Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 108
sind wurscht.
Meine Damen und Herren! Das einzige Argument, das von
Ihrer Fraktion immer wieder kommt, ist, dass Sie an den Steuerzahler denken
müssen. Da frage ich Sie: Wann denken Sie bei so hohen Ausgaben wie im Prater
oder bei der „urcoolen“ Bar an den Steuerzahler? Das einzige Argument ist das
Geld, und da habe ich das Gefühl, dass Sie spüren, dass diese
8 Millionen EUR nicht mehr wirklich ziehen. Ich musste ein bisschen
grinsen, als ich gestern in einer Presseaussendung gelesen habe, dass GRin
Yilmaz die Kosten für die Markthalle für die nächsten 30 Jahre errechnet
hat. Frau Gemeinderätin! Ich sage es Ihnen gerne noch einmal: Eine Markthalle,
die renoviert ist und sich an einer zeitgemäßen Marktordnung orientieren darf,
wird nicht defizitär arbeiten!
Wie wir es am Beispiel von Innsbruck sehen, kann eine
solche Halle auch gewinnbringend arbeiten. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass
eine Markthalle auf Grund ihrer vielfältigen, gesellschaftspolitischen Aufgaben
wie Nahversorgung, Treffpunkt, Integration, qualitätsvolles Einkaufen sowie
qualitätsvolles und lustvolles Konsumieren nicht die Aufgabe hat, Gewinne zu
machen. Es soll jedoch sehr wohl kostendeckend gearbeitet werden, und das ist
zu erreichen.
Ich bin überzeugt davon, dass zum Thema Markthalle
noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Glauben Sie mir aber: Sie sind gut
beraten, wenn Sie sich an Ihre politische Verantwortung gegenüber der
Bevölkerung erinnern und nicht glauben, Sie müssen nur mehr die politische
Verantwortung für die Gewinnmaximierung von Großkonzernen tragen, diesfalls der
Bank Austria Immobiliengesellschaft. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. – Bitte schön.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich werde jetzt sicherlich nicht die hochinteressante
Diskussion, die wir in der Urania diese Woche geführt haben, wiederholen.
Diejenigen, die hingegangen sind, um sich ein objektives Bild zu machen, sind mit
dem Eindruck weggegangen, dass da etwas abgerissen wird, worum es wirklich
schade ist, und dass da eine Chance verspielt wird. Das schließe ich aus den
verschiedensten Rückmeldungen, die nicht nur ich gehört habe, sondern die auch
andere bekommen haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann nur an
meine Vorrednerin anschließen. Selbstverständlich wäre es möglich, wenn man
alles entsprechend herrichtet, eine neue Markthalle zu schaffen, die sich auch
wirtschaftlich rechnet.
Ich möchte einen Punkt aus der Wortmeldung des
Kollegen Madejski aufgreifen. Offensichtlich ist ihm nicht mehr in Erinnerung,
dass hier in diesem Haus unter Post 151 am 17.12.2004, als es um das Thema
„Wien-Mitte, Landstraßer Hauptstraße“ und den entsprechenden Flächenwidmungsplan
ging, alle Parteien einstimmig beschlossen haben, dass sich der Gemeinderat im
Zuge der Realisierung des Projektes „Wien-Mitte“ für eine ausgewogene
gewerbliche Mischnutzung ausspricht. Das bedeutet insbesondere, dass die
Verkaufsflächen 20 000 m² Nutzfläche nicht übersteigen sollen. –
Ich meine, das sollen sie wirklich nicht tun!
Das Traurige daran ist, dass offensichtlich ein
Vergesslichkeitsprozess bei zwei Fraktionen dieses Hauses und auch in der
Bezirksvertretung stattfindet! Die Vereinbarung, die man getroffen hat, war
damals auch Grundlage für uns, dem Flächenwidmungsplan zuzustimmen. Die SPÖ
hatte versichert, dass sie dem zustimmt, und es ist bedauerlich, dass man das
vergessen hat und jetzt sowohl auf Bezirksebene als auch hier in Abrede stellt.
Daher muss ich gemeinsam mit meinen Kollegen Barbara
Feldmann, Fritz Aichinger, Maria Vassilakou und Heidi Cammerlander einen
neuerlichen Antrag einbringen, dass die Einkaufsflächenbegrenzung für das
geplante Einkaufszentrum in Wien-Mitte entsprechend festgelegt wird. Der
Beschlussantrag lautet:
„Der Herr Bürgermeister möge in Absprache mit dem
amtsführenden Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr, dem amtsführenden
Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und den Verantwortlichen für
das Projekt Wien-Mitte sicherstellen, dass die im Areal Wien-Mitte
einschließlich des Gebäudes der Landstraßer Markthalle als Einkaufsfläche
EKAZENT gewidmeten und vorgesehenen Nutzfläche 20 000 m² nicht
übersteigen. Weiters möge sichergestellt werden, dass durch
Attraktivierungsmaßnahmen im Bereich der öffentlichen Flächen ein Brückenschlag
mit der gewachsenen Einkaufsstraße der Landstraßer Hauptstraße hergestellt
wird.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
des Antrages verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP und den GRÜNEN.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine
Vorrednerin hat zu Recht darauf hingewiesen, dass wir sicherlich in diesem Haus
noch öfter über die Landstraßer Markthalle reden müssen. Es geht dabei nämlich
um mehr, und zwar darum, welchen Stellenwert die Nahversorgung in dieser Stadt
hat. Es geht darum, wie man mit den Konsumentinnen und Konsumenten und den
Unternehmerinnen und Unternehmern in dieser Stadt umgeht. Die Vorgangsweise
wurde hinlänglich skizziert: 2004 ist man im Zuge der Flächenwidmung in der
Bezirksvertretung und hier noch gemeinsam davon ausgegangen, dass der
Landstraßer Markt erneuert und verbessert werden soll. Inzwischen ist aber, wie
wir heute wissen, hinten herum schon darüber nachgedacht worden, wie man diese
Halle schließen kann. Diese Vorgangsweise trägt wirklich massiv dazu bei, die
Wahlbeteiligung in dieser Stadt weiterhin zu senken!
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Wir werden daher nicht locker lassen und hinsichtlich der Landstraßer
Markthalle alle Möglichkeiten ausschöpfen, damit hier doch noch ein Umdenken
stattfindet. Wir lassen uns das sicherlich nicht schlecht reden!
12 000 Menschen waren bereit zu sagen: Ja, wir wollen diese
Markthalle, wir sind der Ansicht, dass das für die Nahversorgung gut
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