Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 78
doch einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderates
gehabt hätten: Alle sprechen sich gegen die Studiengebühren aus; die einen
führen sie ein, die anderen lassen sie sich nicht wegverhandeln.
Es ist ein leichter Unterschied in den beiden
Anträgen - das hat Kollege Stefan schon ausgeführt -, nämlich, dass man die
Bundesregierung auffordert. Ich verstehe, dass die SPÖ hier ein bisschen
Hemmungen hat, die Bundesregierung aufzufordern. Das war auch unter der
schwarz-blau-orangen Bundesregierung so, dass dem, wodurch die Bundesregierung
aufgefordert wurde, dann nicht zugestimmt wurde. Wir werden beiden zustimmen.
Ich bin froh, dass die Freiheitlichen nicht diesen
unsäglichen Antrag eingebracht haben, den sie auch im Parlament eingebracht
haben und dessen Begründung wirklich haarsträubend war: der eine Beschimpfung
der „links-linken" ÖH beinhaltet hat und, und, und; ich möchte mich hier
nicht darüber verbreiten. Dem jetzigen Antrag ist, da er von der
Sozialdemokratie aus Linz abgeschrieben ist, auch von uns zuzustimmen.
Ich wünsche mir nicht nur hier mittels Anträgen ein
Engagement in dieser Sache, sondern auch ein wirkliches Engagement im
Parlament, um dort zu sehen, dass es abgeschafft wird. Wir werden ja sehen, wie
sich, wenn der nächste grüne Antrag zur Abschaffung der Studiengebühren im
Parlament eingebracht wird, die Wiener SPÖ-NationalrätInnen und insbesondere
auch Laura Rudas verhalten werden, wenn es darum geht, die Studiengebühren
abzuschaffen. Möglichkeiten wird es in den nächsten Jahren sicher geben. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke schön. - Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr
Dr Aigner. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wie meine Vorrednerin von den GRÜNEN auf die Idee
kommen konnte, dass die ÖVP hier einen Antrag unterstützt oder selbst
einbringt, die Studiengebühren abzuschaffen, ist mir schleierhaft. Wir haben
die Studiengebühren seinerzeit, auch unter einem damals noch der FPÖ
angehörenden Finanzminister, aus guten Gründen eingeführt. Es ist ein
erfolgreiches Modell, und wir stehen dazu. Wir stehen zu der damaligen
Einführung der Studiengebühren, und wir stehen auch - im Gegensatz zur Wiener
SPÖ - zu dem, was wir uns auf Bundesebene im Koalitionsabkommen ausgemacht
haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich weiß schon, der Diskettenwechsel in der
politischen Mentalität ist ein bisschen schwieriger als der Rollenwechsel von
Regierung und Opposition. Aber langsam sollte sich auch die SPÖ - und die
Wiener SPÖ ist ja ein wesentlicher Teil der Bundes-SPÖ - daran gewöhnen, dass
sie jetzt in der Regierung sitzt. Die Art von Aufgabenteilung, die hier
gespielt wird oder die hier begonnen wird, gespielt zu werden - das, was im
Regierungsabkommen für die SPÖ unangenehm ist, ist auf dem ÖVP-Mist gewachsen,
und das andere, das für Sie Gute, hat mit der gemeinsamen Arbeit nichts zu tun
-, das wird sicher nicht aufgehen. Mit der Unterschrift unter das Koalitionsabkommen
und die Abfederungsmaßnahmen hat sich nämlich auch die SPÖ zu den
Studiengebühren bekannt! Das gilt es hier einmal ganz klar zu sagen, und das
sollten Sie auch zur Kenntnis nehmen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Im Unterschied zur SPÖ
distanzieren wir uns auch nicht von den Entschärfungen bei der Pensionsreform,
die kommen werden, die ausgemacht sind. Ja, wir bekennen uns zu diesen
Maßnahmen und erwarten das auch von Ihnen.
Zur Sache ist auch eines
noch zu sagen: Es ist schon eigenartig, dass die Studiengebühren derartiges
Aufsehen erregen. Ich weiß nicht, ob das Gefühl in der Bevölkerung auch
wirklich so ist. Wenn Sie Bildungseinrichtungen gratis anbieten wollen, dann
hätten Sie in Wien als Mehrheitsfraktion, als SPÖ, mehr als genug Gelegenheit
dazu!
Wenn wir hören, dass die
teuerste Bildungseinrichtung der Kindergarten in Wien ist, dann weiß ich nicht,
ob das ein ordentliches und ausgewogenes Verhältnis ist. (Beifall bei der
ÖVP.) Hier geht es in der Regel um junge Eltern und ganz kleine Kinder, die
angewiesen sind; bei Studierenden handelt es sich um Erwachsene.
Wenn wir das immer weitere
Herabsetzen von allen möglichen Altersgrenzen fordern und verlangen und das als
Erfolg verkaufen, dann muss man schon auch die Schattenseite sehen: Je früher
man erwachsen ist, desto früher kann auch die Gesellschaft erwarten, dass man
auf eigenen Füßen steht! Das ist natürlich unpopulär, aber das ist genau der
Weg, auf den Ihre Politik auch führen wird.
Unser Wissenschaftsminister
Dr Johannes Hahn wird, wie er schon angekündigt hat, Ihrem Bundeskanzler
auch in dieser Hinsicht aus der Patsche helfen und wird ein Modell vorlegen und
ausarbeiten lassen, das dem Koalitionsabkommen Rechnung trägt, das aber nicht
dazu führen wird, dass die Studiengebühren wie ein Emmentaler durchlöchert
werden. Sie sind nämlich sinnvoll, und die Zahlen der letzten Jahre, gerade bei
der Entwicklung der Studentenzahlen, sprechen ja eine eindeutige Sprache!
Davon, dass die Unis total entleert sind, dass dort niemand mehr studiert, ist
überhaupt keine Rede. Die Studentenzahlen haben massiv zugenommen, und genau
den von Ihnen im Auge behaltenen - oder vorgeblich im Auge behaltenen - sozial
schwachen Studenten wird ja ohnehin durch ein ausgedehntes und ausgeweitetes
Stipendienwesen mehr als gut unter die Arme gegriffen.
In diesem Sinne haben wir mit der
namentlichen Abstimmung natürlich überhaupt kein Problem. Denn wir stehen zu
dem, was wir tun, weil wir davon überzeugt sind, dass es richtig ist. Für uns
gilt nicht das, was man jetzt leider Gottes bei der SPÖ schon zu mehreren
Themen erkennen kann - dass der Standort den Standpunkt bestimmt -, sondern wir
stehen zu unserem Standpunkt. Wir wissen, wo wir stehen, und wir können es
auch,
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