Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 129
möglich sein wird, sondern auch, wenn die Gesamtkonzeption in ihrem Charakter, in ihrer Struktur durch Zu- und Neubauten verändert wird.
Die
Erhaltung der Gesamtheit ist wesentlich. Deshalb habe ich für meine Fraktion
bereits am 27. Juni dieses Jahres den Antrag eingebracht, man möge die
Otto-Wagner-Stadt, die weiße Stadt, unter Weltkulturerbe stellen. Ich freue
mich, dass die GRÜNEN ein halbes Jahr später auch dieser Meinung sind. Wir
werden daher diesen Antrag unterstützen. Ich bin aber nicht so zufrieden, eher
unglücklich, dass die SPÖ-Mehrheit dieses Hauses diesen Antrag damals abgelehnt
hat, also kein Weltkulturerbe. Warum? Diese Frage wird noch zu stellen sein.
Damit
keine Irrtümer auftreten, wir sind für eine sanfte Nachnutzung des Areals für
den Fall, dass Teile oder das Spital überhaupt abgesiedelt werden, aber, wie
mein Kollege Wolfgang Gerstl bereits gesagt hat, nach einem Gesamtkonzept.
Zuerst die Erarbeitung eines vernünftigen Gesamtkonzepts, das auch eine sanfte
Nachnutzung des, wie gesagt, kulturhistorisch wertvollen Areals sicherstellt
und danach die Festlegung der Möglichkeiten der Bebauung, der zusätzlichen
Bebauung oder der baulichen Veränderung. Es geht hier, man kann es nicht oft
genug sagen, um ein wertvolles kulturhistorisches Erbe, das nicht
100 Jahre nach Errichtung durch Unverständnis zerstört oder wenigstens
verändert wird. - Ich danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Wutzlhofer, bitte.
GR
Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Die
Baumgartner Höhe ist für mich als Penzinger durchaus ein besonderer Ort, weil
das nicht nur ein besonderer Ort im Bezirk Penzing ist, sondern, wie, glaube
ich, aus allen Meldungen meiner Vorrednerinnen und Vorredner hervorgegangen
ist, ein besonderer Ort für ganz Wien. Das OWS hat als Gesundheitsstandort
einen großen Stellenwert für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im
Westen. Die Steinhof-Gründe sind ein wichtiges Erholungs- und Naturareal. Last
but not least, der Herr Kollege Wolf hat das auch deutlich ausgeführt, sind das
von Otto Wagner in den Grundzügen geplante Ensemble und die von ihm geplante
Kirche ein Baujuwel und die Bauten sind zentrale Bauten der Wiener Moderne,
über die Stadtgrenzen Wiens hinaus von Bedeutung.
Jetzt
ist es die tiefe Überzeugung von mir und meiner Fraktion, dass es in diesen
zentralen Funktionen, nämlich der Kultur-, der Medizin- und der Naturstandorte
Baumgartner Höhe, OWS und Steinhof-Gründe keine Absicht geben darf, ganz im
Gegenteil, es geht darum, dass der Denkmal- und Ensembleschutz auch mit neuen
Schutzkriterien gewahrt werden kann, die Gebäude aber zugänglich sein müssen
und sollen. Es geht uns darum, Spital und Geriatrie zu sanieren und einem
modernen zeitgemäßen Standard anzupassen. Es geht uns darum, Grünraum zu
schützen und noch mehr davon zugänglich zu machen.
Nimmt
man jetzt die Ausführungen meiner Vorrednerinnen und Vorredner, also jener der
GRÜNEN und der ÖVP, ernst, dann müsste ich meiner tiefen Überzeugung nach
ziemlich traurig sein, weil es ist seit Wochen, zufälligerweise war dazwischen
mehr oder weniger auch Wahlkampf, mit mehr Populismus und weniger Seriosität
darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Baumgartner Höhe oder sogar die
Steinhof-Gründe verbaut werden, Pavillons aufgestockt werden, Grünraum
vernichtet wird. Das alles ist aus meiner Sicht mehr oder weniger ein Lehrstück
zum Thema „how low can you go" als Realität.
Die
Realität möchte ich noch einmal zusammenfassen. Kollege Deutsch hat ausführlich
gesagt, Geriatriezentrum und Spital werden ausgebaut und saniert.
Selbstverständlich bleiben alle historischen und kulturell wertvollen Gebäude
erhalten und bei der Nutzung der sozusagen eventuell freiwerdenden Flächen im
OWS östlich der Mittelachse wird Denkmal- und Ensembleschutz streng beachtet
werden. Da geht es darum, auf Bürgerinnen- und Bürgerwünsche bei der Planung
einzugehen. Herr Kollege Gerstl, die Achse Steinhofkirche, Jugendstiltheater,
zentrale Küchenverwaltungsgebäude bleibt selbstverständlich öffentlich
zugänglich. Die Zugänglichkeit zur Otto-Wagner-Kirche soll verbessert werden.
Mit der Renovierung der Otto-Wagner-Kirche - wir waren ja gemeinsam bei der
Eröffnung - hat die Stadt Wien zuletzt bewiesen, wie ernst sie den
Denkmalschutz nimmt, genauso ernst, und das ist das Thema, das sozusagen für
mich heute übrig geblieben ist - schade, dass darüber noch keiner gesprochen
hat -, wie ernst die Stadt den Umwelt- und den Landschaftsschutz nimmt.
Die
Steinhof-Gründe wachsen und haben eine Fläche von 15 ha, das sind zirka
21 Fußballfelder, und zwar nicht, weil sie irgendwie vom Himmel fallen,
neuer Grünraum, sondern, das ist aber immer genau das, was gesagt wurde, weil
das die Flächen sind, die vom ursprünglichen Spitalsareal in das
Erholungsgebiet Steinhof integriert, mit einer Sww-Widmung geschützt, mit - das
ist der Unterschied zu bisher und darum geht es den Bürgerinnen und Bürgern -
mehr Eingängen in das Gebiet zugänglich gemacht werden, mit einer Strecke um
die 2 km Wanderwege, die die MA 49 als neue Verwalterin dieser Gründe
einbauen wird und, für die Penzingerinnen und Penzinger auch sehr relevant,
eine Anbindung an die Spazierwege um den Dehnepark herum schaffen wird. Die
Erschließung bedeutet zum Beispiel auch, dass die Aussichtsorte auf Wien mit
Tischen und Bänken erschlossen werden. Trotzdem kann es nicht bedeuten, dass
naturnahe Bereiche für den Lebensraum der Wildtiere angetastet werden. Die
bleiben natürlich weiterhin geschützt.
Nachdem das alles
sozusagen nicht direkt im Raum gestanden ist, zumindest wurde uns das
unterstellt, möchten wir einen Resolutionsantrag einbringen, der genau diese
Zielsetzungen unterstreicht. Ich glaube, er liegt Ihnen allen vor und ich muss
ihn im Detail nicht noch einmal verlesen. Sie werden mir sehr dankbar dafür
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