Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 91
zu diskutieren, selbstverständlich darf man genau an dieser Nahtstelle aber nicht Halt machen. Es ist jedenfalls sicherlich von Nutzen, wenn der Wiener Landtag und Gemeinderat und vor allem jene Personen, die hier gemeinsam arbeiten, sich darüber Gedanken machen und unter Umständen auch jenen, die auf der Bundesebene Entscheidungen zu treffen haben werden, schon Grundlagen liefern, die die Diskussionen vielleicht auch erleichtern.
Ich hoffe, dass Sie diese meine Einladung annehmen
und dass wir hier klarstellen können, wo Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen
sind, aber auch herausfinden, was uns trennt, denn diese Informationen sind für
die Wienerinnen und Wiener – wie ich meine – ausgesprochen wichtig.
Ich habe schon gesagt, dass sich das ganze Budget
sehr stark mit dem Thema Bildung beschäftigt. Daher ist es natürlich ganz
wichtig, Bildungsprinzipien auch in den sonstigen Einrichtungen der Stadt Wien
zu hinterfragen, egal, ob im außenschulischen Bereich oder im Bereich der
Erwachsenenbildung mit dem Prinzip des lebenslangen Lernens. Auch dort sind
entsprechende Schwerpunkte zu setzen, und ich würde mir wünschen, dass auch
diese Diskussion in die Gesamtdiskussion, die ich zuerst angesprochen habe, mit
einbezogen wird, weil ich glaube, dass auch in diesem Bereich viele
Missverständnisse aufgeklärt und auch Grundprinzipien diskutiert werden
könnten.
Ich denke jetzt zum Beispiel auch an die Frage der
Jugendzentren. – Ich habe mich auch an Zeitvorgaben zu halten und habe
daher jetzt nicht genug Zeit, um zu erklären, welche Grundprinzipien es
betreffend Jugendbetreuung, vor allem aber Jugenderziehung gibt. Eine
Diskussion ist aber aus meiner Sicht in Anbetracht der Missverständnisse, die hier
aufgezeigt wurden, dringend notwendig, denn diese gehören dringend wieder aus
der Welt geschafft! Mir tut es leid, dass gerade in diesem Bereich bei den
Freiheitlichen offensichtlich ein Paradigmenwechsel eingetreten ist. Gerade die
Arbeit im Bereich der außerschulischen Jugenderziehung war lange Jahre
überhaupt kein strittiges Thema. Ganz im Gegenteil: Sie wurde von allen
Parteien des Hauses getragen. Daher tut es mir leid, wenn hier unter Umständen
auf Grund von Missinterpretationen jetzt eine andere Meinung Platz greifen
sollte.
Nun noch zu ein paar einzelnen Punkten, die
angesprochen wurden. – Das Thema Jause im Kindergarten ist mir ganz
wichtig, das habe ich auch im Kontrollausschuss schon gesagt. Das Thema, das in
diesem Antrag angerissen wurde, ist noch auszudiskutieren. Jedenfalls ist aber
auszuschließen, dass wir mit einem einfachen Antrag die Jause essensmäßig zum
derzeitigen Versorgungspaket dazu nehmen und dafür mehr Geld verlangen. Man
kann aber auch nicht eine bestimmte Leistung jetzt definieren und im Moment, in
dem man etwas dazu gibt, das nicht dazu rechnen! Das ist aus meiner Sicht die
falsche Antwort! Gerade die Frage der Verpflegung mit einer Jause muss man
anders diskutieren. Man kann das nicht damit lösen, indem man ein bestimmtes Angebot
macht und sagt, dass es so und so viel kostet. Die Voraussetzungen sind nämlich
total unterschiedlich, und man muss sich auch fragen: Wollen wir überhaupt,
dass die komplette Essensversorgung über die Einrichtungen angeboten wird?
Daher wird es keinen Antrag, sondern eine Diskussion darüber geben, die
letztlich zu einer Entscheidung führen muss, wie wir hier in Zukunft vorgehen.
Eine zweite Geschichte, die mich ein bisschen
verwundert, ist, dass man die Diskussion betreffend Sportanlagen nun am Beispiel
der Sportanlage Eßling abhandelt, denn das ist das schlechteste Beispiel. Und
gerade die ÖVP und du, lieber Freund, sollten wissen, dass das das schlechteste
Beispiel ist, um die Frage von Sportanlagen in Wien zu diskutieren! Es ist dies
nämlich keine Anlage der Stadt Wien, und diese befindet sich auch nicht auf
Grund und Boden der Stadt Wien, sondern sie hat einen anderen Eigentümer. Dass
die Stadt Wien das Ganze nicht trotzdem unterstützt, stimmt auch nicht, denn
wir bemühen uns sehr, hier eine Lösung zu finden, um das Thema zumindest
ballmäßig zu beenden.
Worum es eigentlich geht, das ist das, wo ich gerne
gehabt hätte, wenn wir uns gemeinsam empört hätten, denn dass der Sportverein
Eßling in guter Art und Weise dort über 250 Kinder und Jugendliche betreut
und in dieser Anlage ein einziges Ehepaar offensichtlich ein Problem damit hat,
dass 250 Kinder Sport betreiben und es sich zur
Lebensaufgabe gemacht hat, Bälle zu zählen, die über den Zaun fliegen und dann
noch klagt, das ist der Hilferuf, den wir eigentlich hinausschreien müssten und
wo wir uns fragen müssten, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben, wo
nicht das Interesse von 250 Sport betreibenden Kindern und Jugendlichen
plus deren Eltern im Vordergrund steht, sondern die Tatsache von über den Zaun
fliegenden Bällen. Es waren 56, wenn ich mich richtig erinnere, in der letzten
Beobachtungsperiode, also auch nicht wirklich ein Hagel von fliegenden Bällen. (GR
Kurth-Bodo Blind: Möchten Sie 56-mal einen Ball auf den Kopf bekommen? Ein
Wahnsinn!) Dann sage ich, das ist in Wirklichkeit die Tatsache, mit der wir
uns beschäftigen müssen und wo wir sagen müssen: Kann es wirklich so sein, dass
durch einzelne Tatsachen, die man sich schon bemüht hat, mit Erhöhung des
Zaunes und Ähnlichem zu verhindern, mit Klagen belegt 250 Kinder behindert
werden, Sport zu betreiben? Das wäre der Aufschrei gewesen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Ein letztes kleines Beispiel, weil es auch angesprochen wurde und weil
ich gerne bereit bin, alles hier im Detail sachlich, aber nicht zynisch, zu
diskutieren. Nicht zynisch, lieber Herr Kollege Aigner! Das tut mir leid, denn
normalerweise ist es eine sehr sachliche Diskussion, die wir führen. Was immer
das Motiv gewesen sein mag, wir werden es ergründen, nur wir schließen in Wien
keine Schulstandorte, sondern das, was wir machen, und dazu stehe ich auch,
ist, Strukturmaßnahmen zu ergreifen und unter Umständen Schulstandorte zu
verlegen. Das Beispiel Embelgasse ist ein symptomatisches, wie teilweise falsch
geglaubt wird, schwuppdiwupp ein Problem taucht auf, irgendjemand regt sich
über eine Maßnahme auf und da muss man sich davor hinstellen und sagen, das
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular