Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 129
ÖVP.)
Sie sind dafür verantwortlich, dass Sie einen
Bürgermeister haben, der lieber kommuniziert als handelt. (GR Karl Dampier: Beides ist möglich! Diskutieren und handeln!) Sie
sind dafür verantwortlich, dass der Bürgermeister hier nicht zu seinem Wort
steht und beim ersten Mailüfterl in die Au geht, anstatt die Beschlüsse
durchzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Bürgermeister! Kommen Sie zurück zur Verantwortung! Setzen Sie durch, wozu Sie
sich verpflichtet haben, und seien Sie wieder ein Bürgermeister aller
Wienerinnen und Wiener und nicht nur für 12 bis 15 Demonstranten in der
Au! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr
GR Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Werter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Also auf die Wortmeldung des Kollegen Gerstl
betreffend uns Freiheitliche möchte ich gar nicht eingehen, denn es ist ja
schade um jedes Wort. Ich kann mich noch erinnern, wir sind ganz alleine hier
gesessen, wie der Kollege Gerstl jahrelang mit dem Kollegen Parzer und
gemeinsam mit dem Kollegen Maresch, dem Kollegen Chorherr und den
Sozialdemokraten die innenliegende Variante hoch gelobt hat, aber dann plötzlich,
als er gesehen hat, da gibt es eine Alternative, da gibt es einen Kompromiss –
Demokratie besteht ja aus Kompromiss –, war er anderer Meinung. Die einen haben
nachgelassen bei der Brücke, die anderen haben nachgelassen bei der Umfahrung.
Da hat es einen Kompromiss gegeben. Ein bisschen war ich vielleicht auch mit
beteiligt, weil wir nämlich standhaft waren für dieses Projekt.
Ich bin nicht willens, dass wir in Wien dieses
Projekt – nicht weil es ursprünglich von uns so befürwortet worden ist –
aufgeben, liebe Freunde und liebe Gemeinderätinnen und Gemeinderäte. Es kann
nicht sein, dass wegen 30, 40 Chaoten ein wichtiges Verkehrsprojekt – das
wichtigste in Wien derzeit überhaupt, was den Straßenbau betrifft – eingestellt
wird. Das kann es wirklich nicht sein. (Beifall bei der FPÖ und von
Gemeinderäten der ÖVP.)
Herr Bürgermeister – ich weiß nicht, ob Sie mich noch
hören, kann sein, wenn nicht, richten Sie es ihm bitte aus –, ich erkenne nicht
wie Sie hier einen politischen Konflikt wie bei Hainburg. Das ist eine
Beleidigung für all die Tausenden, die damals in Hainburg gestanden sind. Ich
kann doch nicht die 30 Chaoten mit den Tausenden, die damals in Hainburg
gestanden sind, vergleichen. Das ist eine Beleidigung, Herr Bürgermeister. Das
sollten Sie zurücknehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt schon einen Konflikt, den Konflikt zwischen
Rechtsstaat und 30 bis 40 Chaoten. Wenn wir den nicht klären können und wenn
wir das nicht in der Zukunft, in den nächsten Wochen rechtlich für uns alle hier
durchziehen können, so wie es im Bescheid drinnen steht, dann gute Nacht, liebe
Stadt Wien, gute Nacht, Herr Bürgermeister, gute Nacht, Herr Stadtrat! Das kann
es nicht sein, meine Damen und Herren.
Sie werden noch draufkommen, dass das, was Sie jetzt,
auch als Sozialdemokratie, vollziehen, in die Hände jener Leute spielt, die
unser gemeinsames Wiener Projekt zum Scheitern bringen wollen. Das kann es doch
nicht sein. Wir können doch nicht Aspern mit Tausenden Wohnungen und mit
unheimlich vielen Arbeitsplätzen ohne den Nordostring planen. Das kann es doch
nicht sein, meine Damen und Herren.
Und ich verstehe die Grünen überhaupt nicht, die dann dort noch diese Leute
unterstützen, noch dazu, wo ja die gesamten Umweltauflagen bei der SUPerNOW
schon besprochen worden sind. Die sind ja alle hineingeflossen, das ist ja das
Produkt. Und jetzt kommen Sie daher – der Kollege Maresch wird uns das dann eh
erzählen, wahrscheinlich bist du der nächste Redner – und wollen uns erzählen,
was da alles in der Zwischenzeit wieder schiefgelaufen ist.
Meine Damen und Herren! Es ist eines sicher: Die
Kluft zwischen öffentlichem Verkehr und Individualverkehr – egal, ob PKW oder
LKW –, die Kluft zwischen diesen beiden Segmenten wird immer größer. Das können
Sie nicht verhindern, das ist einmal so, Herr Kollege Maresch, und auch Herr
StR Schicker. Die Kilometeranzahl steigt. Der Baudirektor Weber hat ja selbst
auf den Umstand hingewiesen, dass der Kfz-Verkehr in den letzten zehn Jahren um
15,3 Prozent gestiegen ist und der LKW-Verkehr um 22,8 Prozent, und
heute fahren noch zusätzlich 200 000 Pendler jeden Tag nach Wien.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe heute
schon beim Hauptbahnhof, einem zweiten ganz wichtigen Projekt hier in Wien, das
wir gemeinsam durchziehen, darauf hingewiesen: Auch dort beim Meidlinger
Bahnhof sind die Pendler, auch dort muss ich mir etwas einfallen lassen. Aber
hier habe ich ja die Chance, ein bestehendes Projekt innerhalb kürzester Zeit,
sprich in sieben, acht, neun Jahren, durchzubringen. Und Sie wollen das
verhindern.
Das Herzstück ist der Lobautunnel, Kollege Maresch
und Herr Bürgermeister. Das Herzstück dieser gesamten Umfahrung ist diese
insgesamt 19 km lange Strecke Donau, Lobau nach Süßenbrunn mit einem
insgesamt ungefähr 2,65 Milliarden EUR hohen Aufwand.
Haben Sie sich schon einmal überlegt, meine sehr
geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie, die Sie immer für die
Arbeitsplätze sind, was das bedeutet? Der Herr StR Rieder noch und der Herr
Bürgermeister haben uns immer erzählt – und die Zahlen stimmen –, dass eine
Milliarde Schilling – ich gehe jetzt von Schilling aus, damit wir das besser
verstehen – zwischen 1 400 und 1 500 Arbeitsplätze schafft. Und
wenn ich jetzt sage, es sind 2,65 Milliarden EUR – es werden wahrscheinlich
mehr, Kollege Maresch wird uns dann sagen, dass es wahrscheinlich schon 40
sind, da hätten wir noch mehr Arbeitsplätze (GR
Mag Rüdiger Maresch: Nein, das ist eine Milchmädchenrechnung!) –, also
diese Arbeitsplatzvernichtung, wenn man das nicht baut, das ist ja überhaupt
unglaublich.
Wir können innerhalb von sechs Jahren mit dieser
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