Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 108
zwingen, auf den öffentlichen Stellen, in den
Toiletten, in den öffentlichen Verkehrsmitteln et cetera einem Schlafplatz
nachzukommen. Da wäre das Geld wahrscheinlich besser aufgehoben, wenn wir
dorthin kommen würden.
Meine Damen und Herren, es gibt sicherlich auch einen
ordnungspolitischen Grund. Wenn es notwendig ist, in einem öffentlichen
Verkehrsmittel, auf einem öffentlichen Grund, den Menschen zu helfen, weil
Gefahr besteht, dann ist es auch notwendig, dass man sich gegenüber allen gleichwertig
verhalten kann. Ich glaube, dass wir mit dieser Maßnahme manchen vielleicht
suggerieren, dass wir ihnen etwas Gutes tun, aber dass sich in Wirklichkeit an
der tatsächlichen Situation nichts ändert.
Daher treten wir dafür ein, dass man sich die
Maßnahme, die man sich überlegt, sehr genau überlegt, denn der Aufwand, der
dafür getan werden muss, kann um ein Vielfaches höher sein als der Nutzen. Wir
möchten immer, dass der Aufwand, den wir tätigen, genau das bringt, was die
Sozialbedürftigen auch brauchen. Wir sehen mit einem Gießkannenprinzip nicht
die entsprechende Möglichkeit, das zu verändern, sondern wünschen uns, dass man
mit einem persönlichen, individuell zugeschnittenen Programm auf die einzelnen
betroffenen Personen verbessert eingehen kann, dass man die Mittel der Stadt
Wien für die Sozialhilfeempfänger, für die Obdachlosen dieser Stadt
entsprechend erhöht, aber das in dem Maße durchführt, dass der Einzelne mehr
davon hat. Wir bringen daher Resolutionsanträge ein.
Der erste Resolutionsantrag lautet:
„Die zuständigen Stellen der Stadt Wien mögen im
Zusammenwirken mit den Wiener Linien sicherstellen, dass auch sozial
benachteiligten Bevölkerungsgruppen zwecks Verbesserung ihrer Lebenssituation
der Zugang zur Benutzung der öffentlichen Wiener Verkehrsmittel mittels einer
sozial ausgewogenen Tarifpolitik deutlich erleichtert wird.
Wir ersuchen in formeller Hinsicht um Zuweisung an
die Geschäftsgruppe Finanzen.“
Der zweite Antrag beschäftigt sich mit den Tarifen
für Studierende auf den Öffis, denn wir glauben, dass wir versuchen müssen,
alle einer Gleichbehandlung zuzuführen. Wir mussten feststellen, dass durch die
Absichten, die von Seiten der Stadt Wien, oder konkreter gesagt, von den Wiener
Linien, in der Erhöhung der Tarife der Wiener Linien bestehen, eine Gruppe der
sozial Begünstigten besonders benachteiligt wird. Das ist die Gruppe der
Studierenden! Es gibt keine besonders sozial bevorteilte Gruppe in dem
Tarifsystem, die so schwer belastet wird, wie die der Studierenden. Wir fordern
daher, dass das, was Minister Hahn mit der Erhöhung der Studiengebühren für die
Studierenden erreicht hat, nicht durch die Erhöhung der Tarife bei den
öffentlichen Linien für die Studierenden von der Stadt Wien wieder zunichte
gemacht wird. Daher fordern wir Sie auf, dass Sie nach dem Wintersemester
2007/2008 das Semesterticket auf dem aktuellen Niveau halten und es nicht
erhöhen, um auch hier Gleichstellung innerhalb der privilegierten Gruppierungen
in den Tarifsystemen der Wiener Linien zu erhalten. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet
hat sich Herr GR Hora. Ich erteile es ihm.
GR Karlheinz Hora
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Für mich ist das ein spannender Teil. Es gab für uns
in Wien schon immer wieder das Thema „eine Stadt, ein Buch". Für die
GRÜNEN gibt es ein neues Thema, jedes Jahr das Buch zum Landesparteitag der SPÖ,
wo Sie nachschauen können, welche Richtung wir als Sozialdemokraten in der
Republik gehen. Ich nehme an, Sie lesen es jedes Jahr. Beziehungsweise hat die
Kollegin Vassilakou behauptet, seit elf Jahren gibt es das Thema. (GRin Mag Maria Vassilakou: Von uns!) Ich
war schon Jugendfunktionär in der Sozialdemokratie und habe über das Thema der
Freifahrt für verschiedene benachteiligte Gruppen, auch für Obdachlose, schon
vor 30 Jahren diskutiert. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Aber nichts gemacht!)
Kollege, ich glaube, diesen Einwurf von den GRÜNEN
habe ich jetzt sehr gut provozieren können, weil Sie hätten schauen müssen, was
alles geschehen ist. Es gab noch Zeiten, da gab es keine Lehrlingsfreifahrt. Es
gab noch Zeiten, da gab es keine Schülerfreifahrt. Es gibt eine
Lehrlingsfreifahrt. Es gibt zum Beispiel auch die Möglichkeit als eine der
letzten Aktionen, die weitergetragen wurden, dass Sozialpassinhaber die
Möglichkeit der ermäßigten Monatskarte haben. Also gerade auf diesem Gebiet
habe ich eine ganze Tabelle. Wenn Sie wollen, kann ich meine gesamte Zeit
ausnützen und ich würde Ihnen nur die Tabelle vorstellen.
Dass das Thema aber viel schwieriger zu behandeln
ist, als nur mit einem Antrag zu sagen, Freifahrt für Obdachlose, da muss ich
sagen, muss ich zum ersten Mal von dieser Stelle dem Kollegen Gerstl recht
geben. Der Kollege Gerstl hat gesagt, eine Lösung über den Fahrschein ist zu
wenig. Da gebe ich ihm recht. Daher auch unser Ansatz, dass wir in einer
Arbeitsgruppe, wie wir dann den dementsprechenden Antrag stellen, dieses Thema
weiterbehandeln, um zu schauen, wo wir die sozialen Richtungen brauchen, wo
abgefedert werden muss. Es sind nicht nur die Obdachlosen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Die nächsten 30 Jahre!)
Kollege Maresch, Sie können ja schauen, dass Sie in
dieser Stadt die Mehrheit bekommen! Bis jetzt haben Sie es nicht geschafft,
daher können Sie keine Verantwortung haben! Wenn Sie schon hereinrufen, Kollege
Maresch, dann möchte ich Ihnen sagen, ich habe eine kleine Liste, die ich
innerhalb von drei Minuten aus dem Internet gehabt habe. Das sind die grünen
Umfaller, wo sie in Oberösterreich in der Landesregierung sitzen, wo Sie Ihre
eigenen Forderungen in Oberösterreich nicht einmal durchsetzen! Also aufpassen,
was man hereinschreit! Man sollte da vorsichtig sein! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Wie war das mit den Eurofightern? Wie
war das mit den Studiengebühren?)
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