Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 108
wurde, werden sie Privatkonkurs anmelden müssen. Es
geht nicht um viel Geld. Günter Weninger, der ehemalige BAWAG-Aufsichtsrat,
könnte mit seinem Monatsbezug von 23 500 EUR, wie heute oder gestern
bekannt wurde, mit einer Monatsunterstützung bereits das Theater Brett retten
und auch den möglichen Privatkonkurs der Theatermacher verhindern. (GR
Mag Christoph Chorherr: Das ist richtig!) – Das können Sie dann gerne
sagen. (GR Mag Christoph Chorherr: Da fallen mir aber noch ein paar
Leute ein!)
Lieblingsprojekte des Herrn Stadtrates können sich
jederzeit darauf verlassen, dass das Füllhorn, das aus den Steuergeldern
gespeist wird, nicht versiegen wird. Sie bekommen Sondersubventionen oder ihre
Schulden bezahlt. Ich erinnere nur an die Diskussion, die wir vor Kurzem zu den
schweren Finanzproblemen des Volkstheaters geführt haben, oder an die Wiener
Symphoniker – auch das wurde gesagt –, die das Kontrollamt bekanntlich auch
geprüft hat.
Der Vorstand müsse – so heißt einer der zentralen
Feststellungen –, den Mitarbeitern endlich vermitteln – und wörtlich –, dass
die Zukunftssicherung des Vereins nicht nur von der Bereitschaft der Stadt Wien
zur Gewährung ausreichender Subventionen abhängt, sondern auch von der
Bereitschaft abhängt, Anpassungen des Besoldungs- und Pensionssystems im
erforderlichen Ausmaß zu akzeptieren. – Zitat Ende.
Bei den Vereinigten Bühnen Wien ist ein ähnliches
Bild: Hohe Subventionen und Finanzprobleme. Diese führen sogar dazu, dass der
Eigentümer, die Holding, ein Darlehen gibt, das das Kulturamt in Jahresraten
von 2,5 Millionen EUR zuzüglich Zinsen, deren Höhe wir nicht kennen,
abstottert. Das ist keine Kulturpolitik, sondern ein „Fortwurschteln" ohne
Plan und Konzept.
Der vorliegende Budgetentwurf spiegelt genau diese
Politik des „Fortwurschtelns" wider: Ein bisschen anheben, ein bisschen
kürzen, ein bisschen umschichten, und fertig ist das Budget. Ich könnte das nun
in vielen einzelnen Budgetposten nachweisen, werde mich aber angesichts der
fortgeschrittenen Redezeit kurz fassen.
Der Posten Bildende Künste wurde gekürzt, ebenso die
Filmförderung, wozu mein Kollege Bernhard Dworak ohnehin noch Stellung nehmen
wird.
Die Subventionen der Wiener Festwochen bleiben weiter
eingefroren, obwohl deren Finanzbedarf bekanntlich wesentlich höher ist und in
den vergangenen Jahren auch immer wieder irgendwie nachträglich abgedeckt
wurde. Damit verstößt der vorliegende Entwurf auch gegen die Grundsätze der
Budgetwahrheit und der Budgetklarheit.
Das bringt mich zu einem Beschluss- und Resolutionsantrag,
den mein Kollege Bernhard Dworak und ich einbringen werden, betreffend die
Bündelung der Kompetenzen und Förderungen für Wissenschaft und Forschung. Die
Wissenschaftspolitik der Wiener Stadtregierung ist derzeit von einer
vollkommenen Zersplitterung und Intransparenz gekennzeichnet. Förderungen
werden aus den Ressorts Kultur und Wissenschaft, Finanzen, Wirtschaftspolitik,
Wiener Stadtwerke, Stadtentwicklung und Verkehr vergeben. Es gibt keine
Übersichtlichkeit, es fehlt jegliche Transparenz.
Ich bringe daher gemäß § 27 Abs 4 der
Geschäftsordnung folgenden Beschlussantrag ein:
„Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien möge zum
Zweck der Kompetenzbereinigung beziehungsweise einer Kompetenzbündelung im
Bereich der wissenschaftlichen Förderung und Forschung der Stadt Wien folgende
Maßnahmen treffen:
Bündelung aller Angelegenheiten des Bereichs
Wissenschaft und Forschung in einem Ressort, Erstellung beziehungsweise
Definition genauer Richtlinien für die Unterscheidung von Wirtschafts- und Wissenschaftsförderung,
Bestellung unabhängiger Expertengremien für die jeweiligen wissenschaftlichen
Fachgebiete, die Einrichtung spezieller Fonds zur Förderung der
unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachgebiete und die Übertragung der
Kompetenzen für die Vergabe von Förderungen an die jeweils bestellende
Experten-/Expertinnenkomitees.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt." (Beifall bei der ÖVP.)
Aus all den genannten Gründen lehnt meine Fraktion den
vorliegenden Budgetentwurf ab. Ich danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Herr GR Woller, bitte.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Wenn Kollege Wolf von Stillstand auf hohem Niveau
spricht und das kritisiert, dann kann ich dazu zwei Dinge anmerken. Das Erste
ist: Bei ihm dauert die Phase der Einarbeitung offensichtlich endlos lange, und
er ist noch lange nicht angelangt. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Nein! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Das Zweite, was mir einfällt, ist: Er lebt
offensichtlich in einer völlig anderen Stadt. Ich weiß nicht, wo Sie unterwegs
sind. Offensichtlich sollten Sie irgendwann aus Ihrer Schreibstube herauskommen,
wo Sie Kontrollamtsberichte lesen und sich einmal etwas in der Stadt anschauen!
(GR Günter Kenesei: Der lesen kann, ist eindeutig im Vorteil!) Ich sehe
Sie auch nirgends! Sie können ja auch nicht wissen, wie erfolgreich die Wiener
Kultur ist, wenn Sie nie irgendwo sind. Sie sind gewohnt, irgendwo in einer
Schreibstube zu sitzen und sich da zu verschanzen – und das ist schade für
einen Kulturpolitiker. (Beifall bei der SPÖ.)
Sie sind interessanterweise der einzige
Kulturpolitiker, der noch nicht verstanden hat, dass, wenn man mehr Geld
ausgibt, weil man mehr Geld auftreibt, zum Beispiel als erfolgreiche
Kulturstadt beim Finanzstadtrat, dass dann der Rechnungsabschluss höher wird
und dass das ein Erfolg ist. Sie glauben noch immer, das sei ein Misserfolg, da
werde überzogen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Sie haben die einfachsten
Fragen des Kulturbudgets noch nicht verstanden. Sie sind auch der einzige
Kulturpolitiker, der sich freut, wenn irgendjemand die Reduktion von
Kulturförderungsmitteln fordert.
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