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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 104 von 129

 

in den Kindertagesheimen diskutiert und entschieden werden. Zum Politikum wird er ja erst dann, wenn er sozusagen von der allerhöchsten Ebene, von der Stadtratsebene, zum Politikum gemacht wird.

 

Wir haben das auch im Ausschuss diskutiert. Die Frau Vizebürgermeisterin hat sich damals sehr wohl hinter diese Anordnung - in welcher Rechtsform auch immer diese abgegeben wurde - gestellt und hat den Nikolo in einem Atemzug mit Gewalt in der Erziehung genannt, mit „Angstmache" und so weiter, und über die Hintertür: Vor dem Nikolo fürchtet man sich, es sei also am besten, es kommt gleich gar kein Nikolo. Die Frau Vizebürgermeisterin hat also den Nikolaus politisiert.

 

Jetzt kann man sich im Weiteren die Frage stellen: Was steckt denn wirklich dahinter? Da glaube ich schon, dass auch gewisse Ängste dahinter stehen. Wenn ich heute in der Presse lese: In Großbritannien wird Weihnachten schon gar nicht mehr wie Weihnachten gefeiert, weil man Angst hat ... (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Aber haben Sie auch gelesen, wie es in Wien ist?) Ja, ja. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Haben Sie die linke Spalte auch gelesen?) Ich komme gleich dazu. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die ist schon für uns relevant!) Ich komme gleich dazu. Wenn Sie mich ausreden lassen, Frau Stadtrat, dann werde ich Ihnen Gelegenheit geben, meinen Gedanken zu folgen.

 

Genau dort sollten wir ja nicht hinkommen, dass wir schon aus Angst, dass sich irgendjemand provoziert fühlt, etwas tun, das so ähnlich ist wie in Deutschland bei der Oper: Dass dann auf einmal eine Oper nicht mehr aufgeführt wird, weil sich ja jemand provoziert fühlen könnte. Genau so, wie es ja auch hier teilweise geschieht, dass man religiöse Feste auch als religiöse Feste deklariert - denn, nicht böse sein, ohne den Heiligen Nikolo gibt es am 6. Dezember überhaupt nichts zu feiern! Vom Krampus steht nirgends etwas, und selbst der Krampus ist ja der biblisch nicht belegte und meistens auch unerwünschte Begleiter des Heiligen Nikolo. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Die Frage sei schon erlaubt, was Menschen, die mit dem religiösen Bezug von Weihnachten überhaupt nichts zu tun haben wollen, am 24. Dezember eigentlich feiern. Warum am 24.12., warum nicht am 27. Juni? Ganz kann man also den religiösen Bezug nicht weglassen, und die Religion bietet ja mehr als genug Möglichkeiten, das Ganze in einen friedlichen, humanistischen, ethischen Zusammenhang einzubetten. (Beifall bei der ÖVP.)

 

In dieser Hinsicht können wir einen kleinen Schwenk zur EU-Debatte machen. Wir haben immer völlig unbegründet diese Angst: Die EU nimmt uns unsere Kultur und unsere Identität, sie macht alles gleich. Aber in Wirklichkeit - das sage ich jetzt weniger von der politischen Ebene - tun ja wir alles dazu, zu einem Einheitsbrei zu kommen.

 

Auf der einen Seite inkulturieren wir ständig fremde Bräuche. Ich denke nur an das Halloweenfest: Das verbreitet auch Angst und Schrecken! Da habe ich noch nie gehört, dass man keine Kürbisse ausschneiden soll. Die Angst ist wahrscheinlich weniger bei den Kindern, die Krach schlagen, sondern die Angst ist bei den Erwachsenen, die davor Angst haben, dass Ihnen die Autoreifen aufgestochen oder die Fensterscheiben eingeschlagen werden. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.) Aber auch das Halloweenfest hat, glaube ich, mit Gewaltlosigkeit nichts zu tun, und da habe ich eigentlich noch gar nichts davon gehört.

 

Wenn wir heute die Diskussion über die Lobau verfolgt haben und wenn man da liest, dass Kinder teilweise so ähnlich wie menschliche Schutzschilde vor irgendwelche Bagger oder Bauarbeiter gelegt werden, dann muss ich auch sagen: Gewaltfreiheit schaut für mich anders aus! (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube, da wird man viel eher traumatisiert, wenn man den Heiligen Abend nicht, wie es sich gehört, zu Hause in der Geborgenheit verbringt, sondern irgendwo in der Au - das ist, glaube ich, tatsächlich eine Traumatisierung! Da soll man jetzt wirklich den Nikolo dort lassen, wo er hingehört: Ein willkommenes Brauchtum, auf das sich die Kinder freuen und das man den Kindern nicht nehmen soll. (Beifall bei der ÖVP.)

 

In dieser Hinsicht darf ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen Anger-Koch und Mag Ekici einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, dass sich der Gemeinderat zur Pflege kultureller und religiöser Traditionen wie etwa auch des Festtages des Heiligen Nikolaus bekennt und alles unternehmen wird, um dieses Brauchtum auch in Hinkunft zu erhalten.

 

Es soll in die Disposition der Stellen vor Ort gelegt werden, ob dort ein interner oder ein externer Nikolaus kommt; ich glaube, das ist eigentlich keine Sache, die so wichtig ist, dass sich Stadträte darüber Gedanken machen müssen. Gerade wenn man sich die Rechnungshof- und sonstigen Berichte anschaut, sieht man: Da wartet genug Arbeit, dass man nicht die Arbeits- und intellektuelle Kapazität von Stadtregierungsmitgliedern mit der Frage, ob es ein interner oder externer Nikolaus sein soll, belasten soll.

 

Wir verlangen in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Novak. Ich erteile es ihr.

 

GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin, zu deren Ressort wir sprechen, aber eigentlich zu einem Thema, das nicht in ihr Ressort passt, weil es kein Integrationsthema ist!

 

Denn die Frage, die wir zum Thema Nikolo debattieren, ist keine politische Frage, sie ist keine religiöse Frage, sie ist vor allem keine Integrationsfrage, sondern sie ist ausschließlich eine pädagogische Frage. (Ruf bei der ÖVP: Eine Religionsfrage!) Ausschließlich eine pädagogische Frage! (Widerspruch bei der ÖVP. - GR Mag Harald STEFAN: Die Erde ist eine Scheibe! - GR Mag Wolfgang Jung: Keine Frage, die Sie in der SPÖ diskutieren dürfen!)

 

Es ist keine Frage, die wir erst seit heuer debattieren, und es ist auch keine Maßnahme, die in den städtischen

 

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