Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 91
fonds mit einem jährlichen Budget von 11 Millionen EUR und die Dotierung des neuen Fernsehfilmfonds mit einen jährlichen Budget von 2 Millionen EUR.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung.“
Schließlich bringe ich, weil es auch in diese
Geschäftsgruppe fällt, auch noch einen Antrag zur misslichen Situation des
Wiener Musikschulwesens ein. Sie wissen, dass die Situation in Wien bezüglich
der Musikschulen dramatisch ist. Im Vergleich zu anderen Bundesländern bestehen
in Wien – in der Bundeshauptstadt, die sich so gerne als eine der
Welthauptstädte der Musik bezeichnet! – zu wenige Musikschulen. In
Niederösterreich gibt es 420. Die Zahl ist Ihnen wiederholt von dieser Stelle
aus gesagt worden. In Wien sind es 30 Musikschulen. Selbst in Vorarlberg gibt
es 103 Musikschulen. Wenn man das auf die Musikschülerzahlen umlegt, dann gibt
es, während es im Burgenland zum Beispiel auf 10 000 Einwohner vier
Musikschüler gibt, in Wien gerade einmal 0,19 Musikschüler auf dieselbe
Einwohnerzahl. Das ist ein eindrücklicher statistischer Wert.
Ich stelle daher folgenden Beschlussantrag:
„Die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend,
Information und Sport möge zum Ausbau des Wiener Musikschulwesens folgende
Maßnahmen setzen: Die Errichtung von bedarfgerechten Musikschulen in jedem
Wiener Bezirk bis Ende 2010; eine großzügige Jahresplanung; die Einstellung von
zusätzlichem Lehrpersonal an den Musikschulen zwecks Abbaus bestehender
Wartelisten für Ausbildungsplätze und die Schaffung eines bedarfsgerechten
Angebots an Nachmittagsbetreuung in den Wiener Musikschulen durch die
zuständigen Stellen der Stadt Wien.
In formeller Hinsicht beantrage ich ebenfalls die
sofortige Abstimmung.“ – Danke schön. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Stichwort Compress
Verlag ist in der vorvorherigen Rede und heute überhaupt schon mehrfach
vorgekommen. Herr Aigner von der ÖVP musste so viele Punkte bearbeiten, dass er
das nur streifen konnte. Vermutlich hätte er aber, so wie ich, sehr lange
darüber reden können!
Ich werde einen Teil
meiner 15 Minuten nicht auf Leistungen, sondern auf den Bericht des
Kontrollamtes der Stadt Wien, der erst seit Kurzem vorliegt, verwenden.
Die Prüfung des Vertrags,
der mit der Compress VerlagsgesmbH & Co KG geschlossen wurde, hat ganz klar das bestätigt,
was wir vorher gedacht haben: Eine Ausschreibung war auf einen Bewerber zugeschnitten.
Es hat von vornherein niemand anderer gewinnen können. Und ich glaube, dass
anhand dessen, was ich jetzt noch aus dem Bericht zitieren werde, klar
ersichtlich ist, dass es da eher in Richtung Freunderlwirtschaft geht als in
Richtung ernsthafte Ausschreibung.
Gleich zu Beginn schreibt
das Kontrollamt: „Im Sinn einer höheren Transparenz wurde jedoch empfohlen,
künftig derartige Vergabeverfahren umfassender zu dokumentieren, was von der
geprüften Stelle in der Stellungnahme ausgeführt wurde.“ – Es fängt schon
einmal damit an: Das Ausschreibungsvolumen waren 95 Millionen EUR. Viele
Verhandlungen später mit einem einzigen Bewerber wurde uns in diesem Haus ein
Vertrag vorgelegt, und zwar nicht über 95, auch nicht über 100, und auch nicht
über 120, 130 oder 140, sondern über 146 Millionen EUR! Um 50 Prozent
ist das Volumen angewachsen, nachdem die Ausschreibung ergeben hat: Wir
verhandeln nur mit einem! Es wurde x-mal hin und her verhandelt, und jedes Mal
wurde es teurer. Und es konnte sich kein Zweiter einmischen, weil ja schon
abgeschlossen war, dass man ausschließlich mit der Compress redet. Es gab also
eine wundersame Vermehrung von 51 Millionen EUR vom Ausschreibungstext bis
zum Ende, natürlich mit zusätzlichen Leistungen.
Das würde sich jeder wünschen,
der ein Geschäft mit der Gemeinde Wien oder auch anderswo macht: Zuerst bekomme
ich ein Volumen zugesprochen, und dann sage ich: Ich habe noch ein paar Ideen!
Und die Gemeinde sagt: Gut, das machen wir auch noch!, und wirft
50 Millionen nach. – Das würden sich viele andere Leute, die mit der
Stadt Wien zu tun haben und Geschäfte machen, auch wünschen!
Das fängt bei
Kleinigkeiten an. – So sagt das Kontrollamt: „Diesbezüglich wurde aus formalen
Gründen empfohlen, zur besseren Nachvollziehbarkeit der Entscheidungsfindung
die betreffenden Aktenvermerke auch zu datieren.“ – Das hat man da nämlich
nicht gemacht. Wir reden von 150 Millionen, die einfach so vergeben wurden,
aber die Aktenvermerke haben kein Datum und sind deshalb ein bisschen schwer
zum Zuordnen.
Und was sagt die
MA 53 darauf? – Okay, wir werden in Zukunft halt datieren! Und „in
Zukunft“ heißt diesfalls 2015, denn so lange läuft der Vertrag. Da sitzen wir
nicht mehr in dieser Zusammensetzung hier, bei der MA 53 arbeiten andere
Leute, bei Compress gibt es aber immer noch den gleichen Eigentümer!
Man könnte den ganzen
43-seitigen Akt verlesen. Ich würde allen, vor allem auch der Opposition,
empfehlen, sich das wirklich einmal zu gönnen, denn da sieht man, wie man eine
Ausschreibung macht, wenn man vorher weiß, wer gewinnen soll, und wenn man ihm
dabei helfen soll.
Das Kontrollamt bemängelt
die Art und Weise der Ausschreibung, indem es feststellt, dass eine funktionale
Ausschreibung etwas anderes als eine Auflistung der einzelnen Werbemittel ist.
Vielmehr könnte auch die Beantwortung der Fragen beinhaltet sein: „Was sind die
Ziele der Stadt Wien in diesem Bereich? An wen wendet sich die Stadt Wien mit
den Verbindungsbüros? Was soll im Interesse der Stadt Wien mitgeteilt
werden?“ – All das ist nicht enthalten.
Was sagt das Kontrollamt? – Ich zitiere:
„Bei der Durchsicht der gegenständlichen Ausschreibungsunterlagen stellte das
Kontrollamt fest, dass diese in ihrem Detaillierungsgrad nicht den vom
Kontrollamt erwarteten Anforderungen an eine funktionale Leistungsbeschreibung
entsprachen“. Denn was stand darin? – Darin
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