Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 108
großen
Kriegsaltlast, „Shell Pilzgasse", und der Abschluss der Sanierung der Bleileitungen
im Jahr 2007 um immerhin 4,4 Millionen EUR – und das sind nur
wirklich ein paar der wichtigsten Vorhaben für das nächste Jahr. Ich glaube,
wir haben viel zu tun, und ich hoffe trotz der Kritik auf eine gute, gemeinsame
weitere Vorgangsweise. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zur
Geschäftsgruppe Umwelt liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Ich
begrüße den Amtsf StR Dr Mailath-Pokorny. Wir kommen zu seiner
Geschäftsgruppe. Herr GR Mag Stefan hat sich zu Wort gemeldet.
GR Mag Harald
Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! (Das Licht im Saal
verdunkelt sich.)
Muss ich
den Saal durch meine Ausführungen erhellen? Sind schon alle draußen? Es sind
noch einige anwesend, gut. Achtung: Kultur! Alle hinaus, ja!
Ich habe
ein sehr interessantes Zitat gefunden, und zwar heißt es da: „Kunst ist ein
Teil von Kultur und umschließt die Gesamtheit aller ästhetischen Ausdrucks- und
Darstellungsformen kreativer Menschen.“ – Das klingt sehr konservativ, ist aber
aus dem Bildungsplan, den die Stadt Wien verteilt. Es ist doch sehr
interessant, welcher Kunstbegriff hier gepflegt wird. Ich muss sagen: Offenbar
werden wir irgendwann einmal zusammenkommen, denn da bin ich wirklich beruhigt,
wenn die Ästhetik so im Vordergrund steht. Ich fürchte nur, dass das noch nicht
Realität ist, aber immerhin: Zielvorstellungen sind da.
Wovon
reden wir beim Budget? Es geht um 240 Millionen EUR an Ausgaben und
17 Millionen EUR Einnahmen, also um einen Zuschussbedarf von etwa
224 Millionen EUR. Aus dem Budget sind keine grundlegenden Änderungen
ersichtlich. Das heißt, es ist auch hier so wie in den meisten Bereichen im
Wesentlichen eine Fortschreibung, alle Jahre in etwa das Gleiche. Teilweise
sind die Bereiche ein wenig schwer zuordenbar, aber sonst ist alles beim Alten.
Man ist in
Wien immer stolz auf die hohen Ausgaben. Das ist der wesentliche Punkt. Es wird
immer betont: Wir haben so viel Geld für Kultur, und Kultur ist so wichtig. Das
ist eine sehr undifferenzierte Aussage. Ich betone das immer wieder, denn nur
zu sagen, man gibt viel Geld aus, ist naturgemäß ein schwaches Argument. Ich
möchte drauf eingehen, an welchen Punkten ich das festmache, dass mit dem Geld
nicht optimal umgegangen wird beziehungsweise wo es tatsächlich
Verbesserungspunkte gibt.
Film,
Kino, Video: Immer wieder kritisieren wir, dass die Subventionen in diesem
Bereich nicht besonders zielgerichtet eingesetzt werden. Der Publikumserfolg
scheint überhaupt kein Maßstab zu sein. Es werden zwar immer wieder Erfolge bei
Preisverleihungen erzielt – etwas fraglich ist aber immer, wer diese Preise
verleiht. Das sind nämlich die Jurys. In den Jurys sitzen dieselben Personen,
die dann wieder andere Filme produzieren, die auch wieder Preise erhalten
wollen.
Es gibt
vier Kategorien von Förderungen: Herstellungsförderung,
Projektentwicklungsförderung, Kinostartverwertungsförderung, Festivals. Es gibt
viele Möglichkeiten, da zu Geld zu kommen.
Ich möchte
zwei Beispiele nennen, was dabei herauskommt: Der Film „Crash Test
Dummies" hatte 3 688 Besucher und erhielt 81 000 EUR
an Förderungen, wie ich erfahren habe. Das ist doch ein sehr gutes Verhältnis.
3 688 Besucher: Den Film haben nicht viel mehr Menschen besucht als
die Darsteller selbst, die Mitarbeiter und deren Verwandte. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass das sonst jemand wirklich gesehen hat.
Im
Zusammenhang mit dem Mozartjahr wurde der „Der Wadenmesser" gezeigt, der
7 709 Besucher hatte und 120 000 EUR an Förderungen
erhielt, wie ich herausgefunden habe. Da scheint also Geld zu versickern, um es
vorsichtig auszudrücken. Ich denke, jemandem, der solch einen Erfolg hat,
könnte man vielleicht eine zweite Chance geben, aber danach sollte man sich
überlegen, wofür man das Geld der Steuerzahler einsetzt.
In dem Zusammenhang hat es auch eine Änderung der
Kinoförderung gegeben. Es gibt jetzt ein Punktesystem – darüber haben wir schon
einmal gesprochen –, das unserer Ansicht nach die großen Kinos maßgeblich fördert.
Es gibt einen Antrag der GRÜNEN, der in die Richtung geht, dass dieses
Punktesystem und diese Kinoförderung geändert werden. Wir werden dem zustimmen,
weil auch wir die Entwicklung der Stadt Wien negativ sehen. Die großen Kinos
haben die Möglichkeit, technische Neuerungen zu übernehmen und Kinosäle für
künstlerisch wertvolle Filme, also solche, die wenige Besucher anziehen,
bereitzustellen, während die kleinen Kinos leer ausgehen.
Ein positiver Punkt, den ich auch anbringen möchte,
ist die Entwicklung des Wien Museums. Da hat die Ausgliederung wirklich
erstaunliche Effekte gebracht. Das sollte man auch erwähnen, wenn ich schon
sonst im Wesentlichen Kritik übe.
Baukulturelles Erbe ist ein Anliegen, das uns sehr
betrifft. Da gab es in den letzten Jahren eine Abnahme der Förderung von
6,9 Millionen EUR im Jahr 2005 auf 5,3 Millionen EUR,
die jetzt budgetiert sind. Das ist sehr enttäuschend, weil gerade in dem
Bereich die Stadt Wien einiges zu bieten hat und die Erhaltung daher sehr
wichtig wäre. Wir haben einen entsprechenden Antrag gestellt, diesen Betrag zu
erhöhen. Wir hoffen, dass das umgesetzt wird beziehungsweise noch Mittel
freigemacht werden.
Musik ist insofern ein trauriger
Punkt, als die Musikerziehung, die Musikschulen in Wien das absolute
Schlusslicht sind, was die Schülerzahlen betrifft. Das ist katastrophal und
nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Immerhin werden dort in erster Linie
Kinder und Jugendliche an Musik insofern herangeführt, als sie Instrumente
lernen. Das ist offensichtlich ein Manko der Stadt Wien, auf das niemand
wirklich eingehen will. Da wird der Ball hin und her gespielt zwischen den
Geschäftsgruppen und im Ergebnis wird keine Initiative gesetzt. Auch in diesem
Bereich beobachte ich keinen Ansatz in irgendeiner Form, dass man etwa sagt,
man
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