Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 71
überarbeitet werden. Gestern am Nachmittag ist die
Meldung gekommen, dass sie auch überarbeitet werden, und ich bin sehr froh
darüber. Es sollte natürlich auch das Projekt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern
der Umgebung diskutiert werden. Das wird ja bekanntlich der Fall sein. Die
Bürgerversammlung ist für den 7. Mai einberufen, und ich glaube natürlich
auch nicht, dass die Wiener Sängerknaben 365 Tage im Jahr diesen
Konzertsaal nutzen werden, und die Bürgerversammlung, die Bezirksvorsteher
Gerhard Kubik einberufen hat, ist sicherlich ein guter Ansatzpunkt.
Die Wiener Sängerknaben sind eine weit über die
Grenzen Österreichs hinaus wichtige Kultureinrichtung. Die Wiener Bevölkerung
ist stolz darauf, dass wir diese Einrichtung haben. Mit ganzem Einsatz soll
sich die Stadt Wien für den Erhalt und den Ausbau der Institution Wiener
Sängerknaben einsetzen, und dazu gehört auch der Neubau des Konzertsaals am
Augartenspitz.
Dem Antrag der Subvention des Filmarchivs Austria
über 87 000 EUR werden wir natürlich zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Auf meiner Liste weiter der Herr GR Dipl-Ing – Gretner? Die
Frau GRin Gretner. Entschuldigung! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Das ist schon zum zweiten Mal heute, dass ich irgendwie
falsch angesprochen werde. Also wie man sieht, ist das nicht der Herr
Diplomingenieur, sondern die Frau. Das gibt es auch. (Neuerliche Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)
Ich finde diese Debatte ganz
interessant. Kulturpolitik ist ja nicht so ganz mein Spezialgebiet, aber
anscheinend wird man total bescheiden, wenn man in der Kultur tätig ist. Bitte,
wieso kann es eigentlich nicht das eine und das andere geben, nicht alles an
diesem Ort? Wieso schreien immer gleich alle anderen auf: Wieso bekommen die
Geld und wir nicht? Wir sind deshalb dagegen! (GR Mag Wolfgang Jung: Weil
sie was ändern wollen!) Die mögen das ändern wollen, aber wenn
man sich anschaut, wie viel in anderen Ressorts ausgegeben wird, ohne mit der
Wimper zu zucken, wo nie hinterfragt wird, zu welchem Zweck das Ganze gut ist.
Also ich glaube, man sollte sich da vielleicht einmal, bitte schön, bewusst
werden, wie wichtig die Kultur für die Menschen in der Stadt ist.
Zu dem Projekt noch. Marco
Schreuder hat eben einiges gesagt. Ich finde es erschreckend, dass jetzt in der
Debatte die Reaktion der Sängerknaben ist: Okay, wir überarbeiten die Fassade.
Das ist ganz typisch, das hat auch die Hochhausdebatte schon gezeigt. Es geht
immer allen nur um die Ästhetik. Die glauben, das Problem ist das Ästhetische.
Es ist nicht die Ästhetik dieses Gebäudes, sondern es ist die Nutzung, die dort
im Konflikt steht mit anderen Nutzungen. Genau darum geht die Debatte, und es
geht nicht darum, jetzt die Fassade zu überarbeiten, damit das weniger schräg
ausschaut. Das wird überhaupt nichts ändern, und das wird auch die Leute, die
sich dort engagieren, nicht beruhigen.
Und insofern auch an den Bürgermeister, der heute
gesagt hat, er garantiert, dass das Leitbild erarbeitet wird, ist aber trotzdem
für das Sängerknaben-Projekt. Also das ist zu wenig. Es müssen die Bürgerinnen
und Bürger und die Institutionen vor Ort vor der Entscheidung
zusammengebracht werden, und wir werden gemeinsam mit den Leuten, die sich dort
engagieren, alles dazu tun, dass das sichergestellt ist. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Mag Stefan, bitte zum Rednerpult.
GR Mag Harald Stefan (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Die Freiheitlichen haben hier eine klare
Stellungnahme abgegeben, und ich möchte sie auch hier präsentieren. Wir sind
eindeutig dafür, dass dieses Projekt eines Konzertsaales für die Wiener
Sängerknaben realisiert wird. Die Vorteile liegen so eindeutig auf der Hand,
dass es für uns sicherlich die beste Lösung ist. Erstens einmal ist das, wie
schon mitgeteilt wurde, ausfinanziert, das heißt, es kostet die öffentliche
Hand nichts, im Flächenwidmungsplan ist es bereits als bebaubare Fläche
ausgewiesen, also es muss hier keine Umwidmung stattfinden, und die
Gesangsausbildung der Sängerknaben benötigt halt nun einmal einen Saal, und es
wäre nicht sinnvoll, die Kinder - wahrscheinlich täglich - durch die ganze
Stadt zu führen. Also all das spricht eindeutig dafür, dass man dieses Projekt
realisiert. Auch dass die Sängerknaben eine ganz wesentliche Institution für
die Stadt Wien und auch für ihren Ruf als Musikstadt sind, ist wohl klar, und
auch das spricht dafür, dass man daher diese Priorität setzen sollte.
Wir haben daher dem Vorschlag, hier einen
Filmkulturzentrum zu errichten, nichts abzugewinnen und sind dafür, dass eben,
wie gesagt, dieses Projekt der Konzerthalle realisiert wird. Sollten da
irgendwelche anderen Hintergründe dahinterstehen, warum man das ablehnt, dann
sollte man sie auf den Tisch legen. Sollte das etwa eine kulturpolitische
Ablehnung der Institution Sängerknaben sein, dann kann man das auch sagen.
Sollte es wirklich nur um die Einbeziehung der Bevölkerung in ein Bauprojekt
gehen, ist das auch verständlich, und es wäre nicht erforderlich, hier eine
große Diskussion abzuführen. Das ist eine Selbstverständlichkeit, dafür sind wir
natürlich auch. Aber wie gesagt, das Projekt Konzerthalle für die Sängerknaben
unterstützen wir. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Frau Dr Vitouch. Ich erteile es
ihr.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich möchte Sie an einen
Österreicher, oder eigentlich an einen Amerikaner österreichischer Abstammung
mit dem Namen Frederik Austerlitz erinnern. Sie kennen ihn unter einem anderen
Namen besser. Er hat vor zirka 75 Jahren bei einem Vorsprechen in
Hollywood folgende Kritik bekommen: „Can't sing, can't act, is slightly
balding, but can dance a little." Übersetzt: Er kann nicht
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