Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 71
kommenden Schuljahr zu beheben.“
Ich weiß, dass es dann noch der Auseinandersetzung
und der Diskussion mit dem Bund bedarf. Aber das müsste ja jetzt etwas leichter
fallen! Ich weiß schon: Wien muss da tätig werden, da ist eine Aufforderung an
den Bund zu richten. Man kann aber doch nicht über Jahre hinweg zuschauen, wie
Kinder bis zu drei Stunden pro Tag in die Schule fahren müssen! (Zwischenruf
von GR Heinz Vettermann.) Ich leite Ihnen gern die Mails weiter, wenn Sie
daran interessiert sind, wer das ist! – Jedenfalls bringe ich in formeller
Hinsicht auch diesen Antrag zur sofortigen Abstimmung ein.
Abschließend möchte ich mir den Hinweis erlauben, dass jetzt die Unterrichtsministerin Ihrer Partei angehört und sie der Meinung ist, dass es genug Geld für den Schulbereich gibt. – Wir sollten uns vielleicht einmal anschauen, was das für Wien bedeutet, wo doch die Wiener Landesregierung und der Stadtschulrat alle Jahre wieder um 700 bis 800 LehrerInnen mehr einfordern, als wir derzeit haben. Ich hoffe daher sehr, dass dann auch genug Lehrerinnen und Lehrer für Wien da sein werden, dass das Bildungsdokumentationsgesetz umgehend geändert wird und dass genügend AHS-Plätze zur Verfügung gestellt werden!
Ein Letztes: Ich habe mich sehr gewundert und auch
geärgert, dass sowohl die Präsidentin des Stadtschulrates als auch die
ÖVP – bei Letzterer wundert es mich nicht, aber bei der Präsidentin
schon! – die Kooperative Mittelschule als gleichwertig mit der AHS
angepriesen haben. Sie wissen, dass das in vielen Punkten nicht zutrifft, da
mit dem Abschluss der KMS keinerlei Berechtigungen verbunden sind. Man hat
diesbezüglich auch die Eltern falsch informiert. Diesen Vorwurf müssen Sie einstecken,
der klebt an Ihnen und ist auch nicht wegzubekommen! Sie können es aber
gutmachen, indem Sie die Eltern offen und ehrlich informieren. – Ich danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau
Bezirksvorsteherin Reichard. Ich erteile es ihr.
Bezirksvorsteherin Susanne Reichard:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Dieses Schulsanierungspaket ist sicherlich einmal ein
Schritt in die richtige Richtung. Es ist aber, wie so oft, zu wenig, und es ist
vor allem viel zu spät gekommen.
Der so genannte Hund liegt wie immer im Detail, und
man muss sich daher das Kleingedruckte sehr genau anschauen, um beurteilen zu
können, wie dieses Paket im Detail wirklich ausschaut. Es klingt nämlich sehr
gut, wenn großartig in der Zeitung verkündet wird: Wir stecken in den nächsten
zehn Jahren 600 Millionen in die Schulsanierungen Wiens! – Das macht
sich auf den ersten Blick sehr gut, man muss sich aber wirklich die klein
gedruckten Details anschauen!
Zunächst sind es nicht 600 Millionen, die
wirklich von Seiten der Stadt Wien an die Bezirke gehen, sondern es handelt
sich wieder um diesen berühmten 60-zu-40-Schlüssel: 40 Prozent werden
seitens der Stadt Wien gezahlt, 60 Prozent zahlen aber sehr wohl die
Bezirke aus ihren Bezirksbudgets, die, wie wir alle wissen, mehr als angespannt
und in den meisten Bezirken heftig im Minus sind, und zwar nicht deswegen, weil
wir nicht wirtschaften können und trotzdem ständig darüber jammern. Vielmehr
mussten wir zumindest in den letzten fünf Jahren sehr viele Schulsanierungen
aus unserer Bezirksverantwortung heraus vornehmen, und das mit wesentlich zu
geringen Mitteln. Wir haben viel zu wenig Mittel! – Das einmal zu der
kursierenden Behauptung, dass es 600 Millionen gibt.
Dann gab es die Aussage des Herrn Bürgermeisters,
dass die Bezirke Rücklagen haben und dass man ja auf zehn Jahre ansparen und es
sich einteilen kann. – Wenn man die Lage wirklich kennt, dann weiß man,
dass es anders ausschaut: Es gibt nämlich kaum mehr Rücklagen, und wovon soll
man dann etwas ansparen?
Wenn man sich diese Pakete genau anschaut, dann sieht
man, dass es sich um so genannte geschnürte Pakete handelt. Das heißt, ein
Aufschnüren dieser Pakete ist quasi unmöglich. Diese Pakte bestehen aus einer
Liste von Investitionen, welche die Bezirke nach Festlegung der Magistratsdienststellen in den
nächsten zehn Jahren zu erfüllen haben.
Das heißt, man hat jetzt nicht gesagt: Liebe Bezirke, ihr habt jetzt diese und
jene Investitionen zu tätigen. Wir von Seiten der Stadt Wien unterstützen euch
in den nächsten zehn Jahren budgetär mit 40 Prozent. Vielmehr hat es
geheißen: All das habt ihr zu erfüllen, und ihr bekommt 40 Prozent unter
der Voraussetzung, dass alles innerhalb dieser zehn Jahre auch erfüllt ist.
Was geschieht, wenn man es
nicht erfüllt, ist noch offen. Das heißt, es schweben sozusagen Sanktionen im
Raum, wenn der Bezirk wirklich nicht mehr kann. Und da geht es um Zahlen, die
in keiner Relation mehr stehen. Die angeführten Zahlen sind Richtwerte, die von
Haus aus schon einmal um 20 Prozent nach oben schwanken können. Details
sind nicht berücksichtigt, und die genauen Zahlen weiß man einfach noch nicht.
Und wenn die Voraussetzungen falsch sind, dann nutzt es natürlich auch nichts,
wenn man die besten Magistratsbeamten antreten und dieses Schulpaket
exekutieren lässt.
Kommen wir nun konkret zu
den Zahlen: Was sich zum Beispiel errechnet, dass der 18. Bezirk bei einem
Bezirksbudget von jährlich 4,2 Millionen ein gesamtes Drittel seines Budgets
für die nächsten zehn Jahre jeweils für bestimmte Schulzwecke ausgeben müsste.
Im 4. Bezirk hätten wir bei einem Bezirksbudget von 2,8 Millionen in zehn
Jahren 6,5 Millionen EUR zu erfüllen. Wenn man da noch die zusätzlichen jährlichen
Instandhaltungsausgaben so wie Strom, Licht und die Infrastrukturkosten für die
Schulen dazu rechnet, dann ergibt das mindestens auch ein Viertel des
Bezirksbudgets. Das ist absolut unmöglich! Das wäre fahrlässig! Ich kann mich
von Bezirksseite heute nicht verpflichten, zehn Jahre lang ein Drittel oder ein
Viertel meines Budgets auszugeben! Das ist absolut nicht machbar! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Dieses so
genannte Schulsanierungspaket ist nichts anderes als ein
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