Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 91
das
ist überhaupt keine Frage. Jede Studentin, jede Wissenschaftlerin oder auch
wenn sich Herren daran beteiligen, wunderbar, sie können sich an der
Erforschung feministischer Lebensmodelle gerne austoben. Ich sage Ihnen nur
eines: Es hilft den Frauen in Wien, die wirklich unsere Unterstützung brauchen,
überhaupt nichts. Die Frauen brauchen Arbeitsplätze, die Frauen brauchen
Ausbildung.
Ich
stehe nicht an zu sagen, dass auf dem Ausbildungssektor wie etwa durch den WAFF
im Moment niederschwellige gute Ausbildungsprogramme entstanden sind. Dem haben
wir zugestimmt. Dahinter stehe ich auch und das finde ich gut.
Was noch zum Thema Frauen dazugehört, ist das Thema
Männer. Wir wissen, dass wir derzeit ein hohes Maß an Gewalt an Frauen zu
verzeichnen haben. Wir konnten auch entsprechende Einrichtungen besuchen. Ich
habe das sehr begrüßt. Es gibt eine gute niederschwellige Beratung und
weiterführende Betreuung für Frauen. Wo es wirklich mangelt, ist zu bemerken,
dass das ein bisschen mehr Symptom- als Ursachenbekämpfung ist. Woran es
wirklich mangelt, ist, dass man auch die Täter dorthin führt, die Männer, denen
das Messer locker sitzt. Wenn wir die Zeitungsberichte lesen, müssen wir leider
zur Kenntnis nehmen, dass es das gibt. Es gibt kaum ein entsprechendes
niederschwelliges Angebot für Männer. Es gibt eine Männerberatung, aber das ist
noch viel zu wenig. Ich glaube, wenn wir uns für die Sicherheit und das Wohl
der Frauen einsetzen, werden wir auf die Dauer nicht umhin können, so
umzudenken, dass wir vor allem die Verursacher betreuen, sei es der Mann, der
in der Arbeitslosigkeit ist, der Alkoholiker ist. Es ist viel Leid von Frauen
oft Leid, das durch Ehepartner, durch Partner, durch Söhne oder durch Väter
verursacht wurde. Auch da sollte ein Umdenken beginnen und ein Schwerpunkt
gesetzt werden.
Ich halte es für kontraproduktiv im Bereich der
Frauenpolitik, wenn wir zu den sehr jungen Frauen, zu den Mädchen gehen,
geschlechtergetrennte Projekte zu forcieren. Ich glaube, gerade in der
Gesellschaft, wo es schwer ist, dass Frauen und Männer, wie wir uns das
wünschen und wie wir das in weiten Bereichen leben - das muss man auch einmal
dazusagen -, miteinander in partnerschaftlicher Art und Weise zusammenleben,
ist es kontraproduktiv, vor allem in der Pubertät die Mädchen von den Buben zu
trennen, weil dann erreicht man in Wirklichkeit wieder nur das, was sich
eigentlich gerade die Väter in diesem Fall wünschen, dass die Mädchen und die
Buben vielleicht bis zu einer Zwangsehe hin isoliert werden. Dem werden wir
sicher nicht zustimmen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Integration heißt Anpassung. In diesem Sinne wollen
wir Integrationspolitik auch verstanden wissen. Wir werden daher diesem Budget,
das Sie uns vorlegen, nicht zustimmen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau
StRin Dr Vana, bitte.
StRin Dr Monika Vana:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich werde mich zu Beginn dieser Geschäftsgruppe wie
immer auf die Frauenpolitik konzentrieren, und zwar wirklich auf die
Frauenpolitik, nicht auf die Mütterpolitik, nicht auf die Männerpolitik wie
meine Vorrednerin Matiasek, für die Feminismus offenbar ein Schimpfwort und
etwas ganz Negatives ist. Ich bin froh, wir GRÜNE unterstützen die
feministischen Projekte in dieser Stadt, weil sie ganz wichtig für die Selbstbestimmung
und Eigenständigkeit von Frauen sind. Wir bedauern sehr, dass die
Bundesregierung in den letzten Jahren gerade bei den frauenspezifischen
Projekten, die einen feministischen Touch hatten, so stark gekürzt hat, dass
immer wieder, zwar unzureichend, aber doch, die Stadt Wien einspringen musste. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig, als das
vorgelegte Wiener Budget auch aus frauenpolitischer Sicht abzulehnen, da es
keinerlei neue Akzente in frauenpolitischer Hinsicht setzt. Die mageren
0,7 Promille des Gesamtbudgets für das Budget der MA 57, die für
Frauenförderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten zuständig ist,
kritisieren wir seit Jahren. Es hat sich auch heuer leider keine Steigerung
ergeben, obwohl eigentlich das IFES-Frauenbarometer, das letzte Woche
veröffentlicht wurde, gerade in der Frauenpolitik dringenden Handlungsbedarf
sehen würde, wo wir auch gerne diesen Niederschlag im Budget hätten sehen
wollen. Man kann auch mit diesem frauenpolitischen Budget, also diesen
0,7 Promille, deshalb keine großen Sprünge und nichts Innovatives machen,
weil der Großteil dieses mageren Budgets Jahr für Jahr zweckgebunden für
Frauenhäuser und für die Unterstützung der bestehenden Projekte ist, was wir
sehr unterstützen. Wir haben auch sehr dafür gekämpft, dass die bestehenden
Projekte zum Beispiel Dreijahresverträge bekommen. Trotzdem wäre eine
Steigerung des frauenpolitischen Budgets, zumindest auf ein Promille des
Gesamtbudgets, wie es zum Beispiel auch im Bereich der Wissenschaft eine
langjährige Forderung der GRÜNEN ist, höchst notwendig.
Wir hätten heuer gehofft, dass es vielleicht neue Ansätze
in der Wiener Budgetpolitik gibt, weil das Gender Budgeting, das vor einem Jahr
bei der Budgetdebatte groß als Innovation angekündigt wurde, doch ein sehr
positiver Schritt war, vor allem international gesehen ein sehr innovativer
Schritt. In keiner anderen Stadt Europas wird Gender Budgeting in allen
Ressorts, in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung umgesetzt. Deswegen
haben wir GRÜNEN das nicht nur immer wieder gefordert, sondern vor einem Jahr
auch begrüßt. Allein das, mein Herr Kollege Ellensohn hat es schon
angesprochen, was dieses Jahr an Ergebnissen oder ich weiß gar nicht, was,
weiteren Schritten oder Analysen, an Zwischenstand vorgelegt wurde, ist sehr
mager und verdient unserer Meinung nach nur das Wort Etikettenschwindel.
Etikettenschwindel deshalb, weil wir nicht wissen, was eigentlich das Ziel
dieses Gender Budgeting Genannten ist, denn es ist eigentlich kein Gender
Budgeting, es ist ein Beitrag zum Gender Mainstreaming in dieser Stadt. Gender
Budgeting wäre etwas anderes als das, was Sie vorgelegt haben, meine Damen und
Herren von der
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