Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 108
viele andere Dinge. Und selbst wenn wir alles weglassen, wenn wir keine Kultur mehr machen, wenn wir keine Gärten mehr reparieren und uns um die Stadtgartensachen nicht mehr kümmern, wenn wir die Straßenbeleuchtung, die Reparatur der Straßen und – weiß der Kuckuck! – noch alles Mögliche vernachlässigen oder nicht mehr machen, geht es sich für die Schulen auch nicht aus, aber dann können wir zumindest etwas mehr tun.
Das wollen Sie doch nicht! Sie wollen doch, dass die
Schulen in Ordnung kommen. Tun Sie daher bitte etwas in dieser Richtung! Achten
Sie darauf, dass alle Bezirke im Budget bedacht werden. Es gibt Bezirke, die
wenige sehr große Schulen haben, es gibt aber auch Bezirke, die – so wie
wir – klein sind, viele kleine Schulen und ein kleines Budget haben, weil
sie klein sind. Durch diese Schulen haben diese Bezirke aber einen wesentlich
erhöhten Aufwand, und deswegen bitte ich Sie: Denken Sie darüber nach, ob das
gerecht ist. Ich sage: Das ist ungerecht! Und ich bitte Sie: Ändern Sie diesen
Zustand! – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Zu Wort gemeldet ist nunmehr die Bezirksvorsteherin des 4. Bezirks, Frau
Bezirksvorsteherin Reichard. – Bitte schön.
Bezirksvorsteherin Susanne Reichard:
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich darf gleich an das anschließen, was mein Kollege
vom 8. Bezirk ausgeführt hat, auch wenn ich nicht so sehr in „stinkende“
Details gehen möchte. Mir stinkt nämlich, dass die Bezirke nach wie vor von der
Stadt Wien ausgehungert werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Feststellung, dass die Bezirke ausgehungert
werden, ist kein Gejammer, und sie soll auch nicht besagen, dass wir in den
Bezirken nicht gut, effizient und sehr verantwortungsbewusst wirtschaften
können, sondern das heißt einfach, dass sich in den letzten Jahren nichts
geändert hat! Und da sind die 6 Millionen EUR, um welche die
Bezirksbudgets jetzt steigen sollen, wirklich nur ein kleiner Tropfen auf den
heißen Stein und nicht sehr bedeutend!
Ich habe hier ein bisserl ein Dé-jà-vu-Erlebnis: Bei
all den Debatten in den letzten Jahren anlässlich des Budgets und des
Rechnungsabschlusses kommen immer wieder dieselben Vorwürfe von Seiten der
Bezirke, und zwar nicht nur von den ÖVP-Bezirken und den grünen Bezirken,
sondern offensichtlich mittlerweile auch von den SPÖ-Bezirken, denen die
Budgetmittel ausgehen. Beim ihrem Landesparteitag im heurigen April wurde ein
Antrag der Bezirksgruppe des 15. Bezirks gestellt, in welchem erklärt
wurde: Wir kommen mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln nicht mehr
aus. – Letztlich leiden alle Bezirke in Wien darunter!
Es sind nach wie vor immer wieder dieselben drei
Punkte, um die es geht: Die Bezirksbudgets wurden seit Einführung der
Dezentralisierung – also seit mittlerweile 20 bis 30 Jahren – nie
valorisiert. Eine Menge an rechtlichen Vorschriften und Auflagen ist dazu
gekommen, von denen man seinerzeit überhaupt noch nichts wusste, und das trifft
besonders auch das jetzt gebrachte Beispiel der Schulsanierungen. Sämtliche
Gebäude, Anlagen und Straßen in den Bezirken sind mittlerweile in einem solchen
Zustand, dass sie nicht mehr laufend erhalten werden können, was ohnedies
ständig geschieht, sondern dass sie eben generalsaniert werden müssen.
Es geht um diese drei Punkte.
Erstens ist eine Valorisierung notwendig, die
Bezirksbudgets sind bis dato nicht gestiegen, obwohl wir alle wissen, dass
sämtliche Indizes in den letzten Jahren massiv gestiegen sind. Allein der
Baukostenindex ist – je nachdem, was Sie heranziehen – zwischen 10
und 14 Prozent gestiegen. Dazu kommen die Erhöhungen der Personalkosten,
des Bitumenindexes und so weiter. Alles steigt, nur die Bezirksbudgets nicht!
Zweitens sind rechtliche Vorschriften dazu gekommen,
etwa die Behindertenschutzauflagen, Auflagen betreffend Brandschutz, Auflagen
hinsichtlich der verstärkten Überprüfung von Spielgeräten oder der Kontrolle
bei Bäumen. – All das sind Kosten, mit denen man vor zehn Jahren
einfach noch nicht rechnen konnte!
Ein kleines Beispiel aus dem 4. Bezirk: Für
einen einzigen Schulkomplex kostet ein Brandschutzkonzept 28 000 EUR,
und zwar lediglich das reine Konzept, da ist noch überhaupt nichts umgesetzt!
Hinzu kommt der große Bereich der Gebäude, Anlagen
und Straßen: Die Ampelanlagen der Stadt Wien sind alle in die Jahre gekommen.
Eine Ampel, die 25 Jahre alt ist, sollte ausgetauscht werden. Der
Preis? – 150 000 EUR pro Ampel! Das betrifft alle
23 Bezirke Wiens. Wenn Sie das hochrechnen, ist das eine enorme Summe, die
die Bezirke zahlen sollten.
Zur Sanierung von Amtshäusern, etwa wenn ein Lift
eingebaut werden muss, weil mittlerweile der TÜV die Genehmigung nicht mehr
gibt: Im Amtshaus Wieden würde das ohne Planung 280 000 EUR kosten,
das sind genau 10 Prozent des Bezirksbudgets, das wir haben. Das ist also
absolut nicht finanzierbar!
Und wirklich nicht mehr finanzierbar sind die
Generalsanierungen der Schulen und Kindergärten. 500 000 EUR Kosten für
die Generalsanierung eines Kindergartens ist eigentlich nur ein Klacks, und ich
bewundere den 8. Bezirk, dass ihr nur 2 Millionen EUR für eine
Sanierung braucht, was gerade einmal das Bezirksbudget ist. Wir haben für eine
Schule einen Voranschlag über 7 Millionen EUR bekommen. Das heißt,
wir könnten drei Bezirksbudgets in die Sanierung einer Schule stecken!
Obwohl all das bekannt ist, gehen die Kürzungen
weiter. Es gibt nach wie vor keine Zuschüsse mehr. Es gab ein kurzes Aufbäumen
im Sommer, worauf dann – medial sehr wirkungsvoll – für statische
Gutachten und für die Falzziegeldecken, die heruntergebrochen sind,
7 Millionen EUR zur Verfügung gestellt wurden.
7 Millionen EUR für 23 Bezirke! Das bräuchte man auf der Wieden für
die Sanierung einer einzigen Schule, und das ist dreimal ein
Bezirksbudget. – So kann es wirklich nicht weitergehen!
Meine Damen und Herren! Daher fordert die ÖVP: Wir
wollen einen Finanzausgleich! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir, die Bezirke, wollen uns mit
der Stadt Wien alle
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular