Gemeinderat, 19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 71
(Beginn um 9 Uhr)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich wünsche einen schönen guten Morgen! Die
19. Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet.
Entschuldigt für diese Sitzung für Vormittag sind GR
Dr Aigner, GR Niedermühlbichler und GR Woller; für den ganzen Tag
entschuldigt ist GR Dr Ulm.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 01376-2007/0001 - KVP/GM) wurde von
Herrn GR Mag Alexander Neuhuber gestellt und ist an den Herrn
Bürgermeister gerichtet. (Der jüngst veröffentlichte Kontrollamtsbericht zu
Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien, ua der Verkauf der Grundstücke neben
dem Ernst-Happel-Stadion zur Errichtung eines EKZ, zeichnet ein wenig
schmeichelhaftes Bild der dafür zuständigen MA 69. So heißt es im Bericht
zusammenfassend: "Aus der Sicht des Kontrollamtes hat die MA 69 die Besonderheit
der Transaktion und die damit zusammenhängende Vertragsgestaltung zu wenig
hervorgehoben bzw die Intention der Stadt Wien nicht in gebotener Klarheit im
Antrag an den Gemeinderat dargelegt." Welche politischen, personellen und
strukturellen Konsequenzen werden Sie auf Grund der deutlichen Kritik des
Kontrollamtes ziehen?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
In Beantwortung Ihrer Anfrage darf ich Ihnen einmal
mehr mitteilen, dass das gegenständliche Transaktionsobjekt, das auch im
Gemeinderat ausführlich und mehrmals debattiert wurde, als PPP-Modell
konzipiert war und dies der erste Versuch unter Mitwirkung der Stadt Wien
Holding GmbH war, privates Kapital zu aktivieren. Der Vorteil für die Stadt
Wien bestand darin, dass für die Planung und Realisierung des Projektes keine
Kosten anfallen und somit kein wirtschaftliches Risiko für die Stadt Wien
vorhanden ist. Weiters erfolgte die Finanzierung der geplanten Projekte ohne
Zuhilfenahme von öffentlichen Fördermitteln, was wiederum eine Entlastung des
Budgets der Stadt Wien darstellt.
Die Komplexität des Projektes war – wie sich aus den
Wortmeldungen in der Sitzung des Gemeinderates vom 23. September 2004
ergibt – den Damen und Herren Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, die sich mit
dem Thema intensiv auseinandergesetzt haben, bekannt, denn dass
Liegenschaftstransaktionen von dieser Dimension eine komplexe Angelegenheit
sind, dürfte gerade Ihnen kein besonderes Geheimnis sein.
Zweifelsfrei ist dem Kontrollamt zuzustimmen, dass
der Vorlageantrag an den Gemeinderat präziser zu formulieren gewesen wäre. Dies
hat die MA 69 auch zugesagt. Ich hoffe, dass wir durch entsprechende
Nachschulung die notwendigen Präzisierungen in den Formulierungen in Zukunft
auch hinkriegen werden. Trotz dieser Formulierungsschwäche in der
Antragsstellung bin ich der Ansicht, dass das PPP-Modell Perspektive hat und
dass wir es auch weiterhin nutzen beziehungsweise weiterentwickeln werden – zum
Wohle nicht zuletzt der Finanzen der Stadt selbst.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister. Die 1. Zusatzfrage hat Herr GR Mag Neuhuber.
– Bitte.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Bürgermeister!
Ich glaube, Sie werden nicht überrascht sein, wenn
ich Ihnen sage, dass ich durchaus ein Anhänger von PPP-Modellen bin. Ich würde
mich auch freuen, wenn es mehr in dieser Stadt gäbe. Im vorliegenden Fall bei
dieser Grundstückstransaktion ist halt, wie es das Kontrollamt festgestellt hat
– vielleicht auch deshalb, weil es das erste war – einiges schiefgegangen. Ich
meine, das zieht sich durch den Kontrollamtsbericht wie ein roter Faden, dass
immer wieder drinnen steht: nicht nachvollziehbar. Und wer die zurückhaltende
Sprache des Kontrollamtes kennt, kann sich schon ungefähr denken, was hinter
diesem „nicht nachvollziehbar" in Wirklichkeit steckt. Mit noch mehr
Deutlichkeit kann es das Kontrollamt ohnehin schon fast nicht sagen.
Nun meine Frage, Herr Bürgermeister. Wenn wir die
Idee von PPP-Modellen weiterspinnen, dann sollte man doch in Zukunft auch
Ausschreibungen machen; nicht einfach einen hernehmen ohne Verhandlungen,
sondern so, wie es auch die Bundesimmobiliengesellschaft macht, überhaupt für
große Projekte, Ausschreibungen im Bieterverfahren. Werden Sie sich dafür
einsetzen, dass es bei zukünftigen Grundstückstransaktionen und PPP-Modellen
Bieterverfahren geben wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr
Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Das ist etwas, was ich Ihnen leichten Herzens
deswegen zusagen kann, weil wir in absehbarer Zeit eine EU-Richtlinie zu PPP zu
erwarten haben, wo dies als eine selbstverständliche Voraussetzung involviert
ist. Es ist gar keine Frage, dass wir bei Richtlinien der EU gelegentlich hart
ringen, aber wenn sie da sind, haben wir uns daran zu halten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister! Die 2. Zusatzfrage wird von Mag Stefan von der
FPÖ gestellt. Ich sehe ihn nur nicht. Daher kommen wir zur 3. Zusatzfrage.
Frau GRin Dipl-Ing Gretner, bitte.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Die EU wurde gerade angesprochen. Es gibt eine
Mitteilung der Kommission betreffend staatliche Beihilfen bei Verkäufen von
Bau- oder Grundstücken durch die öffentliche Hand. Auch in diesem Fall hat sich
die Stadt Wien leider nicht wirklich daran gehalten, es gab nämlich kein
Bieterverfahren und kein Gutachten. Wie rechtfertigen Sie das?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Weil das eine Mitteilung ist und noch nicht die Richtlinie der Europäischen
Union.
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