Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 71
Aber dass die Kritik diesbezüglich von den Grünen kommt, ist leicht merkwürdig, denn
gleichzeitig ist von den Grünen
ja auch immer kritisiert worden, dass seitens der Europäischen Union bestimmte
Modelle in einer – nun sagen wir einmal – äußerst unternehmerfreundlichen Form
gestaltet wurden, also, wenn man im weitesten Sinn so will, eher eine Kritik
von links gekommen ist. Dass Sie jetzt dies heranziehen, was uns wahrscheinlich
mit dieser PPP-Richtlinie noch einige Schwierigkeiten bereiten wird – das sage
ich jetzt auch dazu, denn ich bin wirklich sehr gespannt, wie wir mit dieser Richtlinie
in Zukunft PPP-Modelle überhaupt noch machen können –, verwundert mich
zumindest ein bisschen. Soll ja alles sein.
Ich bin ganz sicher, dass wir in Zukunft nicht nur
mit Schätzgutachten – das werden wir jetzt schon tun – entsprechend vorgehen
werden – das ist auch eine Überlegung innerhalb des Magistrats und eine
Empfehlung des Kontrollamtes –, sondern die Frage der Bieterausschreibung ist
eine Sache, die von der Europäischen Union zwingend vorgeschrieben werden wird.
Daher ist retrospektiv die Diskussion notwendig, pro futuro eigentlich nicht,
denn es wird sowieso so sein.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister. Die 4. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR
Mag Neuhuber. – Bitte.
GR Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister, wenn ich Sie
jetzt richtig verstanden habe, sollen in Zukunft bei derartigen Transaktionen
auch externe Sachverständige zum Zug kommen, denn das war nämlich einer der
Hautkritikpunkte des Kontrollamtes im Bericht. Wenn ich mich recht erinnere,
hieß es da, das interne Gutachten der MA 69 wäre äußerst knapp bemessen
gewesen; also wieder die sensible Sprache des Kontrollamtes.
Werden Sie sich also dafür einsetzen, dass in Zukunft
bei derartigen Projekten auch gerichtlich beeidete Sachverständige für die
Gutachten zum Einsatz kommen?
Bgm Dr Michael Häupl:
Selbstverständlich, Herr Gemeinderat. Wir haben in so vielen Bereichen
hervorragende gerichtlich beeidete Sachverständige für Immobilien, und
selbstverständlich werden wir es auch hier tun.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke
für die Beantwortung der 1. Frage.
Die 2. Anfrage (FSP - 01369-2007/0001 - KSP/GM) wurde von
Herrn GR Kurt Wagner gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat
der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet. (Wien hat mit
der Einführung der Parkraumbewirtschaftung einen wesentlichen Beitrag zur
Verringerung des MIV geleistet. Die Gebühren für Parkscheine sind seit 1986 mit
4 ATS für 30 Minuten, 8 ATS für 60 Minuten und 12 ATS für
90 Minuten gleich geblieben bzw wurden durch die Einführung des Euro sogar
um 7,21 Cent pro Stunde gesenkt. Diese Senkung entspricht einer
Kostenreduzierung von über 8%. Wie war die Gebührenentwicklung im gleichen
Zeitraum, also in mehr als 20 Kalenderjahren für Kurzparker in Garagen, im
1. Bezirk und auch in den anderen Bezirken, die parkraumbewirtschaftet
sind?)
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Gemeinderat, Sie stellen richtigerweise fest,
dass in den letzten 21 Jahren die Tariferhöhung bei der
Parkraumbewirtschaftung in den Kurzparkzonen unterblieben ist. Man kann sogar
dazusagen, dass es mit der Einführung des Euro zu einer Verbilligung um
8 Prozent gekommen ist, sodass man letztlich, wenn man die Inflation,
nämlich den Verbraucherpreisindex zu Hilfe nimmt, draufkommt, dass in dieser
Zeit, in den letzten 21 Jahren der Verbraucherpreisindex um
54 Prozent gestiegen ist, und das scheint mir Rechtfertigung genug zu
sein, dass wir auch für die Kurzparkzonen eine Anhebung des Tarifes vornehmen;
zum jetzt gültigen Tarif um 50 Prozent, zum Tarif, der 1986 gültig war, um
38 Prozent. Das ist insofern auch gerechtfertigt, als die Straßen ja
gebaut werden müssen und die Parkstreifen auch gebaut werden müssen.
Der Bauindex ist in dieser Zeit um 200 Prozent
gestiegen, und wenn man das vergleicht mit den Kostensteigerungen bei den
Parkgaragen in den Zonen, wo die Parkraumbewirtschaftung wirkt, so ist der
Tarif dort um 230 Prozent gestiegen. Also eine Anhebung von
50 Prozent ist hier als moderat zu sehen.
Wir haben mit diesen Mitteln vor, dass wir erstens im
Bereich des Autofahrens sozusagen Verbesserungen folgendermaßen vornehmen: Dass
wir die Park-and-ride-Anlagen, die die Pendler und Pendlerinnen dazu animieren
sollen, die Autos am Stadtrand oder überhaupt außerhalb der Stadt stehen zu
lassen, stärker unterstützen. In Summe sollen mit den zusätzlichen Einnahmen in
Wien und außerhalb Wiens 15 000 Stellplätze errichtet werden. Diese
Erhöhung wird ja zweckgebunden verwendet, für die Verbesserung der
Parkraumsituation, zum Beispiel. Wir haben auch vor, dass wir noch dazu
15 Garagen innerstädtisch nachrüsten. Die sind in Planung, und die Mittel
werden auch dafür zum Einsatz kommen.
Zusätzlich haben wir vor, die
Beschleunigungsprogramme der Wiener Linien zu unterstützen. Das ist
mittlerweile ein sehr intelligentes System, eine dynamische Ampelschaltung für
die Wiener Linien, für den Bus und für die Straßenbahn, was bedeutet, es ist
für den Autofahrer nicht mehr spürbar und für die Straßenbahn oder für den Bus
doch eine deutliche Verbesserung.
Es wird auch die grüne Welle noch einmal gemeinsam
mit den Autofahrerklubs überprüft, wo denn da unter Umständen noch Mängel
bestehen.
Weiters haben wir vor, dass wir die
Umweltverbundverkehre, also den öffentlichen Verkehr, das Radfahren und das
Zufußgehen, auch aus den Mehreinnahmen der Parkraumbewirtschaftung
unterstützen. Dazu zählt der Ausbau des Radwegenetzes, dazu zählen natürlich vor
allem die Abstellanlagen für Fahrräder outdoor, aber auch indoor, denn wir
wissen, dass hier ein großer Bedarf an Nachrüstung auch in den Gebäuden
besteht.
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