Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 68
ein sehr gutes Gespür für neue Talente hat. Hoffentlich wird er im Schauspielhaus dieses Gespür nicht verlieren, sondern weiter im Sinne des Empowerments arbeiten.
Andererseits sind es Haiko Pfost und Thomas Frank,
die „dietheater“ übernehmen werden und dort mit einem, glaube ich, mutig
interdisziplinären Ansatz, so hoffe ich, unsere Stadt ein bisschen aufmischen
werden. Ich finde das sehr, sehr erfreulich und denke mir: Hin und wieder
möchte ich mich auch gern herstellen und sagen, es gibt gute Entwicklungen. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Nächster Redner ist Herr Dr Wolf. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Es handelt sich um die Erhöhung eines Rahmenbetrages
zur Förderung an diverse Theater, Vereine und einzelne Theaterschaffende in der
Höhe von 200 000 EUR. Es ist das eine überplanmäßige Ausgabe, und im
Übrigen ist es die fünfte Beschäftigung des Gemeinderates mit diesem Rahmenbetrag.
Auch wir lehnen aus den genannten Gründen
Rahmenbeträge ab. Sie entziehen die entsprechende Post der Kontrolle durch die
Opposition, sie entziehen die entsprechende Post der Kontrolle, der
Überprüfbarkeit, der Budgetklarheit und auch der Budgetwahrheit. Warum können
nicht einzelne Posten hier abgestimmt und diskutiert werden? Warum kann man
nicht eine offene, transparente Diskussion führen? Das wäre im Sinn einer
inhaltlichen Auseinandersetzung über das, was Kulturpolitik ist in dieser
Stadt.
Damit kein Irrtum entsteht und Herr Kollege Woller
mich nicht wieder missversteht oder nicht versteht oder bewusst missversteht:
Wir sind dafür, dass die Szene gefördert wird, wir sind dafür, dass es Geld für
die Reformen der Theaterszene gibt; wir fordern nur Kontrolle und Klarheit. Und
wir wollen gern wissen, wie viel an welche Theater, an welche Vereine, an
welche Theaterschaffenden an Jahressubventionen vergeben wird, welche
Projektkostenzuschüsse finanziert werden und was die Beratung kostet. Aber prinzipiell
- damit kein Irrtum entsteht - sind wir natürlich dafür, dass das finanziert
wird.
Weil meine Vorrednerin, Marie Ringler, die Bestellung
der Leitungsfunktion von „dietheater“ und Schauspielhaus angesprochen hat: Wir
geben den neuen Leitern Andreas Beck, vom Kasino kommend, für das
Schauspielhaus sowie Thomas Frank und Haiko Pfost für die „dietheater“ - man
stolpert darüber: für die „dietheater“ - durchaus einen Vertrauensvorschuss.
Man wird sehen, was sie schaffen, ob sie die Stadt, wie Marie Ringler gesagt
hat, „aufmischen", ob sie das mit künstlerisch interessanten Projekten tun
und ob sie das mit genügend Geld ausgestattet tun werden. Keine Frage, sie
sollen einen Vertrauensvorschuss haben und arbeiten.
Aber uns geht es um Kontrolle, wie gesagt, und
deshalb werden wir diesen Rahmenbetrag - wie gesagt: schon die fünfte
Beschäftigung des Gemeinderates, um insgesamt 5,1 Millionen EUR
verteilen zu können - ablehnen.
Im Übrigen kann ich Herrn Woller
jetzt einladen, nach mir seine übliche Rede zu halten und zu sagen, dass ich
nichts verstanden habe, dass ich nicht informiert sei, dass ich nicht
eingearbeitet sei, und er kann wieder in gewohnter Weise seinen
Journalistenkomplex hier abarbeiten. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm. Er wird seine
Betrachtungen bringen.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Zur FPÖ: Es ist eigentlich egal, ob wir hier
Rahmenbeträge beantragen oder konkrete Förderungen für konkrete Freie
Gruppen-Projekte, die FPÖ hat immer dagegen gestimmt. Also, so gesehen ist es
eigentlich völlig egal, was wir beantragen. Das ist wenigstens konsequent, Sie
sind immer gegen Freies Theater. Das ist zwar falsch, aber zumindest
konsequent.
Dass Sie sagen, da würde Geld verschwinden und
sozusagen verkommen, ist natürlich absolut lächerlich, weil alle Beträge auf
Euro und Cent exakt abgerechnet werden. Es gibt eine Kontrolle, es gibt die
Kontrolle des Kontrollamtes, es gibt Kunst- und Kulturberichte, die wir
jährlich vorlegen, wo jeder Euro ganz genau dokumentiert wird, wer was bekommen
hat. Also, zu sagen, das ist alles nicht nachvollziehbar, stimmt einfach nicht.
Und es ist ein Scherz der Geschichte, dass Sie sich heute, Herr Kollege Stefan,
da herstellen und sagen, es passiere nichts in der Theaterreform. Sie lesen
offensichtlich nicht einmal mehr Zeitungen oder Pressedienste, denn sonst
müssten Sie wissen, dass heute - und Marie Ringler hat das ja schon
angesprochen - ein sehr wichtiger Tag in der Wiener Theaterreform war, und ein
wichtiger Baustein im Mosaik der neuen Wiener Theaterlandschaft platziert
wurde, nämlich die Bestellung der Intendanten für das Neue Schauspielhaus und
für das neue Co-Produktionshaus „dietheater Wien". Und ich bin auch davon
überzeugt, dass das eine sehr gute Entscheidung war und dass das die
Lebendigkeit, die Vielfältigkeit und die Innovation der Wiener
Theaterlandschaft vorantreiben wird.
Nun, zur FPÖ fällt mir jetzt nichts mehr ein.
Zur ÖVP: Ich kenne einen Stadtrat, der der
unmittelbare Vorgänger des derzeitigen Stadtrates war, der hat die
Rahmenbeträge sehr geschätzt. Er hat das genauso gemacht, weil er natürlich als
Stadtrat in dieser Position gewusst hat, dass es einfach besser ist, gewisse
Dinge gestalten zu können und Rahmenbeträge zur Verfügung zu haben. Und es ist
sozusagen nur die Frage, warum das heute nicht auch so sein sollte.
Außerdem ist, unter
uns gesagt, alles nachvollziehbar, was hier beschlossen wird und es ist nur ein
Zeichen der hervorragenden Finanzgeschäftsführung des Herrn Kulturstadtrates,
dass wir am Ende des Jahres in gewissen Töpfen noch Geld haben und es uns dann
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