Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 108
49 Millionen EUR, also das Fünffache. Die
Tatsache, dass dieser Überschuss unter der Prämisse der heuer wirksam werdenden
Gebührenerhöhungen zu sehen ist, rückt Ihre Budgetpolitik, sehr geehrte Damen
und Herren der SPÖ, schon in die Nähe jener Ära Kreisky, die offensichtlich
derzeit bei Ihnen eine neue Renaissance erfährt. (Beifall bei der ÖVP.)
Gänzlich unnachvollziehbar wird es aber, wenn man
sich vor Augen hält, dass eine MA 30 zusätzliche Einnahmen aus dem
Cross-Border-Leasing seit dem Jahre 2003 von sage und schreibe
121 Millionen EUR zur Verfügung hätte. Ein Betrag, den Sie aber im
Voranschlag 2007 salopp zurückgefahren haben. Da fragt man sich natürlich:
Warum? Sie haben da ungeheuerlichen Erklärungsbedarf!
Ich kann Ihnen aber eine Antwort darauf geben, was
Ihre strategische Absicht war. Sie schaffen nämlich das Kunststück, in einem
Jahr die Gebühren zu erhöhen und gleichzeitig im selben Ressort die Ausgaben zu
senken. Dann brauchen Sie einen Kompensationsposten, damit der Überschuss nicht
exorbitant hoch wird. Das heißt mit anderen Worten, Sie haben die
Budgetknappheit der MA 30 vorgetäuscht, um die Gebühren erhöhen zu können.
Dasselbe Spiel sehen wir bei der MA 48. Dort steigt der Gewinn über
40 Prozent unter dem Eindruck der Gebührenerhöhungen an. Es ist keine Spur
davon zu sehen, dass bei der MA 48 der Konkurs drohe oder andere Maßnahmen
zu ergreifen wären. Auch da handelt es sich um eine allgemeine
Budgetgeldbeschaffung auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger und vor allem der
Umwelt dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Und so geht es in diesem Budget in einer Tour weiter:
Beim Kapitel Wasser wundern wir uns nicht einmal über die Gewinnausschüttung,
sondern vor allem über die Einnahmengebarung. Die Wasserwerke rechnen nämlich
für das Jahr 2007 mit fast 20 Millionen EUR weniger Einnahmen
als in den Jahren davor. Nun, die Gebühren werden erhöht, die Anzahl der
Wienerinnen und Wiener wird offensichtlich auch nicht weniger, und weniger
Wasser werden sie wahrscheinlich auch nicht verbrauchen. Es ist unerklärlich,
wie so ein Budgetansatz zustande kommt!
Wir wollten diesem Phänomen im Vorfeld auf den Grund
gehen, aber leider hat uns aus dem Stadtratsbüro bis dato kein Rückruf und
keine Rückmeldung erreicht. (Ruf bei der ÖVP: Aha!) Keine Antwort ist
aber auch eine Antwort (Heiterkeit bei der ÖVP.) und so mutmaßen wir
offensichtlich zu Recht, dass es sich auch hier um eine weitere
Bankrotterklärung Ihrer Budgetpolitik handelt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Dieses Budget, das Sie uns vorgelegt
haben, spiegelt nicht nur Ihre umweltpolitische Inkompetenz wider, sondern es
ist auch Ihre wirtschaftspolitische Inkompetenz damit bewiesen – und das ist
wahrscheinlich das viel größere Problem dieser Stadtregierung.
Kommen wir nochmals zurück zur Umwelt. Sie, Frau
Stadträtin, haben einem weiteren Punkt sehr wenig Aufmerksamkeit in Ihrer
Politik gewidmet, nämlich dem allgemeinen Klimawandel. Nun weiß ich schon, dass
Wien alleine den Trend nicht wird brechen können, aber Wien als große Stadt ist
verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten. Diesbezüglich ist nichts Ausreichendes
passiert: Wien hat seine Klimaschutzziele bis dato nicht erreicht!
Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, heute ein Signal
zu setzen, möchte ich gemeinsam mit Kollegen Parzer einen Antrag auf
Unterstützung einer Energiestiftung einbringen. Diesbezüglich hat der Bund in
vorzüglicher Weise – und das werden Sie auch anerkennen müssen; so hoffe ich
zumindest – für die nächsten fünf Jahre 500 Millionen EUR als
Fördergelder für umweltfreundliche und erneuerbare Energien, zum Beispiel
Wasserkraft, Sonnenkraft oder Holzenergie, dotiert. Wir wollen den Anteil
alternativer Energien von derzeit 22 Prozent auf 45 Prozent
verdoppelt wissen.
Es möge der Wiener Gemeinderat – ich hoffe, dass wir hier
heute einen entsprechenden Konsens finden können – für eine entsprechende
finanzielle Beteiligung dieser Bundesenergiestiftung Sorge tragen, und zwar im
selben Verhältnis als der Bund für Wien diese Mittel lockermacht.
In formeller Hinsicht beantragen wir hier die
sofortige Abstimmung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Energiepolitik und Klimawandel hängen noch weiter
zusammen. Wir müssen gerade in Wien endlich aufholen. Es wurde heute schon
gesagt: Wien ist das solare Schlusslicht Österreichs. Ich weiß, dass es schwer
ist, in einer Stadt das eine oder andere Panel aufzubringen, aber auch im
Vergleich zu anderen Städten liegt Wien schlecht. Wir fordern daher eine echte
Solarenergieoffensive dieser Stadt!
Ich denke, es ist eine sehr einfach Forderung, die
wir Ihnen heute vorlegen. Ich habe das im Vorfeld von dem einen oder anderen
der wenigen umweltengagierten PolitikerInnen der SPÖ kommuniziert bekommen,
dass es kein Problem sein sollte, eine echte Solarenergieoffensive mit dem
einfachen Ziel mitzutragen, dass bis zum Jahr 2015 pro Wiener ein
Quadratmeter Solarfläche in Wien existieren soll. – Das ist nicht besonders
viel, aber es ist wesentlich mehr, als heute zur Verfügung steht. Diese
Fördermittel müssen von dieser Stadtregierung zur Verfügung gestellt werden.
In formeller Hinsicht bringe ich gemeinsam mit
Kollegen Parzer einen Antrag ein. Wir beantragen die Zuweisung in der Hoffnung,
dass es Ihnen möglich sein wird, den Antrag mitzutragen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir denken, dass Geld in solche Maßnahmen viel besser
investiert ist, als Sie das in Ihrer Art der Budgetpolitik tun, wenn Sie Geld
aus Umwelt-affinen Bereichen nehmen und in das allgemeine Budget abdriften
lassen. Diese undefinierte Geldflusszielbestimmung können und wollen wir nicht
mittragen. Wenn Sie diesen Weg mit uns gingen, so gingen Sie wenigstens einen
Schritt in eine bessere Richtung eines Budgets, nämlich weg von einer
Umweltpolitik, die aus Reformstillstand, Problemverweigerung und vor allem
Kostenunwahrheit besteht. Solange aber dies nicht der Fall ist, können wir
diesem Budget unsere Zustimmung nicht geben. (Beifall bei der ÖVP.)
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