Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 68
davon, ob dort ein Stadion
hinkommen soll oder nicht.
Ein dritter Bereich, der
noch nicht bearbeitet ist, sind Bahnareale, wo die Bundesbahnen, wenn sie
Bauführungen haben, ja nach dem Eisenbahnrecht vorgehen können. Aber die
Bahnareale, die wir noch nicht gewidmet haben, sind vornehmlich jene, wo wir
wissen, dass die Österreichischen Bundesbahnen in die Umnutzung gehen wollen
und die Bahnareale auflassen, wie zum Beispiel Nordbahnhof und Nordwestbahnhof.
Hier gibt es große Areale, und beim Nordwestbahnhof haben wir gemeinsam
mit den Bundesbahnen ein städtebauliches Verfahren auch mit Bürgerbeteiligung,
mit Einbindung der BewohnerInnen aus dem 20. Bezirk, gestartet.
Weitere Bereiche sind die Wohnhoffnungsgebiete im
23. Bezirk, wo dasselbe wie für Donaufeld gilt. Unter anderem ist da auch
die Reklewskigasse dabei, die nach dem neuen Stadtentwicklungsplan ja ein
Gebiet ist, wo Wohnbau ermöglicht wird.
Wir haben weiters noch die alten Industrieareale
nicht gewidmet, zum Beispiel Richtung Rodaun hinaus die ehemalige Zementfabrik
von Perlmooser, wo der Eigentümer auch noch nicht weiß, in welche Richtung es
gehen soll. Selbiges trifft auch für das Siemens-Areal Erdberger Lände zu.
Dann gibt es noch eine Reihe von kleineren Flächen,
wo ebenfalls im Einvernehmen mit dem Grundeigentümer noch nicht absehbar ist,
in welche Richtung es gehen wird. Daher haben wir diese Teile auch weiterhin in
der Bausperre belassen, um gemeinsam mit dem Grundeigentümer dann rechtzeitig
widmen zu können.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Stadtrat.
Wir kommen zur 3. Anfrage (FSP - 05098-2006/0001 - KFP/GM). Sie
wurde von Herrn GR Mag Gudenus gestellt und ist an die Frau amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport
gerichtet. (Josef Ackerl, Obmann der
Kinderfreunde, sammelte im Sommer 2006 20 000 Unterschriften für einen
Forderungskatalog, in welchem der kostenlose Kindergarten ab dem 2. Lebensjahr
gefordert wird. Diese Forderung wurde bereits seit Jahren von der FPÖ
aufgestellt und wird nun sogar durch die der SPÖ nahe stehenden Kinderfreunde
unterstützt. Welche konkreten Maßnahmen werden Sie in nächster Zeit setzen,
damit der Weg zu einem kostenlosen Kindergarten ab dem 2. Lebensjahr
möglich wird?)
Bitte sehr.
VBgmin Grete Laska: Schönen guten
Morgen! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Sie fragen im Zusammenhang mit den Aktivitäten, die
die Kinderfreunde dankenswerterweise zur Bewusstmachung und zur
Bewusstseinsbildung im Hinblick auf die Kindergärten in Österreich gesetzt
haben, ob wir Maßnahmen setzen werden, den kostenlosen Kindergarten ab dem
zweiten Lebensjahr möglich zu machen. Diese Anfrage gibt mir Gelegenheit, noch
einmal ein bisschen tiefer zu gehen und darauf hinzuweisen, dass die
Forderungen, die nicht nur die Kinderfreunde aus Oberösterreich, sondern in der
Zwischenzeit eine große Anzahl von Engagierten, die sich in einer Plattform
unter dem Titel EduCare zusammengeschlossen haben, gestellt haben, natürlich
viel weitergehend sind als das, worauf Sie es reduziert haben. Es ist mir
wichtig, das auseinanderzuhalten, denn man kann sich ja, wenn man ernsthaft
über politische Maßnahmen nachdenkt, nur größere Zusammenhänge vornehmen und
auch dementsprechend lösen.
Worum geht es? - Es geht grundsätzlich um die Frage:
Welchen Standard haben wir zur Zeit österreichweit im Bereich der
Kinderbetreuung? Ich bleibe jetzt einmal beim Betrachtungszeitraum vor der
Schule, also von null bis sechs Jahren. Hiezu gibt es internationale Studien
ebenso wie nationale Erhebungen, und wenn man sich diese Erhebungen anschaut,
wird ganz klar, dass die Situation in Österreich höchst unterschiedlich ist. Im
Folgenden nur einige Eckdaten, weil diese ganz wichtig sind, damit man weiß,
worüber man spricht.
Wenn man über die Qualität der Kinderbetreuung und
die Anforderungen in Wien spricht, dann gehen wir alle - auch Sie -
selbstverständlich von der Wiener Situation aus, die sich so darstellt, dass
wir im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen eine 96-prozentige Versorgung haben,
dass diese Versorgung eine Bildungseinrichtung ist - das haben wir gestern
diskutiert -, die jetzt noch dazu mit dem Bildungsplan die Ziele und Inhalte dokumentiert,
auch nach außen dokumentiert und festgelegt hat - einzigartig in Österreich! -
und die selbstverständlich von Öffnungszeiten ausgeht, durch die sie
tatsächlich eine familienergänzende Einrichtung darstellt, mit
Schwerpunktsetzungen durch die vielen Betriebskindergärten, die wir haben, um
auf besondere Bedürfnisse einzugehen, die sich in bestimmten Betrieben und
damit Arbeitsverhältnissen darstellen, aber die vor allem auch sicherstellen -
und das ist ein ganz wichtiger Vergleichspunkt! -, dass die Einrichtungen in
Wien maximal zwölf Tage im Jahr geschlossen sind. - Das ist schon ein
gravierender Unterschied, und deswegen erwähne ich es.
Gehen wir zum Beispiel nach Niederösterreich, dann
stellen wir fest, dass es dort 49 Schließtage sind, weil sich alle anderen
Kinderbetreuungssysteme in Österreich sehr stark an den Schulen orientieren,
und bekannterweise orientieren sich diese nicht an den üblichen Urlaubstagen
und Urlaubsmöglichkeiten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Gehen wir ein
Stückchen weiter in den Westen und nach Vorarlberg und Tirol, dann sind es dort
mehr als 60 Schließtage!
Eltern zu sein in Tirol, in Vorarlberg, ja selbst in
Niederösterreich macht also das Leben schwieriger und macht es vor allem auch
deshalb schwieriger, weil sich die Frage stellt: Was tun Berufstätige, die
tatsächlich eine qualitativ hochwertige und auch adäquate Betreuungseinrichtung
brauchen? (GR Kurth-Bodo Blind: Zur
Antwort, bitte!)
Dazu kommen natürlich auch die
Öffnungszeiten, und diese sind ein entscheidender Vergleichsfaktor.
80 Prozent der Tiroler Kindergärten schließen nämlich spätestens um
15 Uhr, und nur 4 Prozent der Vorarlberger Kindergärten bieten
überhaupt ein Mittagessen an.
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