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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 80

 

Das ist einfach Fakt, und nicht ich sage das, sondern der Leiter der einzigen Klinik, die wir in Österreich haben, die sich als Schwerpunkt auch um Spielsüchtige kümmert, nämlich de la Tour bei Treffen in der Nähe von Villach. Der Leiter dieser Klinik hat diese Zahlen und diese Fakten produziert.

 

In Wien wissen wir auch etwas, nämlich dass bei der Schuldner- und Schuldnerinnenberatung die Zahl der Leute, die ansuchen, exorbitant angestiegen ist. Natürlich nicht nur wegen Spielsucht - es gibt eben einfach sehr viel mehr Sozialfälle als in der Vergangenheit, aus vielen verschiedenen Gründen, hohe Arbeitslosigkeit und so weiter -, aber auch wegen Spielsucht.

 

Was macht man mit Menschen, die zur SchuldnerInnenberatung kommen und sagen, dass sie spielsüchtig und deswegen hoffnungslos verschuldet sind? Werden sie dort beraten? Nein, das werden sie nicht! Denn wenn sie nicht in Therapie sind, sagt man: „Servus, Freund, wir haben so viel Arbeit" - was ja auch stimmt -, „wir sind überlastet; nein, du bekommst bei uns nicht einmal einen Termin, zuerst gehst du in Therapie, und wenn du nicht in Therapie bist, bekommst du keine SchuldnerInberatung!" Das ist der jetzige Stand, und das sage nicht ich, sondern das sagt Frau StRin Brauner im Ausschuss. Falls hier irgendjemand glaubt, ich hätte es erfunden: einfach nachfragen! Sie ist jetzt nicht hier, aber sie würde nicken müssen.

 

Diese Menschen werden also abgewiesen. Jetzt kann man sagen: Okay, das ist ohnehin nicht so schlecht, sie sollen auch in eine Therapie gehen. Nur: Wie viele Menschen kann ich denn therapieren mit einem Verein, der keine öffentlichen Gelder bekommt, weil der Herr Bürgermeister das sehr elegant gelöst hat, die Antwort auf die Frage, wie viel öffentliches Geld "drinnen" ist?

 

Ich habe einen Moment lang geglaubt, es gibt Steuergelder und Einnahmen, die die Stadt hat und die für die Anonymen Spieler verwendet werden. Das hätte mich sehr gewundert, weil meine Auskünfte anders waren. Aber meine Auskünfte waren ohnehin richtig: 10 EUR pro Automat gehen direkt von der Novomatic oder von einem anderen Betreiber an die Anonymen Spieler; das sind 350 000 bis 380 000 EUR im Jahr. Damit kann ich aber nicht Zehntausende Spielsüchtige betreuen!

 

Es bleibt also Folgendes festzustellen. Die SchuldnerInnenberatung hat zu wenige Leute. Da komme ich mit meiner Spielsucht hin, ich kenne mich hinten und vorn nicht mehr aus und bin suizidgefährdet; dann werde ich dort abgewiesen und zu einem Verein geschickt, der nicht in der Lage ist, mich zu betreuen, weil er kein öffentliches Geld bekommt. Das ist ein Teufelskreis! Das ist nicht lustig, sondern das ist eine Tatsache, und wir alle wissen das.

 

Natürlich weiß es auch die SPÖ, denn deswegen ist ja die SPÖ in Vorarlberg massiv gegen das Kleine Glücksspiel. Sie macht Anfragen und Anträge; Herr Elmar Mayer, der im selben Ort wie meine Eltern wohnt, nämlich in Weiler in Vorarlberg, macht ganz fleißig Anträge dazu. Auch die Tiroler SPÖ sieht es so, Gaby Schaunig in Kärnten sieht es so, und in Niederösterreich Frau Kranzl. Herr Johann Maier hat als Nationalrat der SPÖ dazu Anfragen gestellt. Es ist ja nicht so, dass das niemand wissen würde. Das ganze Wissen zum Glücksspiel kann man zusammensuchen, wenn man möchte, aus lauter Anfragen und Äußerungen von ÖVP- und SPÖ-Politikern und -Politikerinnen. Man müsste nicht einmal irgendjemand anders zitieren, und es wäre gar nicht notwendig, auch auf andere Quellen zurückzugreifen.

 

Bevor man jetzt glaubt, dass das für die ÖVP nicht gilt: Natürlich ist auch Herr Pühringer ein scharfer Verfechter und ganz klar dagegen, dass das Kleine Glücksspiel nach Oberösterreich kommt. Oder die ÖVP-Nationalrätin - damit wir auch da alle Ebenen haben - Elisabeth Scheucher-Pichler, die dem neuen Nationalrat nicht mehr angehören wird, das weiß ich, die aber aktuell noch ein paar Tage Nationalrätin ist - sie arbeitet für das Kinderrettungswerk, Hilfswerk und so weiter - ist ganz intensiv gegen das Kleine Glücksspiel. Ganz intensiv! So wie nahezu, nein, nicht nur nahezu, sondern so wie alle Kinder- und Elternvereine im ganzen Land. Es gibt keinen einzigen, der das für eine gute Idee findet, und überall sind Leute von SPÖ und ÖVP drinnen.

 

All diese Fakten gibt es also, und jetzt muss man sagen: Gut, wenn die Fakten so sind - warum ist es dann anders? Na, ganz einfach: Weil es dabei viel Geld zu verdienen gibt! Das ist logisch für die Firma, die damit Umsatz macht, aber die Politik könnte sich auch etwas anderes überlegen. Wären es nicht 40 oder 44 Millionen, wie sie es letztes Jahr schon waren, 44 Millionen EUR, die die Stadt Wien einnimmt, sondern wären es 3 Millionen, hätte man eine andere Position in dem Haus. Aber es ist zu viel Geld, das da fließt, das ist das ganze Problem!

 

Weil es so viel Geld ist, ändert man eine Position, die man eigentlich hätte, wenn man es so überlegt, nämlich: Das Kleine Glückspiel gehört weg! Und das ist nicht Prohibition. Das wäre es, wenn man sagt: Spiele sind an sich verboten. Aber das hat keiner gesagt, das hat ja niemand verlangt. Denn niemand hat gesagt, man muss all die Rubbellose verbieten. Solange der Schaden von Rubbellosen der ist, der er momentan ist - so wie das Volk es nennt, nämlich "Deppensteuer", wie die Lottoscheine -, ist es ja noch irgendwie bewältigbar. Sogar ich habe schon ein Rubbellos aufgemacht. Gewonnen habe ich auch nichts, und das macht ja nichts.

 

Aber in einen Automaten Geld einzuwerfen, 100 EUR einzuwerfen: Zum Glück habe ich das noch nicht tun müssen, und es wird mir auch nicht passieren. Es passiert aber Zehntausenden Wienern und Wienerinnen, hauptsächlich Männern; 85 Prozent der Spielsüchtigen sind Männer. Ob daraus ein Unterschied bei der Intelligenz ableitbar ist, das überlasse ich dann bei uns der Frauenorganisation.

 

Wer ist gegen das Kleine Glücksspiel? Eine ganze Serie von Politikern und Politikerinnen, hauptsächlich von der Opposition in den jeweiligen Bundesländern, weil sie ohnehin nicht über das Geld verfügen können. Die

 

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