Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 104
Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt erwarten.
Ein Umdenken ist angesagt! Und die Beantwortung, die
wir hören, ist eine Chance, eine Chance für die Wienerinnen und Wiener, für die
Kundinnen und Kunden, für die Unternehmerinnen und Unternehmer dieser Stadt -
und vor allem für den Landstraßer Markt als eine wichtige Einrichtung der
Nahversorgung dieser Stadt und dieses Bezirks. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat
sich der Herr Bürgermeister zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Klubobmann!
Da das mit Sicherheit
nicht die erste Diskussion ist, die zu dem Thema geführt wurde, und nachdem
dieses Thema in der Öffentlichkeit in großer Breite abgehandelt wurde, es über
geraume Zeit im Bezirk eine hochinteressante Diskussion dazu gegeben hat - samt
einer Abstimmung in der Bezirksvertretung, in der Sie bedauerlicherweise in der
Minderheit geblieben sind -, nachdem man also mit Sicherheit sagen kann, dass
der News-Wert gering ist, wäre die einzige Frage, die ich noch hätte, die:
Warum soll das dringlich sein? (Zwischenruf von GR Dr Matthias Tschirf.)
Ich darf Ihnen versichern,
Herr Klubobmann, dass Sie nicht der Einzige sind, der auf Märkte geht, dass Sie
nicht der Einzige sind, der sich um kleine Unternehmen in vielfältigster Form
sorgt, und dass Sie mit Sicherheit nicht der Einzige sind, der daran
interessiert ist, dass gerade auch die Nahversorgung gesichert ist und dass man
sich um den kleinen Unternehmer in dieser Stadt kümmert. Die Zusammenarbeit
gerade zwischen der Wirtschaftskammer und der Stadt Wien in den Bereichen der
Nahversorgung, der Nahversorgungssicherung ist der tägliche Beweis dafür, wie
sehr wir uns hier auch gemeinsam bemühen um eine Falsifizierung Ihrer These,
auch wenn sie hier mit großer Pathetik vorgetragen wurde.
Diese Anmerkungen wollte ich
zu Beginn gemacht haben, in aller persönlichen Verbundenheit und Freundschaft.
Denn ich glaube nicht, dass es angebracht ist, hier festzustellen: Uns sind die
Unternehmer, generell gesehen, wurscht. Aber jeder, der einigermaßen
unternehmerisch denkt, wird nicht von Bürokratie reden, wenn er diese Situation
beurteilt, sondern von unternehmerischem Denken! Daher glaube ich, wer sich die
Zahlen anschaut, was die Kosten betrifft und was, in der Folge gesehen, auch
die Frage des Nutzens ist, der wird zu einer sehr einfachen Erkenntnis kommen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich in der
notwendigen Kompaktheit und mit dem Versuch, Wiederholungen zu vermeiden, Ihnen
zu den einzelnen Punkten antworten.
Zu Punkt 1: Da sich an den für die Stadt Wien
ungünstigen betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen nichts geändert hat, gehe
ich davon aus, dass - auch gemäß dem Beschluss der Bezirksvertretung - an der
Schließung des Landstraßer Marktes festgehalten wird.
Zu Punkt 2: Als
Bürgermeister - ich versichere Ihnen: auch persönlich - bedauere ich die
Schließung jedes Marktes, habe diese aber aufgrund der wirtschaftlichen
Situation - und nicht der bürokratischen - zur Kenntnis zu nehmen. Wichtig ist
mir jedoch die Feststellung, dass auch in Zukunft die Nahversorgung sichergestellt
sein wird und dass die Stadt Wien - ich gehe davon aus, gemeinsam mit der
Wiener Wirtschaftskammer - dafür Sorge tragen wird, dass faire
Ablöseverhandlungen geführt werden.
Zu Punkt 3a: Die Landstraßer Markthalle wurde am
22. März 1979 eröffnet, sie ist somit bereits 28 Jahre alt. Dies
entspricht der durchschnittlichen Lebensdauer derartiger Nutzbauten, was zur
Folge hat, dass die Halle trotz laufender Instandhaltungs-, Reparatur- und
Sanierungsarbeiten - in den Jahren 1998 bis 2006 entstanden dadurch Kosten in
der Höhe von insgesamt zirka 1,7 Millionen EUR - in einem schlechten
baulichen und technischen Zustand ist. Ersatzteile für defekte technische
Einrichtungen sind teilweise nicht mehr erhältlich, sondern müssten einzeln
angefertigt werden.
Der jährliche Abgang der Stadt Wien für die
Markthalle beträgt rund 1,4 Millionen EUR. Eine von den zuständigen
Dienststellen der Stadt Wien in Auftrag gegebene Studie enthält eine
Kostenschätzung der baulichen, technischen und hygienischen Sanierung des
Marktes - ohne zusätzliche Investitionen in eine verkaufstechnische
Neugestaltung der Halle - in der Höhe von 10 Millionen EUR. Eine
verkaufstechnisch attraktive Neugestaltung der Markthalle entsprechend
zeitgemäßen Standards würde sich auf rund 20 Millionen EUR belaufen.
Eine Sanierung der Markthalle würde eine Aussiedlung
der Standbetreiberinnen und Standbetreiber während der Bauarbeiten in mehreren
Etappen über mehrere Monate und eine Unterbringung an kaum vorhandenen
Ersatzstandorten bedeuten. Die Verkaufstätigkeit der übrigen Unternehmerinnen
und Unternehmer wäre durch Baulärm und Schmutz stark eingeschränkt. Es ist
davon auszugehen, dass schon während der Renovierungsarbeiten ein weiterer Teil
des Kundinnen- und Kundenstocks abhanden kommen würde. Der weitere Betrieb der
Landstraßer Markthalle ist daher wirtschaftlich - und nicht bürokratisch -
nicht vertretbar.
Zu Punkt 3b: An einen neuen Markt im Sinne der
Marktordnung ist nicht gedacht. Es ist aber durchaus denkbar, dass
Marktstandbetreiber und -betreiberinnen Geschäftslokale im Einkaufszentrum des
Projekts Wien-Mitte erhalten. Außerdem möchte ich auf den nur
10 Gehminuten entfernten Rochusmarkt mit seinem vielfältigen Warenangebot
hinweisen.
Zu Punkt 4: Ihre Frage geht dahin gehend ins Leere,
da nicht die wirtschaftlichen Probleme der Vergangenheit im Vordergrund standen
- zumal die notwendigen Instandhaltungs-, Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen ja
laufend durchgeführt wurden -, sondern die Frage, ob es wirtschaftlich
vertretbar gewesen wäre, 20 Millionen EUR für eine Generalsanierung
der Halle mit ungewisser Zukunft aufzuwenden.
Zu Punkt 5: Die Entscheidung dazu
wurde Anfang
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