Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 80
Das Ganze ergänzt sich dann noch dadurch, dass man hört, dass diesem Herrn angeblich über längere Zeit, sagen wir, sehr komfortable Autos zur Verfügung gestellt wurden, oder ein Auto. Die Frage ist: Von wem? Sie dürfen dreimal raten, aber Sie können es wiederum in den Medien nachlesen.
Auf über 25 000 schätzt man in Wien die Zahl der
Spielsüchtigen. Diese wirklich Süchtigen sind im Schnitt mit etwa
55 000 EUR - ich habe selbst geschaut, als ich die Zahl gefunden
habe! - verschuldet. Die Beschaffungskriminalität, wir haben es gehört, nimmt
zu. 55 000 EUR, das ist das Bruttogehalt eines
Nationalratsabgeordneten in einem halben Jahr! Und wenn Sie die Menschen in
diesen Hallen beobachten - ich habe es getan, ich habe mir das mehrfach angeschaut
und mich von Leuten führen lassen, die sich dort auskennen -, das sind keine
Nationalratsabgeordneten und auch keine Millionäre, die im Casino Nervenkitzel
suchen. Das sind kleine Angestellte nach Büroschluss, die noch oft die
Aktentasche unterm Arm haben, und verzweifelte und vereinsamte Glücksritter,
die auf eine letzte Chance hoffen und für die einige Hundert Euro - nicht
55 000, sondern einige Hundert Euro -, in Minutenschnelle verspielt, ein
Viertel ihres Monatseinkommens bedeuten.
Da stehen sie dann, und schauen Sie sich die bitte
an! Da brauchen Sie nicht zu lachen, meine - in dem Fall - Herren von der SPÖ!
Schauen Sie sich diese wirklich armseligen Menschen an, wenn sie dort mit
starrem Blick stehen. Sie gehen ohnehin nicht raus, um Kaffee zu trinken, auch
wenn sie auf Automatik geschaltet haben, weil sie hoffen - in fast allen Fällen
vergeblich hoffen -, doch noch eine Chance zu haben. Sie drücken auf
verschiedene Knöpfe und hoffen, ihr wirklich trostloses Schicksal wenden zu
können. Die Frau Stadtrat ist nicht da - für diese Menschen ist Glücksspiel
wirklich ein Teil ihres, allerdings verdammt traurigen, Lebens! Und wir, die
Stadt Wien, wir verdienen daran, wie diese willensschwachen Menschen
ausgenommen werden.
Manche unter ihnen, die noch einen Rest von
Willenskraft besitzen, versuchen, über anonyme Hilfsgruppen auszusteigen. Da
haben wir schon gehört, wer diese unterstützt. Ich habe auch mit diesen
gesprochen, sie haben sich auch sehr schnell gemeldet, und da stellt sich
heraus, dass die Unterstützung, so sie von der Stadt Wien kommt, wie wir heute
gehört haben, eine geradezu lächerliche beziehungsweise keine ist. Das Geld
bekommen sie von der Novomatic!!!
Dann kommen von denen Zeitschriften heraus - man gibt
ja kein Geld her, ohne eine Gegenleistung zu bekommen -, diese armen Menschen
schauen in die Zeitung, und wen sehen sie? Schon wieder den Herrn Hahn, den wir
hier nicht sehen, weil er nicht da ist. Der erklärt ihnen dann dort, dass man
Verantwortung ernst nehmen soll. Ja, er sollte seine Verantwortung hier ernst
nehmen und in diesem Bereich einmal wirklich nach dem Rechten sehen!
Dort inseriert, wie gesagt, die Novomatic in deren
Zeitungen. Das ist wirklich so, als ob die Tabakindustrie in einer Zeitschrift
für Lungenkrebs werben würde, meine Damen und Herren! Es ist ein Hohn gegenüber
diesen unglücklichen Menschen.
„Das Glücksspiel“ - sagt ein anderer aus dem
Glücksspielbereich, ein gewisser Leo Wallner, auch nicht ganz unbekannt – „hat
eine Sonderstellung aus sozialen und religiösen Gründen.“ Das müssen Sie sich
anhören: eine Sonderstellung aus sozialen und religiösen Gründen, und er
verteidigt damit sein Monopol! Und hier und heute sitzt uns der Obmann der
ÖVP-Wien gegenüber, der Obmann einer Partei, die sich auf soziale und religiöse
Werte beruft - aber nach dem Schicksal dieser Menschen kräht offenbar kein
Hahn. Das scheint ihnen egal zu sein. (GR Dr Wolfgang Aigner: Das Spielen in
Casinos ...!)
Ich weiß nicht, wo Sie Ihre Beglückung suchen, Herr
Kollege. (GR Dr Wolfgang Aigner: Nicht im Casino!) Ich auch nicht. Ich
habe noch nicht einmal ein Rubbellos in meinem Leben verwendet.
Meine Damen und Herren! In dieser Frage des
Glücksspiels, welches täglich unendliches Leid für die Menschen in unserem Land
und in unserer Stadt verursacht, werden wir Freiheitliche es nicht bei dieser
Anfrage bewenden lassen - das verspreche ich Ihnen -, sie ist nur ein weiterer
Schritt. Wir werden noch Initiativen dazu setzen und nicht aufhören, Sie an
Ihre moralische Verpflichtung und den Herrn Bürgermeister - er ist leider auch
nicht mehr hier - an seine Versprechungen von heute zu erinnern. Mit einer
kurzen Stellungnahme hier von uns werden wir es nicht abgetan sein lassen.
Aber vielleicht kommt es - das meine ich jetzt ernst
und ohne Zynismus, wenn man die Haltung der SPÖ in den Bundesländern
beobachtet, - in der SPÖ zu einem gewissen Umdenken. Zumindest die SPÖ-Frauen
könnten ein Zeichen gegen den wirklichen miesen Umgang mit der SPÖ-Landesrätin
in Niederösterreich setzen. Sie beschwören ja auch sonst die Solidarität der
Frauen!
Ein letztes Zitat zum Abschluss: „Wir SPÖ-Frauen sind
eindeutig gegen das Kleine Glücksspiel." Ich weiß nicht, gehören Sie da
auch dazu oder nicht? „Wir SPÖ-Frauen sind eindeutig gegen das Kleine
Glücksspiel. Auf unserer Homepage können Sie uns bei unserem Nein zum Kleinen
Glücksspiel unterstützen." Dem Appell Ihrer niederösterreichischen
Landesgeschäftsführerin, Frau Mitterlehner, an die niederösterreichischen
Landespolitiker, meine Damen und Herren, ist nichts hinzuzufügen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es ihm.
GR Günter Kenesei
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich werde es wesentlich kürzer machen als Kollege
Jung. Denn in seinen Ausführungen waren Passagen enthalten, bei denen es mir
sogar schwer gefallen ist, nicht den Kopf zu schütteln ob der Skurrilität, wo
er seine Sachen her hat.
Nur um das zurückzurechnen - ich
gehe davon aus, dass Sie zumindest eins plus eins zusammenzählen können,
darüber hinausgehende Rechnungen können
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