Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 108
Bedingungen, die sich etwa
auf den Rechnungsabschluss 2006 beziehen.
Sehr geehrte Damen und
Herren, ich finde, das ist schon ein bisschen kurzsichtig, weil in einem Jahr
eine Sanierungsarbeit, die ja, wie wir alle wissen, oft sehr aufwendig ist, ja
überhaupt nicht relevant sein kann, sondern da müsste man viele Jahre zurückschauen,
um das, was auch in unterschiedlichen Jahren ab den späten Achtzigern in die
Schulen investiert worden ist und an sukzessiven Neubauten, Zubauten, Renovierungen
gemacht wurde, zu erkennen, die sich ja dann alle auf die fortlaufenden Budgets
und Rechnungsabschlüsse natürlich ausgewirkt haben. Hier nur ein Jahr oder eine
Periode in Betracht zu nehmen, das halte ich also wirklich für den Versuch,
gewisse Bezirke einfach davon auszuschließen, diese Mittel überhaupt in
Anspruch nehmen zu können.
Unsere Schulen sind uns wichtig und auch die
Dezentralisierung ist uns wichtig und daher werden wir nicht daran vorbeikommen
können, hier neue Schritte zu setzen. Man muss sich auch - und das möchte ich
hier auch anführen - sicher die Parameter für die Ausschüttung der
Bezirksmittel neu überlegen, da Wien in den letzten 20 Jahren ja nicht
stehen geblieben ist, wie Sie auch selber gerne betonen, es hat sich ja viel an
der wirtschaftlichen Situation in manchen Bezirken verändert und es hat sich
viel in der demokratischen Entwicklung getan, daher wird hier der
Diskussionsprozess sicher aufrechtzuerhalten sein, und daher werden wir uns
hier sicher auch mit den neuen Gegebenheiten zu einer neuen Form der
Mittelverteilung für die Bezirke entschließen müssen.
Fest steht eines: Für den Schulausbau, für die
Renovierung vor allem, haben die Bezirke zu wenig Geld. Das wirkt sich
nachteilig für viele andere Projekte aus, das wirkt sich nachteilig auf den
Steuerzahler aus, das wirkt sich aber auch nachteilig für die Schulen selbst
und hier natürlich für unsere Schulkinder aus.
Wir reichen daher heute einen Beschlussantrag ein,
worin die amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Stadtwerke aufgefordert wird, die Bezirksbudgets um 30 Prozent zu erhöhen.
Und bei der Schulsanierung ist der Kostenschlüssel zwischen der Stadt und den
Bezirken im Verhältnis 90 : 10 vorzusehen. In formeller Hinsicht wird
die sofortige Abstimmung beantragt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, stimmen Sie zu,
entschließen Sie sich, mehr Geld für die Bezirke herzugeben und damit auch
Gutes für die Wiener Schulen zu tun. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Margulies hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Eigentlich wollte ich tatsächlich nur zum PPP-Modell sprechen,
aber ich erlaube mir jetzt dennoch ein paar Worte zur vorangegangenen
Diskussion:
Zur Sozialdemokratie nur ganz kurz, weil man ja
eigentlich in den letzten Tagen gedacht hat, der Wille ist da und heute, so wie
meine Kollegin Jerusalem, schwer überrascht war, dass, obwohl Bürgermeister,
Stadträtin, Stadtschulratspräsidentin, davon sprechen, Gesamtschule oder
gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen, sich das nicht in den Anträgen
wiederfindet.
Ist das die Angst vor der eigenen Courage? Vielleicht
haben Sie es auch nur vergessen und deshalb hat ja Kollegin Jerusalem einen
Antrag eingebracht, der sich klar und deutlich dafür ausspricht, dass ein
Modell für eine gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen in einer Gesamtschule
entwickelt werden soll. Und ich gehe auf Grund der Diskussion in den letzten
Tagen tatsächlich davon aus, dass Sie dem auch zustimmen werden.
Ein anderer Punkt, und das muss ich jetzt wirklich
betrüblich sagen, waren die Wortmeldungen von Kollegen Gudenus und von Frau
Stadträtin Cortolezis-Schlager. Meines Erachtens waren sie eine Beleidigung für
die Intelligenz hier im Haus, und es fällt mir tatsächlich schwer zu sagen, wer
war die größere Beleidigung. Aber ich habe mich für die Frau Stadträtin
entschieden.
Es ist unglaublich, wie sie sich hier herstellt, nach
12 Jahren Bildungsministerin Gehrer, und dann tatsächlich sagt, in den
12 Jahren hat die Frau Bildungsministerin die Voraussetzungen geschaffen,
dass sich jetzt etwas ändert. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Entschuldigung, was macht die ÖVP? Sie sitzt eigentlich
ständig in der Regierung, ich glaube, seit 20 Jahren oder noch länger,
schafft die eine oder andere Voraussetzung, zur Umsetzung kommt es nie, und
wenn man 12 Jahre Bildungsministerin ist, macht man halt in 12 Jahren
das, was andere in einem Jahr tun, und dann wagen Sie hier noch von Leistung zu
sprechen!
Das ist peinlich, wenn man 12 Jahre
Voraussetzungen schafft und nichts umsetzt und dann beklagt, das Schulsystem
sei so schlecht und muss verbessert werden. Also bitte, Entschuldigung! (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Das Wiener
Schulsystem, aber nicht das Bundesschulsystem!)
Ein anderer Punkt:
Cortolezis-Schlager spricht von neuen pädagogischen Erkenntnissen. Sie ist
leider nicht anwesend, sie hat 40 Minuten hier gesprochen, mehr oder
minder intelligent, und geht. Sie interessiert sich nicht für die Debatte. Das
ist zur Kenntnis zu nehmen, aber, sie stellt sich hin und spricht von neuen
pädagogischen Erkenntnissen. Dabei sind die zentralen alten und neuen
pädagogischen Erkenntnisse die, dass eine angeblich leistungsbezogene Trennung
bei 10-Jährigen absoluter Schwachsinn ist. Und sogar Pröll, nicht der
Bundesminister, sondern der Landeshauptmann Pröll, wahrlich kein großer Hort
des Fortschritts, ist in dem Punkt weiter und sagt, 6 Jahre Volksschule
und widerspricht somit Cortolezis-Schlager. Da scheint sich tatsächlich
innerhalb der ÖVP ein bisserl etwas zu tun und die Wiener ÖVP ist, was das
Schulwesen betrifft, am Ende (GRin Mag
Maria Vassilakou: Sie widerspricht sich ja!) trotz Hahn, der angeblich so
liberal ist und trotz vielen anderen, die gerne so fortschrittlich wären. In
der Bildungspolitik ist die ÖVP tatsächlich Schlusslicht auch
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