Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 129
Verantwortung für eine eventuelle Eskalation und eine
möglicherweise scheiternde Verkehrspolitik in dieser Stadt. Das wollen wir
nicht, und daher bitten wir Sie: Tun Sie etwas! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster
zu Wort gemeldet ist Herr GR Univ-Prof Dr Pfleger. Ich erteile es
ihm.
GR Univ-Prof Dr Ernst
Pfleger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen
und Herren der ÖVP!
Meine Damen und Herren! Es
ist wirklich sehr interessant, wenn man Ihre Dringliche Anfrage, eingebracht
von den GRen Gerstl, Parzer, Stiftner und Ulm, näher analysiert. Ich erkenne
dabei zwei Facetten, eine fachlich-inhaltliche und eine politische.
Werfen wir zunächst einen Blick
auf die fachlichen Gesichtspunkte, die Sie in der Einleitung erwähnen. Meine
sehr verehrten Damen und Herren von der ÖVP! Sie stellen meiner Meinung nach
völlig zu Recht fest, dass es fraglos der ausdrückliche Wille der Stadt war und
ist, die so genannte Tunnellösung zu favorisieren, um dadurch dem 22. und
21. Bezirk mehr Lebensqualität zu bringen sowie die gesamte Stadt zu
entlasten, und Sie verweisen auf die Strategische Umweltprüfung, die konkret
„Strategische Umweltprüfung Entwicklungsraum Nordosten Wien“ heißt, bei der
dieses Tunnelprojekt als bestes Projekt ausgelobt und durch Anregungen durch
zwei Bürgerforen in Wien und zwei Bürgerforen in Niederösterreich noch
angereichert wurde.
Meine Damen und Herren von
der ÖVP! Ich teile diese Meinung! Ich stimme Ihnen zu!
Meine Damen und Herren von
der ÖVP! Nun komme ich aber zur politischen Facette. Sie ärgern sich
offensichtlich, und ich ärgere mich fraglos auch, dass sich hier einige
Aktivisten den demokratischen Spielregeln widersetzen. Offensichtlich scheuen
Sie aber die direkte Auseinandersetzung mit den GRÜNEN! (GR Mag Wolfgang
Gerstl: Was?) Sie scheuen sich, mit den Gruppen direkt zu diskutieren, und
was geschieht dann? Sie machen einen politischen Rösselsprung! Meine sehr
verehrten Damen und Herren von der ÖVP, Herr Gerstl! Was machen Sie, anstatt
diese Diskussion draußen in der Öffentlichkeit zu führen? – Sie versuchen,
Herrn Bgm Dr Michael Häupl und unsere Umweltstadträtin Mag Ulli
Sima anzupatzen und stellen diese Dringliche Anfrage! (Zwischenrufe bei der
ÖVP.)
Das ist
wirklich eine tolle Leistung, die Sie da vollbracht haben, so unter dem Motto:
Ein bisschen wird schon hängen bleiben! Sie wissen nämlich genau, dass beide
Politiker nicht nur gute Kommunalpolitiker, sondern auch die Umweltexperten
dieser Stadt sind, in deren Amtszeit in Wien die größten Umweltschutzmaßnahmen
beschlossen und auch umgesetzt wurden. – So weit zum Zustandekommen dieser
Dringlichen Anfrage.
Aber nun zur Grünen Fraktion, zu Herrn
Mag Maresch und Frau Mag Vassilakou! Ich bin wirklich sehr
verwundert, dass Sie und Ihre politischen Häuptlinge, Herr Van der Bellen und
Frau Glawischnig, diese Gruppe von Menschen in der Lobau so unterstützen! Ich
bin deshalb verwundert, weil ich immer geglaubt habe, dass wir als Politiker uns
verpflichtet haben, die gesetzlichen Bestimmungen des Landes und des Staates
einzuhalten.
Was aber machen Sie, meine sehr verehrten Damen und
Herren von der Grünen Fraktion? – Sie fordern die Aktivisten eindeutig
dazu auf, Gesetze zu missachten. Sie ermutigen sie dazu! Das ist meines
Erachtens mit unserem politischen Eid, den wir abgelegt haben, nicht vereinbar!
(Beifall bei der SPÖ und bei
Gemeinderäten der ÖVP und FPÖ. – GR Mag Wolfgang Gerstl: Ja,
richtig!)
Herr Maresch! Entscheiden Sie sich! Ich frage Sie
jetzt ganz deutlich: Sind Sie Aktivist oder sind Sie Politiker, der hier einen
Eid gesprochen hat? (Zwischenruf von
GR Mag Rüdiger Maresch.) Herr Maresch! Offensichtlich brauchen
Sie das! Offensichtlich brauchen Sie wieder irgendeine Au, um Ihre Daseinsberechtigung
zu zeigen! Offensichtlich sind Ihnen staatspolitisch und stadtpolitisch die
Themen ausgegangen! Darum suchen Sie Themen und nutzen jetzt die Probebohrungen
für den Lobautunnel, die keinerlei Umweltbeeinträchtigung darstellen, als Motor
der Motivation und Mobilisierung. Das ist eine neue Spielwiese für Sie, wie die
Au von damals!
Ich sage Ihnen den wahren Grund: Sie leben als Partei
ausschließlich vom Aktionismus! Sie brauchen das, das ist Ihre Art, Stimmen zu
akquirieren! Ihre politische Luft ist nämlich draußen, das sage ich Ihnen ganz
deutlich. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Wenn es so ist, dann sagen Sie das doch ganz offen und betreiben Sie das nicht
so verdeckt! Das wäre ehrlich!
Sehr geehrte Damen und Herren! So ganz dürfte Ihnen
der Aktionismus aber nicht gelingen, denn wieso kommt es, dass viele Aktivisten
gar nicht aus Wien oder aus dem Marchfeld kommen, also keine Einheimischen
sind? Wenn man nämlich auf die Fahrzeuge schaut – und interessanterweise
kommen alle mit dem Auto –, dann sieht man ein Tiroler Kennzeichen aus
Schwaz, ein Mödlinger Kennzeichen, ein Kennzeichen aus Mattersburg, ein
St Pöltner Kennzeichen, Kennzeichen aus ganz Österreich und sogar deutsche
Kennzeichen. Ich habe dort zum Beispiel einen alten VW-Bus gesehen. Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Dieser alte VW-Bus verbreitet das Hundertfache an
Schadstoffen wie ein neuer Golf! Mit diesem sind die GRÜNEN unterwegs! (Beifall bei der SPÖ und von Gemeinderäten
der ÖVP und der FPÖ.) Der VW-Bus auf diesem Bild, das ich Ihnen jetzt
zeige, hat ein Freistädter Kennzeichen. Die Leute, die Sie unterstützen, kommen
also offenbar auch aus Oberösterreich, meine Damen und Herren! (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)
Im Übrigen verliert, meine sehr verehrten Damen und
Herren, dieser VW-Bus … (StR David
Ellensohn: Das ist illegal! – GR Mag Rüdiger Maresch: Wie bei
der Stapo! – Weitere lebhafte Zwischenrufe bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl
(unterbrechend): Herr
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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