Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 104
Ich weiß, die Akustik ist ein bisschen schlecht – ich
habe vorher auch kaum die Frage verstanden. Daher ist das wahrscheinlich auch
der Grund, warum wir uns jetzt plötzlich hier missverstehen. Denn ich habe
keineswegs gesagt, dass die Politiker hier ausgeschlossen werden sollen - ich
kann mir auch schwer eine Gesetzesnovellierung ohne Politiker, also ohne
Landtag vorstellen. Das wird sehr schwierig, nicht wahr?
Aber diese Expertengruppe hat den Auftrag, die
Situation zu durchleuchten und Vorschläge zu erarbeiten, was es hier zu
verändern gilt, von den einfachen Tagesabläufen, also Kontrollverstärkungen, so
wie sie im Übrigen zur Zeit ja auch schon stattfinden, wesentlich verstärkter
als im Vorjahr - wir haben alleine in den bisherigen zwei Monaten in etwa so
viel wie das letzte halbe Jahr 2006 an Kontrollmaßnahmen auch durchgesetzt,
also wesentlich verstärkt, was auch zum Auffinden von wesentlich mehr illegalen
Glücksspielautomaten geführt hat. Das ist alles außer jedem Zweifel, und ich
berichte das auch hier wahrheitsgemäß, aber es geht darum, wirklich ein ganzes
Paket zu schnüren. Selbstverständlich ist da diese Option aus Oberösterreich
auch eine, die geprüft werden soll und die man sich dazu auch entsprechend
anschauen soll. Und ich habe deswegen - ich wiederhole mich auch hier - Fristen
gesetzt, damit dies, nach dieser sachlichen Vorbereitung durch die Experten,
möglichst bald auch einer politischen Diskussion zugeführt werden kann. Denn
ich habe keine Lust, diese Diskussion zu vertrödeln - das ist gar keine Frage.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister. - Die letzte Zusatzfrage kommt von Frau GRin Cammerlander.
Ich bitte darum.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im Rathaus): Herr Bürgermeister! Es war vor
einigen Wochen ein Suchtsymposium des Anton-Proksch-Instituts. Da war der
ärztliche Leiter der einzigen Spielsuchtklinik Österreichs, Prof Scholz,
anwesend. Er macht sich sehr große Sorgen, und es ist auch wirklich
erschütternd, denn Österreich wird tatsächlich überflutet mit Automaten!
Können Sie sich eine Überlegung dahin gehend
vorstellen, dass man sagt, es gibt eine gewisse Grenze - um wegzugehen von
einem gänzlichen Verbot -, es dürfen nicht mehr als soundso viele
Spielautomaten aufgestellt werden, der Bevölkerungsanzahl entsprechend oder wie
auch immer, dass man da ein Landesgesetz zusammenbringt? Denn ich glaube, dass
man mit den Kontrollen gar nicht mehr nachkommen kann, wenn es diese
Überschwemmung gibt, und vor allem hat die Spielsucht bereits die Suchtkranken
von illegalisierten Drogen weit überholt, und es sind zum Großteil Jugendliche.
Und ich sehe kaum eine Möglichkeit, bei dieser explodierenden Menge der
Spielautomaten, die aufgestellt werden, alle diese Kontrollen auch wirklich
durchzuführen.
Also wäre es möglich, ein Landesgesetz zu schaffen,
wonach in Wien nur soundso viele Automaten aufgestellt werden dürfen, die man
dann auch tatsächlich auf Manipulation, auf Jugendschutz und alle diese
problematischen Dinge hin kontrollieren kann?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr
Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Was ich
Ihnen gerne zusage, ist, dass der Drogenkoordinator auch Gespräche mit
Experten, auch mit den von Ihnen zitierten, führen wird, um zu einem
vernünftigen Ergebnis zu kommen. Woran wir mit Sicherheit gebunden sind, ist
EU-Recht. Und mir klingt da ein bisschen diese Forderung von Ihnen nach der
Begrenzung der Taxikonzessionen im Ohr, die auch immer wieder gewünscht wird
und die natürlich gemäß dem EU-Recht nicht möglich ist.
Aber wie dem auch immer sei, es soll dies keine
Ausrede dazu sein. Wir werden das uns in einem Bundesland Mögliche tun, um hier
zu einer entsprechenden vernünftigen Lösung zu kommen. Wir werden uns, wenn es
notwendig ist, auch an die Bundesregierung respektive an das Parlament wenden,
um zu entsprechenden Initiativen zu kommen, falls hier nationales Recht
verändert werden muss. - Sie können also sicher sein, dass wir uns da sehr
bemühen, das Ganze im Rahmen zu halten und diese Überflutung zu vermeiden.
Eine Frage des Verbots wird sicherlich auch vor dem
Hintergrund zu sehen sein, dass wir ja beispielsweise in dem ganzen Themenfeld
Schuldnerberatung auch mit entsprechenden Fakten konfrontiert werden – und
deswegen wird es wahrscheinlich auch nicht zu einem Verbot von Kreditvergaben
kommen können. Und die Frage der Restriktionen dabei ist natürlich auch wieder
eine, wo man sehr vorsichtig sein muss, denn mir reicht Basel II, wenn es
um die Frage geht, was es an Restriktionen bei Kreditvergaben gibt, die dann
schon wieder wirtschaftsschädlich wirken.
Ich will damit nur ein bisschen andeuten, dass auch
dieses Themenfeld nicht ganz so einfach ist, wie man es gelegentlich auf den
ersten Blick vermeint.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister.
Die 2. Anfrage (FSP - 00941-2007/0001 -
KVP/GM) wurde von Herrn GR Dr Franz Ferdinand Wolf gestellt und ist
auch an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Wie rechtfertigen Sie die
Intervention in Form einer Weisung samt Androhung von Disziplinarmaßnahmen an
die Leiterin der Penzinger Außenstelle der städtischen Bücherei, im Rahmen
einer Lesung neben dem Vortragenden Henryk Broder unbedingt auch eine[n]
Vertreter[in] der Muslime an der Veranstaltung teilnehmen zu lassen, obwohl die
Veranstaltung als Lesung und nicht als Podiumsdiskussion konzipiert war?)
Herr
Bürgermeister, ich bitte um die Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Da auch in dem aufliegenden
Verzeichnis der Fragestellungen das „Sie" groß geschrieben ist, fühle ich
mich auch persönlich angesprochen. Und da darf ich Ihnen mitteilen, dass ich
mich für nichts zu rechtfertigen habe, denn ich habe dazu keine Weisungen
erteilt, keine Anordnungen getroffen, keine Interventionen gemacht; auch mein
Büro nicht, auch die Frau Vizebürgermeister nicht, auch ihr Büro nicht. Also
liegt aus meiner Sicht
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