist, dann begrüßen wir diese
Erkenntnis und unterstützen die SPÖ dabei, diese Familienzusammenführungsquote
auch abzuschaffen.
Eine weitere Forderung: eigenständiges
Aufenthaltsrecht für Migrantinnen, für eingewanderte Frauen. Das ist eine
weitere Forderung, die wir auf jeden Fall und hundertprozentig unterstützen.
Bei der Präsentation der Zwangsheiratsstudie, die vor zwei Wochen
Frauensprecherinnen und Integrationssprecherinnen aller Fraktionen
zusammengebracht hat, ist noch einmal mit aller Deutlichkeit herausgekommen,
dass ein unabhängiges Aufenthaltsrecht für eingewanderte Frauen ein Muss ist,
wenn man beispielsweise Zwangsverheiratungen bekämpfen will.
Die Novellierung des Staatsbürgerschaftsrechts
ist eine sehr, sehr gute Idee. Die Grünen
verlangen seit Jahren, dass Menschen, die hier auf die Welt kommen und die gar
keinen Bezug zu einem anderen Land haben, außer, dass ihre Eltern vielleicht
aus einem anderen Land kommen, nicht quasi jetzt zu Ausländern und
Ausländerinnen gemacht werden sollten. Das besagt aber das österreichische
Staatsbürgerschaftsrecht bis heute, also sind wir sehr für den Vorschlag von
StRin Frauenberger, dass Kinder, die hier auf die Welt kommen, als Österreicher
und Österreicherinnen auf die Welt kommen, wenn zumindest ein Elternteil hier
auf Dauer lebt
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