Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 124 von 129
eröffnet. - Frau GRin Jerusalem ist zu Wort gemeldet
und wird jetzt ihren Antrag einbringen. – Bitte.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Zu meiner eigenen großen Freude und vielleicht auch
zu Ihrer Freude bringe ich nur einen Antrag ein.
Der Verein „ICE – Internet Center for Education"
hat um 669 081 EUR angesucht und ein umfangreiches Arbeitsprogramm vorgelegt.
Der Magistrat erachtet hingegen nur einen Betrag von 590 000 EUR für
angemessen. Nach Studium des Arbeitsprogramms und vor allem auch des
inhaltlichen Angebots des Vereins auf der Homepage – ich nenne zum
Beispiel das Kidsweb – habe ich mir gedacht, dass da noch sehr viele
inhaltliche Inputs vonnöten wären. Daher bin ich der Meinung, dass man dem
Verein den vollen Betrag zubilligen sollte.
Wenn man dem Verein jetzt aber weniger gibt, als er
braucht, dann müsste der Magistrat zumindest dazusagen, was jetzt gestrichen
wird. An irgendeiner Stelle muss ja jetzt weniger Geld ausgegeben werden, wenn
der Verein weniger Geld bekommt. – Ich bringe daher folgenden
Beschlussantrag ein:
„Der Gemeinderat beschließt, dass die zur
Durchführung der geplanten Aktivitäten für das Jahr 2007 notwendige Summe in
der Höhe von 669 081 EUR an den Verein ,ICE – Internet Center for
Education’ genehmigt wird.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“ – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin
GRin Laura Rudas: Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich
werde jetzt keine lange Rede über die positiven Auswirkungen der tollen Arbeit
des „ICE“ halten, weil ich glaube, dass das ohnedies längst bekannt ist.
Es
ist durchaus üblich, dass auf Ansuchen eines Vereins die verlangte Summe nicht
eins zu eins gewährt wird. Ich bin mir aber ganz sicher, dass der „ICE“ mit der
Summe auskommen und weiterhin großartige Arbeit leisten wird. – Ich bitte
um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Ich komme zur Abstimmung.
Wer
von den Damen und Herren für die Postnummer 30 ist, gebe bitte ein Zeichen der
Zustimmung. – Das ist mehrstimmig gegen die Stimmen der Volkspartei so
beschlossen.
Wir
können gleich über den von den GRÜNEN eingebrachten Beschluss- und
Resolutionsantrag abstimmen. In formeller Hinsicht ist sofortige Abstimmung
verlangt.
Wer
dafür ist, gebe bitte ein Zeichen der Zustimmung. – Dieser Antrag hat nur
die Stimmen der GRÜNEN gefunden.
Nun
gelangt Postnummer 31 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine
Subvention an den Verein Wiener Jugendzentren. Frau GRin Rudas leitet wiederum
ein.
Berichterstatterin
GRin Laura Rudas: Bitte um Zustimmung!
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Die Debatte ist eröffnet. Herr Mag Jung
hat sich zu Wort gemeldet. – Bitte schön.
GR
Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich
kann Ihnen meine Wortmeldung nicht ersparen. Sie haben uns das Ganze ja auch
nicht erspart, und darauf gilt es einzugehen.
Sie
erbosen sich im Nationalrat, durchaus zu Recht, immer wieder darüber, dass es
bei der ÖVP von außen her finanzierte Propaganda beziehungsweise Reklame, wie
immer man es nennen will – Stichwort Grasser-Homepage –, gibt, die
aus Bereichen wie der Industriellenvereinigung, Banken oder Firmen erfolgt. Ihr
Grimm darüber ist durchaus berechtigt, denn man muss sich fragen: Machen die
das ganz ohne Hintergedanken oder nicht?
Ganz
ohne Hintergedanken geschieht es aber sicherlich ebenso wenig, wenn die Wiener
SPÖ eine Unzahl von Vereinen finanziert, die ohne öffentliche Gelder überhaupt
nicht lebensfähig wären, weil sie praktisch über gar keine Eigenmittel verfügen
und kaum Mitglieder beziehungsweise keine zahlenden Mitglieder haben, sondern,
im Gegenteil, die Leute über Gratisangebote überhaupt erst ködern. Das Budget
dieser Vereine kommt bisweilen eins zu eins aus dem Stadtsäckel und wird somit
überwiegend von uns allen bezahlt und zu einem beträchtlichen Prozentsatz zur
Finanzierung hauptamtlicher Mitarbeiter verwendet, deren wirtschaftliches
Überleben in weiterer Folge indirekt von der SPÖ abhängt. Deren Auswahl erfolgt
de facto ohnehin dort. Damit sichern Sie von der SPÖ sich ein öffentlich
finanziertes Heer loyaler Propagandisten und finanzieren gleichzeitig auch die
Medien und Aktionen mit, und das ist nicht in Ordnung!
Wie
hemmungslos dieses System auftritt, möchte ich im Folgenden anhand der
Zeitschrift „YOU" des Vereins der Wiener Jugendzentren exemplarisch
deutlich machen. Die letzte Ausgabe erschien im Wahlkampf, und ich bringen
Ihnen jetzt einige wörtliche Zitate: Da ist zum Beispiel ausdrücklich von der
„gemeinsam initiierten Kampagne ‚clean politics – Keine Stimme für
Rassismus’“ und damit verbundenen Aktionen im Kampf um WählerInnenstimmen die
Rede, und all das angeblich ganz ohne parteipolitischen Hintergedanken.
In diesem natürlich voll subventionierten Heft werden
Aktionen und Zwischenbilanzen präsentiert, die eindeutig gegen eine Partei,
nämlich gegen unsere Partei, gerichtet sind, und man hat auch wenig Hemmungen,
obwohl das ja keine parteipolitische Zeitschrift sein sollte, das deutlich zu
artikulieren. – Sie in der SPÖ sehen uns natürlich mit Recht – das
stimmt schon! – vor allem unter der Jugend als Ihren Hauptgegner. Das
haben auch die Auswertungen der letzten Wahlen ergeben, bei welchen wir gerade
im Potenzial der Jugendlichen sehr hohe
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