Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 129
viele Wünsche und Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern in dem vorliegenden Entwurf eingearbeitet wurden. Darüber hinaus wurden rund 6 000 Haushalte eingeladen, in den Arbeitsgruppen mitzuwirken. Auch gestern hat so eine Arbeitsgruppe stattgefunden, um in Form einer umfassenden Bürgerbeteiligung gemeinsam das Areal weiterzuentwickeln. Dass es dann im Zuge von Widmungsverfahren zu unterschiedlichen Zielsetzungen, zu unterschiedlichen Positionen kommt, ist eigentlich nichts Außergewöhnliches, das liegt in der Natur der Sache. Wesentlich ist dann, dass diese Zielsetzungen gegeneinander abgewogen werden.
Ein Wort noch zur Aussage betreffend die hohe Anzahl
der Stellungnahmen, die angesprochen wurde: Sie können es auch dem Bericht der
MA 21 entnehmen, dass bei der Durchsicht der rund
2 300 Stellungnahmen sowohl aus den Vordrucken als auch aus den
Formulierungen der Mehrzahl der generell verfassten Einsprüche sehr wohl zu
ersehen ist, dass den Unterschriftleistenden eine beabsichtigte Verbauung
bisher gewidmeter Schutzgebiete beziehungsweise eine Umwidmung von Grünland in
Bauland sowie eine geplante Zerstörung der historischen Bausubstanz vermittelt
wurde. Sie wissen aber selbst, in Kenntnis des vorliegenden Planentwurfs, dass
beides falsch ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend
noch einige grundsätzliche Anmerkungen: Der Krankenanstaltenverbund tätigt sehr
hohe Investitionen für Renovierungsarbeiten an der Bausubstanz, für Fassaden,
für den Bau neuer Stationen, den Einbau von Aufzügen, die Erneuerung
elektrischer Leitungen et cetera. Alleine für den gesamten Bereich des
Otto-Wagner-Spitals sind rund 73 Millionen EUR vorgesehen. Von einer
Gewinnmaximierung in der Diskussion zu sprechen, davon kann wirklich keine Rede
sein. Da unterschätzen Sie auf der anderen Seite auch das Gesamtbudget, das der
Krankenanstaltenverbund zur Verfügung hat. Einnahmen, die möglicherweise aus
Spitalsarealen erzielt werden, reichen vermutlich dafür aus, die
denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten. Der hier formulierte Vorwurf geht also
eigentlich völlig ins Leere. Wenn der östliche Teil langfristig, und hier
sprechen wir von einem Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren - daher ist es
auch nicht sinnvoll, jetzt einen Masterplan dazu auszuarbeiten - einer anderen
Nutzung zugeführt werden soll, wird die MA 21 zeitgerecht eine Studie
durchführen.
Es ist aber auch, so meine ich, kein
außergewöhnlicher Vorgang, wie es heute in der Diskussion hier dargestellt
wurde, dass sich Institutionen von Immobilien, die sie nicht mehr benötigen,
trennen und mit einem schrittweisen Rückzug auch der Beginn einer
Teilverwertung eingeleitet werden kann.
Sie wissen, dass das Areal des Otto-Wagner-Spitals
die Größe des 8. Bezirks hat und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch
damit beschäftigt sind, hier Grünbereiche oder Gehwege zu pflegen. Eine
Konzentration des Krankenanstaltenverbunds auf das Kerngeschäft, nämlich auf
die Gesundheit der Bevölkerung, ist ein wesentliches Ziel, das aber nicht durch
einen vorliegenden Flächenwidmungs- und Bebauungsplan geregelt wird. Ich meine,
dass die Widmungsvorschläge, wie sie heute vorliegen, ganz klar zeigen, dass es
zu einer Neuwidmung von zusätzlichem Grünland kommt, nämlich von plus 96 Prozent,
dass das Bauland um rund 37 Prozent reduziert wird und die bebaubaren
Flächen um 66 Prozent reduziert werden. Aber hinter dieser Flächenwidmung,
so meine ich, steht auch, dass soziale, gesundheitliche Fragen sowie ältere,
kranke und pflegebedürftige Menschen als Teil der gesellschaftlichen Realität
offen wahrgenommen und nicht hinter Mauern versteckt oder gesellschaftlich
verdrängt werden. Hier werden, so wie bei anderen Flächenwidmungen des
Krankenanstaltenverbunds, im wahrsten Sinne des Wortes Mauern und Zäune
niedergerissen. Hier sollen neue offene und gemischte Strukturen entstehen.
Spitalsareale werden geöffnet und innovative Projekte durch neue
Flächenwidmungspläne ermöglicht. Das ist die Zielsetzung, die die beiden StRe
Renate Brauner und Rudi Schicker vorgegeben haben. - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Wolf.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Eingangs nur eine kleine juristische Klarstellung:
Der Kollege Deutsch hat davon gesprochen, dass das Erkenntnis des
Verfassungsgerichtshofs heute eine Beschlussfassung notwendig macht. Dem ist
entgegenzuhalten, dass die Konsequenz, die eintreten würde, wenn nicht binnen
zehn Jahren dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs Rechnung getragen wird,
eine Bausperre auf dem gesamten Areal wäre. Es wäre wohl nicht so schlimm, wenn
eine Bausperre eintreten würde, zumal notwendige bauliche Adaptierungen,
Veränderungen, Modernisierungen des Spitals in diesem Fall jederzeit durch
Gemeinderatsbeschluss durchgeführt werden könnten. Also man sieht, es wird doch
ein Verwirrspiel getrieben, was uns misstrauisch macht.
Wir diskutieren heute die dritte Fassung des Plandokuments. Nach jeder
Fassung, die vorgelegt wurde, hat es geheißen, dass die weiße Stadt von Otto
Wagner nicht gefährdet sei, im Gegenteil, es sei alles besser geworden und es würde
nichts zerstört werden. Da ist Misstrauen angebracht. Die von Otto Wagner
geplante Spitalsanlage - das wurde schon gesagt - ist ein wertvolles
kulturhistorisches Erbe, nicht nur der Bauten wegen, sondern der
Gesamtkonzeption wegen. Das ist ganz wesentlich. Die Gesamtkonzeption zeigt
nämlich an der Wende des vergangenen Jahrhunderts einen anderen Umgang der
Gesellschaft mit psychisch Erkrankten. Bis dahin hat man sie weggesperrt und
kalt geduscht. Dieser Otto-Wagner-Bau hat die Revolution der Psychiatrie nicht nur gebracht,
sondern ist auch ein sichtbares Zeichen dafür. Wir sind daher der Meinung, dass
diese Anlage in ihrer Gesamtheit erhalten werden soll. Zerstörung dieser
Gesamtanlage bedeutet nicht nur, dass man die Pavillons abreißt, erweitert oder
aufstockt, was nicht
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