Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 108
diese Jobs jetzt mehr?
Realität
ist, dass seit Amtsantritt von Bgm Häupl über 20 000 Arbeitsplätze in
Wien vernichtet worden sind und das ist die Realität im roten Wien, meine sehr
geehrte Damen und Herren! Deswegen finde ich es sehr, sehr mutig, dass Sie
heute diesen Titel für die Aktuelle Stunde gewählt haben. Der Herr Bgm Häupl
hat sein Wahlversprechen von 1994 ganz klar gebrochen. Und ich verstehe diesen
eklatanten Widerspruch in der SPÖ-Politik noch immer nicht, einerseits von
Vollbeschäftigung zu schwärmen, andererseits für noch mehr Zuwanderung zu
plädieren, so wie es unlängst eine Stadträtin aus Ihrer Fraktion hier gesagt
hat.
Man kann
also unterm Strich feststellen: Die SPÖ schafft Armut. Es gibt immer mehr
Sozialhilfebezieher auch in Wien. Und Sie reden von mehr Jobperspektiven für
die Jugend!
Ich habe anfangs dargestellt, dass
es ohne ausreichende Bildung keine Zukunftsperspektiven geben kann.
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Bitte ein Schlusswort!
GR Mag Johann Gudenus, MAIS
(fortsetzend): Einbildung à la SPÖ ist eben keine Bildung! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächste Rednerin ist Frau StRin Dr Vana gemeldet.
Bitte, ich erteile das Wort.
StRin Dr Monika Vana (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
„Jobperspektiven für Wiens Jugend! Wien setzt
Taten!" heißt das Thema heute und der erste Gedanke, der sich mir als
Grüne dabei aufdrängt, ist: Das ist eigentlich ein gigantisches
Ablenkungsmanöver der Sozialdemokratie, nämlich ein Ablenkungsmanöver vor dem
völligen Versagen oder nennen wir es netter, nennen wir es Niederlagen bei den
Regierungsverhandlungen zu diesem Thema, wo Sie Ihre Qualifikation in Sachen
Jugendbeschäftigung nicht gerade unter Beweis gestellt haben!
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, meine Damen und
Herren, wenn man über den Rathausplatz geht. Sie haben, Frau Kollegin Wehsely,
die heutige Aktuelle Stunde ein bisschen in die Nähe des Tages der Arbeit, des
1. Mai gerückt. Wir, die GRÜNEN, begehen lieber den Tag der Arbeitslosen,
um auf die Menschen, die davon betroffen sind, keine bezahlte Arbeit zu haben,
hinzuweisen und Forderungen in diesem Bereich zu stellen. Aber man sieht schon
die roten nicht zu übersehenden Plakatwände, die am Rathausplatz aufgestellt
werden, wo so wunderbar klingende Parolen stehen wie „Neue Wege braucht das
Land" und was mir besonders gut gefallen hat „Der Mensch im Mittelpunkt“.
Da habe ich schon schmunzeln müssen, weil ich denke, eine Partei, die es nicht
einmal geschafft hat, ihr Wahlversprechen einzulösen und die Studiengebühren
abzuschaffen und die auch der Lockerung des Kündigungsschutzes zugestimmt hat -
des Kündigungsschutzes für Lehrlinge im Regierungsprogramm - und eine Partei,
deren Kanzler und Parteivorsitzender Jugendliche, die gegen Studiengebühren und
gegen mangelnde Jobperspektiven auf die Straße gehen, pauschal als
„gewaltbereite Demonstranten und Demonstrantinnen“ bezeichnet - das ist ja
wirklich wohl ein Hohn, liebe Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Da
haben Sie wirklich sämtliche Glaubwürdigkeit zum Thema Beschäftigungspolitik
verloren! Da können wir GRÜNEN nur sagen: „So nicht!". Wir wollen keine
Lippenbekenntnisse, wir wollen Taten sehen!
Und zwar: Schauen Sie sich bitte einmal die Datenlage
an, die schlecht ist, die immer schlechter wird und zwar anders als Sie uns
glauben machen wollen, sinkt die Jugendarbeitslosigkeit statistisch nicht,
sondern im Gegenteil, der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen an allen
arbeitslos Gemeldeten steigt. Wir haben in Wien den größten Lehrstellenmangel
aller Bundesländer. Jede zweite Lehrstelle in Wien ist bereits staatlich
gefördert. Das kann ja wohl auch kein Zukunftsmodell sein. Und trotzdem sind
fast alle Maßnahmen, die gesetzt worden sind, und sie setzen Maßnahmen, das
gebe ich zu, Sie setzen Maßnahmen - wir GRÜNEN fordern das auch, wir begrüßen
das auch -, aber Sie konzentrieren Ihre Maßnahmen ausschließlich auf die Lehre.
Sie haben kaum ein Konzept zur gesamten Bekämpfung für Jugendarbeitslosigkeit,
kein Gesamtkonzept. Es gibt immer mehr Menschen - und das wissen Sie und das
rechnen wir Ihnen seit Jahr und Tag auch immer vor, wir stehen ja nicht das
erste Mal hier -, es gibt immer mehr Jugendliche, die mit Lehrabschluss, mit
Maturaabschluss, mit Universitätsabschluss auf der Straße stehen.
Sie haben zum Beispiel kein
Konzept für das immer größer werdende Problem des so genannten „Generation Praktikum“.
Immer mehr junge, gut ausgebildete - also nicht nur die so genannten typischen
Problemgruppen wie PflichtschulabsolventInnen, sondern immer mehr gut
ausgebildete, akademisch gebildete Jugendliche werden in einen Arbeitsmarkt
geschoben, der ihnen nicht einmal ein Entgelt bietet, nämlich Praktika,
keinerlei arbeits- und sozialrechtlichen Schutz, wo wir uns in einer
rechtlichen Grauzone befinden, wo ein Auge zugedrückt wird, wo selbst die
Arbeiterkammer warnt, dass das immer mehr Menschen sind, die eigentlich
ausgebeutet werden und wo ich mich auch frage: Wo sind Ihre Vorstöße, nicht nur
im Bund, sondern auch in Wien in Richtung eines Pflichtpraktikagesetzes, in
Richtung gesetzlichen Mindestlohns, in Richtung Arbeiterkammer und
Gewerkschaftsmitgliedschaftsmöglichkeiten dieser immer größer werdenden Gruppe
junger Arbeitsloser.
Wir vermissen ein Gender-Konzept,
ein Gender-Konzept zur Schließung des immer größer werdenden Gendergets auch
bei jugendlichen Arbeitslosen und bei jugendlichen Beschäftigten. Ein Punkt,
der heute noch gar nicht angesprochen wurde: Die Einkommensunterschiede sind
schon bei jungen Erwerbstätigen bis zu 20 Prozent. Wir haben immer mehr
junge Erwerbstätige, die wir nur mehr in atypischen Arbeitsverhältnissen haben.
Wir haben immer mehr Mädchen, signifikant mehr Mädchen, die eine Lehre
abbrechen müssen oder gar keine Lehrstelle bekommen, weil Unternehmen immer
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