Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 78
GR Mag Harald Stefan (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Diesmal geht es um einen Rahmenbetrag für
interkulturelle Aktivitäten: saftige 627 000 EUR für das
Jahr 2007. „Rahmenbetrag" bedeutet immer, dass wir nicht genau
wissen, wofür sie ausgegeben werden sollen. Wir können uns daher nur an das
halten, was im letzten Jahr geschehen ist, denn da bekommen wir im Nachhinein
ja immer die Liste zugestellt. Da zeigt sich schon, dass die Stadt Wien
offenbar ein sehr großes Füllhorn hat, aus dem sie ausschütten darf.
Wir stellen an anderen Stellen immer wieder fest - im sozialen Bereich etwa -, dass Geld fehlt, dass immer wieder irgendwo gekürzt werden muss, dass natürlich das Budget knapp ist. Da ist es auch gegenüber Vereinen, die ehrenamtliche Tätigkeiten ausüben, in gewisser Weise eine Provokation, wie viel Geld hier für diese so genannten interkulturellen Aktivitäten ausgegeben werden kann.
Es ist auch in vielerlei Hinsicht ein falsches Signal
- wie wir immer wieder betonen -, dass man Leuten, die hierher kommen, nicht
das klare Signal gibt, dass sie sich anzupassen haben, zu integrieren haben,
sondern dass sie eben hier im Gegenteil noch darin unterstützt werden,
möglichst in ihrem Fremdsein auch zu verharren.
Wenn man sich dann anschaut, welche Vereine hier
unterstützt werden, mag alles nett sein, aber es ist, wie gesagt, schon sehr
deftig, wenn das in Summe dann so ausschaut: Verein zur Förderung der
orientalischen Kultur, 5 000 EUR; Afrikaner in Österreich
unterstützen Fumbisi-Kinder; ein Dachverband aller österreichisch-ausländischen
Gesellschaften bekommt 10 000 EUR im Jahr; Euro-Sangabad, Feykom, das
ist der Verband der kurdischen Vereine in Österreich; Ganesha, Verein für Begegnung
und Integration, multikulturelles Kulturfest, 1 000 EUR;
Jehuda-Halevi-Zentrum, 8 000 EUR; Kerala Cultural Society - was immer
das ist, ich muss gestehen, ich weiß es nicht -, 1 000 EUR;
Kulturverein KlezMore - Festival Vienna, 15 000 EUR; Kunstart,
Aufwachsen in Österreich oder Syrien, 1 000 EUR. Und so weiter.
Unter anderem ist übrigens auch die Subvention, die
ich gerade vorhin kritisiert habe, im letzten Jahr hier unter den
interkulturellen Aktivitäten abgelaufen, nämlich die Gehaltssubvention für die
österreichischen Roma mit 100 000 EUR. Ich bin gespannt, was dieses
Jahr passiert: Ob das vielleicht dann hier noch einmal doppelt subventioniert
wird oder ob es wirklich bei den 100 000 EUR bleibt.
Es geht also so weiter. Interessant: Die
Österreichisch-Belgische Gesellschaft macht ein Caucasian Chamber Orchestra in
Wien; also auch interessant für die Österreichisch-Belgische Gesellschaft. Die
Österreichisch-Malische Gesellschaft muss unterstützt werden. Der Natur- und
Kulturschutz-Verein Dersim-Tunceli bekommt insgesamt 10 500 EUR.
Opopao - Verein zum Schutz älterer Menschen afrikanischer Herkunft macht einen
zweitägigen Ausflug und bekommt dafür 2 500 EUR. Der türkische
Musikverein Merhaba macht eine Jubiläumsfeier und bekommt dafür 1 500 EUR.
Und so weiter, und so weiter.
In Summe sind es, wie gesagt, 627 000 EUR -
ein saftiger Geldbetrag, der hier doch sehr locker ausgeschüttet wird! Es
würden sich viele Wiener freuen, wenn sie so leicht in den Genuss des Geldes
aus der öffentlichen Hand kämen. Wir jedenfalls lehnen derartige Subventionen
ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Schreuder. Ich
erteile es ihm.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach dieser Rede tue ich mir
immer ein bisschen schwer, daraufhin über den Akt zu sprechen. (GR Mag
Harald STEFAN: Sie wissen ja schon ...!) Aber, Herr Kollege Stefan,
Sie können die Perser und Perserinnen, die türkischen Kultur-Events, die es in
dieser Stadt gibt und so, wirklich besuchen. Die sind auch besuchenswert! (GR
Mag Harald STEFAN: Aber ich muss sie ja nicht fördern!) Es gibt keine
Wiener Leitkultur; es gibt eine Kultur, die in dieser Stadt für die Menschen in
dieser Stadt, die nun einmal so vielfältig sind, wie sie sind, stattfindet.
Schauen Sie sich das eine oder andere einmal an, es ist gar keine so schlechte
Idee!
Eines muss man aber
tatsächlich ansprechen, und das ist unser Kritikpunkt, den wir auch voriges
Jahr eingebracht haben. Wir haben damals einen Antrag eingebracht, dass wir
gerne auch Leitlinien dafür hätten: Was ist interkulturelle Aktivität?
Interkulturell bedeutet ja auch: In Dialog treten, es bedeutet einen Austausch
der Kulturen, ein Kennenlernen. Da würden wir uns gewisse Richtlinien und
Leitlinien für interkulturelle Aktivitäten wünschen.
Des Weiteren ein
Kritikpunkt, den wir immer wieder auch einmal hören, ja, sehr oft hören, ist
die Tatsache, dass diese Gelder vergeben werden von einem Beamten, der auch
sehr gerne und intensiv Wahlkampf für sich macht. Das halten wir für
problematisch. Wenn man das in irgendeiner Weise klären könnte, wäre allen sehr
geholfen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter
GR Petr Baxant: Meine Damen und Herren!
Der
in diesem Akt angeführte Rahmenbetrag für interkulturelle Aktivitäten
ermöglicht es auch in Zukunft den vielen Hunderten Kulturvereinen, ihre
wichtige Arbeit für Wien und in Wien zu tun.
Wenn man sich vor Augen hält, wie hoch das Ausmaß
an engagierter Ehrenamtlichkeit in diesem Bereich ist und dass schon relativ
kleine Subventionen einen sehr großen kulturellen Output nach sich ziehen, ist
keine Kritik angebracht, sondern meiner Meinung nach ein Dank an die vielen
Menschen, die in diesem Bereich arbeiten und da wirklich ihr Herzblut
hineinstecken. Dieser Rahmenbetrag kann also auch als ehrliches
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