Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 108
726 000 EUR, das WUK mit etwas mehr als
1 Million EUR, das Dokumentationsarchiv mit rund
400 000 EUR. (GR Ernst Woller: Das stört natürlich die FPÖ!) Da
wird also Geld versenkt, das dann in politischer Agitation und im Zusammenhang
mit dem Dokumentationsarchiv – nicht umsonst als Privatstasi bezeichnet – immer
wieder untergeht.
Eine weitere Geldverschwendung gibt es bei den Wiener
Festwochen. Man hat festgestellt, dass bei manchen Produktionen der einzelne
Besucher mit über 1 000 EUR subventioniert wird. Das ist ein starkes
Stück! Damit könnte man ihn zu einer Vorstellung vielleicht sogar nach New York
fliegen lassen, um sie sich dort anzuschauen. Es kann einmal etwas passieren,
aber diese Abfolge ist schon sehr beeindruckend.
Jetzt stehen wir vor einem Problem der Stadt Wien im
Künstlerhaus. Da bin ich gespannt, inwiefern die Stadt Wien das Künstlerhaus
für die Stadt Wien als Ausstellungsfläche erhalten wird. Im Budget sehe ich
keinerlei Ansätze, ich habe auch von Seiten der Politik noch nichts darüber
gehört, wo eine Tendenz in die Richtung wäre, dass man das Künstlerhaus erhält.
Es gibt eher nur einen politischen Schlagabtausch zwischen Bund und Land. Das
wird möglicherweise demnächst zu Ende sein und dann werden wir ja sehen, wer
dann gewinnt: Ich oder ich?!
Das ist also der Zustand, wie Geld ausgegeben wird.
Ein Beispiel dafür aus einer aktuellen Presseaussendung zum Projekt „open
space" am Karlsplatz: Da heißt es – ich muss sagen, diese Wortkreationen
sind wirklich toll –: Der Karlsplatz provoziere durch seine „urbanistische
Defizienz zu Interpretation und subjektiver Bewohnung". – Das ist nicht
schlecht, oder? Ich nehme an, es sind alle beeindruckt, was eine subjektive
Bewohnung ist. Ich kenne keine objektive Bewohnung! Die Formulierung ist
wirklich ein Traum. Das ist halt das, was niemand mehr verstehen darf und daher
ist es dann besonders wichtig. Da sind wir alle beeindruckt, fallen auf die
Knie und wehe, wir verstehen es nicht: Dann sind wir natürlich Banausen – aber
so ist das halt in der Kulturpolitik.
Identität ist keine Kategorie der Wiener
Kulturpolitik. Publikumsinteresse ist meistens vollkommen uninteressant, wird
also überhaupt nicht in irgendeiner Weise in den Vordergrund gestellt.
Vorsichtiger Umgang mit den Steuermitteln – davon habe ich jetzt schon mehrfach
gesprochen – ist nicht zu erkennen. Subventionen für fragwürdige Institutionen,
die dann in Wirklichkeit nur politische Agitation betreiben, ist nach wie vor
im großen Stil vorhanden. Wir sind daher dafür, dass es weniger politische
Einflussnahme gibt, viel mehr Raum für eine freie Kunstszene – und da das alles
nicht im Budget wiederzufinden ist, lehnen wir das Budget in dieser
Geschäftsgruppe ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Frau GRin Ringler, bitte!
GRin Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich werde nicht wie mein Vorredner sämtliche Reden
des letzten Jahres wiederholen (GR Dr Herbert Madejski: Da haben Sie
aber gut aufgepasst!), sondern mich auf einige wesentliche Punkte
konzentrieren. Dieses Budget, das vor uns liegt, ist wohl als einfallslos zu
bezeichnen. Es ist im Wesentlichen ein Fortschreibungsbudget. Bei den
Nachfragen im Ausschuss, bei dem Versuch, zwischen diesen vielen Postnummern
und wenig aussagekräftigen Übertiteln noch zu verstehen, was sich dahinter
verbirgt, hat sich herausgestellt, dass dieses Budget trotz einer Erhöhung
leider eines ist, in dem es in Zukunft weniger Geld für viele Bereiche geben
wird.
Warum? – Die Erhöhung dieses Budgets macht
10,8 Millionen EUR aus; an sich ja ein nicht unerklecklicher Brocken
Geld. Bedauerlicherweise fließt aber ein Großteil und sogar mehr als diese
Erhöhung in das Theater an der Wien und die Musicalbühnen – ein Projekt, von
dem Sie wissen, dass wir es ablehnen, von dem wir glauben, dass es eine falsche
kulturpolitische Entscheidung war. Es ist daher so, dass im nächsten Jahr
weniger Geld für alle anderen Kunst- und Kultursparten und Bereiche verfügbar
sein wird. Das halten wir für bedauerlich, weil wir denken, dass dieser starke
Schwerpunkt im Bereich der Darstellenden Kunst zwar sicherlich ein Asset der
Theaterstadt Wien darstellt, dass es aber im Allgemeinen so ist, dass es gerade
in den letzten Jahren viele spannende Entwicklungen gegeben hat, ganz abseits
der Darstellenden Kunst, die dringend Geld bräuchten und für die es natürlich
jetzt weniger Geld geben wird.
Das ist natürlich auch deshalb bedauerlich, weil
ursprünglich der Herr Finanzstadtrat versprochen hatte, dass die Erhöhung des
Geldes für die Vereinigten Bühnen Wien nicht auf Kosten des Kulturbudgets gehen
wird. Die Erhöhung von 10,8 Millionen EUR spricht aber ganz deutlich
eine andere Sprache. Es ist ganz offensichtlich, dass die Vereinigten Bühnen
aus dem laufenden Kulturbudget finanziert werden müssen. Irgendwo müssen ja die
40 Millionen EUR herkommen! Das ist eine Entwicklung, die wir für
falsch halten. Wir halten das für eine falsche Schwerpunktsetzung, für eine
falsche Entscheidung, was die Vielfalt in dieser Stadt betrifft.
Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, den wir in den letzten Wochen
öffentlich, aber auch im Kontrollausschuss heftig debattiert haben, nämlich auf
jene Institution, die zu den am meisten subventionierten Einrichtungen dieser
Stadt gehört: den Wiener Symphonikern. (GR Dr Herbert Madejski: Den
Herrn Zawinul haben Sie vergessen!) – Der Herr Zawinul bekommt nicht
12 Millionen EUR – das können Sie mir glauben. (GR Dr Herbert
Madejski: Der Herr Zawinul ist auch nur einer, die Symphoniker sind viele!)
Die Wiener Symphoniker bekommen nunmehr fast 12 Millionen EUR im Jahr
– und das bei einem Kontrollamtsbericht, der jedem – so denke ich –, der ihn
gelesen hat, die Haare zu Berge hat stehen lassen. Was sich in diesem
Kontrollamtsbericht ganz deutlich gezeigt hat, ist, dass die Wiener Symphoniker
kein Verständnis dafür haben, wie man mit öffentlichen Mitteln sparsam umgeht.
Noch mehr hat mich erschreckt, dass sie auch in ihren öffentlichen
Stellungnahmen nach Veröffentlichung oder nach
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