Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 108
Meine Damen und Herren, gerade dieses Thema lässt uns
nicht kalt. Es hat gerade die letzten Jahrzehnte durch die Sozialdemokratie,
die hier im Hause die Verantwortung trägt, ein genaues Abwiegen gegeben, in
welche Richtung wir gehen sollen, in welche Richtung wir gehen müssen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Wenn ich
nicht mehr weiterweiß, mache ich einen Arbeitskreis!) Obdachlos ist nämlich
nicht gleich obdachlos. Glauben Sie mir, wenn man im täglichen Leben draußen
steht, gibt es immer wieder Menschen, die als obdachlos gelten, in Wirklichkeit
aber geregelten Berufen nachgehen, die sich ganz einfach auf Grund von
verschiedenen widrigen Umständen als obdachlos melden. Daher muss man sehr
vorsichtig mit diesem Thema umgehen. Man kann das nicht ganz einfach so lösen
und sagen, jetzt gebe ich einem die Freifahrt, weil er obdachlos ist, sondern
da muss ich nachdenken, warum.
Ich glaube, die Sozialdemokratie hat im letzten
Regierungsübereinkommen mit einer Mindestsicherung, dass man sich den
Fahrschein auch leisten kann, bewiesen, einen Weg einzuschlagen, der der
richtige ist, wo man schaut, welche Einkommen die Menschen haben, weil es viele
Menschen gibt, die arbeiten gehen und wenig Einkommen haben, worauf man schauen
muss.
Die Kollegin Vassilakou scheint nicht immer ganz mit
der aktuellen Situation bekannt zu sein, was zum Beispiel im AMS vorgeht. Eines der Themen ist, wenn sich
jemand bewerben geht - ich glaube, Du warst es, die das hier genannt hat -,
gibt es sehr wohl Möglichkeiten, Fahrscheine zu bekommen, um zu diesem
Bewerbungsgespräch zu kommen. Also vorsichtig sein, wenn ich Arbeitslosengeld
beziehe. (GRin Mag Maria Vassilakou: Wenn er Arbeitsloser ist, aber nicht,
wenn er Sozialhilfe bezieht!) Es gibt aber immer wieder auch Fahrscheine
vom Sozialamt. Ich nehme an, du kennst die ganzen Abrechnungen. (GRin Mag
Maria Vassilakou: Es geht doch um die Menschen!) Das heißt, man kann nicht
immer alles nur generalisieren (GR Mag Rüdiger Maresch: Schon wieder ein
Umfaller!), sondern man muss einen Weg finden, dass wir in Österreich
darauf schauen, dass zum Beispiel der Kollektivvertrag ein Mindesteinkommen
sichert, dass die weitere Sicherung dementsprechend ist. (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Wie hoch ist denn das Mindesteinkommen?) - Lesen Sie das
Regierungsübereinkommen, Kollege! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Mich
interessiert es aber jetzt!) Dort brauchen Sie nur nachzuschauen! Ich
brauche es Ihnen nicht vorzusagen, Sie kennen es selbst!
Ich glaube, dass wir in
dieser Richtung genau auf dem richtigen Weg sind. Ich glaube, dass auch der
Beschluss, den wir am Landesparteitag gesät haben, uns den Auftrag gibt,
nachzuschauen, wie wir das sozial verträglich machen. Ich bin ja so froh, dass
die GRÜNEN bei unserem Landesparteitag live dabei sind. (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Wir haben es gelesen!) Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je
einen Beschluss von einem grünen Landesparteitag gehört habe, geschweige denn,
dass er überhaupt irgendwo hingekommen ist. (GRin Mag Maria Vassilakou: Weil
es bei uns Programm ist!) Wenn Sie schon unsere Beschlüsse so genau lesen,
dann wissen Sie aber auch (GR Mag Rüdiger Maresch: Wir lesen wenigstens
andere Programme!), dass die gewählten Mandatare, die in diesem Hause die
Sozialdemokratie vertreten, auch die Verantwortung haben, das so zu tun, dass
es dem entspricht, was wir brauchen. Das heißt, dass die soziale Absicherung
nicht daran hängt, welchen Status jemand im Augenblick hat, sondern wie das
vernünftige Einkommen ausschaut. (Beifall bei der SPÖ. - GR Dipl-Ing
Margulies: Das war gut! Wie schaut das vernünftige Einkommen aus?)
Meine Damen und Herren,
ich will heute diesen Nachmittag nicht mehr länger hinauszögern. Ich bringe
jetzt diesen Beschluss- und Resolutionsantrag ein, der unseren Standpunkt,
unsere Haltung, unseren Arbeitsauftrag widerspiegelt, den wir demnächst
angehen. Sie können davon überzeugt sein, wir werden sicher rechtzeitig zu
unserem nächsten Landesparteitag die Ergebnisse präsentieren und mit unserer
Jugendorganisation gemeinsam, wie immer, wie wir es in der Sozialdemokratie
gewöhnt sind, den richtigen Weg finden! - Danke schön. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Für eine tatsächliche Berichtigung hat sich Frau GRin Mag Vassilakou zum Wort
gemeldet. Ich erteile ihr das Wort und weise auf die drei Minuten Redezeit hin.
GRin
Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Die werde ich
nicht brauchen.
Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Verehrte Damen und Herren!
Lieber Herr GR Hora,
manche Attacken von Ihnen sind an Peinlichkeit schlicht nicht zu überbieten.
Erstens: Die GRÜNEN
brauchen keinen Parteitagsbeschluss für Freifahrt, denn das steht in unserem
Programm, und zwar schon seit einer halben Ewigkeit. (GR Karlheinz Hora: Wie
alt ist die Grünbewegung?) Dieses Programm wird regelmäßig immer wieder
beschlossen. Das heißt, im Gegensatz zu Ihnen brauchen wir niemanden, der
Anträge extra deshalb stellen muss.
Zweitens: Nicht ich bin
nicht auf dem letzten Stand, was das AMS betrifft, sondern offenbar Sie sind
nicht ganz auf dem letzten Stand, denn sonst würden Sie wissen, dass nicht alle
Menschen, die einen Job in Wien suchen, und das sind viele, vom AMS betreut
werden. Warum viele von ihnen nicht vom AMS betreut werden, hat zum Beispiel
etwas mit dem uralten Trick zu tun, Menschen in die Selbstständigkeit zu
verabschieden, damit sie aus der Statistik herausfallen, nur, um Ihnen ein
einziges Beispiel zu bringen, wo sie dann nur mehr Sozialhilfe als Ausweg
haben, kein Arbeitslosengeld, keine Ansprüche mehr, keine Betreuung vom AMS und
keine Fahrscheine mehr.
Last
but not least nutze ich nur mehr eine halbe Minute, um mich an den Kollegen
Gerstl zu wenden. Jene wohnungslosen Menschen, die auch derzeit mit der U-Bahn
oder mit der Straßenbahn im Kreis fahren, die es gibt, die es auch hinterher
geben wird, werden nicht mehr und auch nicht weniger dadurch. Die Freifahrt
bedeutet nur, dass solche Menschen nicht noch
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