Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 80
französischen Wahlen ist. (GR Mag Wolfgang Jung:
Geht es um die Armenier oder um das französische Parlament?)
Jedenfalls: Die Diskussion über dieses Thema sollte man
nicht in Länderparlamenten führen. Diese Diskussion ist sehr schwierig, diese
Diskussion ist aber im Gange, und dieser Diskussionsprozess ist auch in der
Türkei im Gange. Die Kollegin Korun hat das schon ausgeführt. Es gibt
beispielsweise unterschiedlichste Interpretationen des türkischen Gesetzes in
dieser Frage durch die türkische Justiz, und es ist nahezu ein Glücksfall, dass
gerade Orhan Pamuk den diesjährigen Literaturnobelpreis gewonnen hat. Er ist
zweifellos glaubwürdig, er ist mutig, und dem glauben wir viel mehr als Ihnen.
Wenn nun alle Länder diesen Prozess der Diskussion
akzeptieren, dann sollte dies auch der Wiener Gemeinderat tun. Und bei aller
unmissverständlicher Verurteilung des Massenmordes an den Armeniern und bei
aller Kritik an der bisherigen und vielleicht auch aktuellen Politik der
Türkei: Der Wiener Gemeinderat ist jedenfalls nicht die Weltpolizei, und der
Abg Strache ist schon gar nicht der Weltpolizist. Ihm werden wir sicher
nicht die Unterstützung geben. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag Alev
Korun.)
Unser Vorschlag ist die rasche und volle Aufarbeitung
der historischen Ereignisse durch die Europäische Union und die Türkei. Das
gehört auf diese Ebene, das gehört auf die Ebene der internationalen Politik,
das gehört auf die Ebene der Wissenschaft und nicht in den Wiener Gemeinderat,
nur weil Strache hier in diesem Haus noch einmal Stimmung gegen die Türkei
machen will.
Wir werden daher ausschließlich aus diesem einzigen
Grund des Missbrauchs dieses Themas durch die FPÖ diesem Antrag nicht
zustimmen. (Beifall bei der SPÖ und von Gemeinderäten der GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr
GR Strache hat sich zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Tatsächliche Berichtigung:
Erstens hat der Herr Wolf die Unwahrheit gesagt, denn
in der Tageszeitung "Die Presse" steht es bestätigt drinnen, dass es
Dienstag Nachmittag noch auf der Homepage der Wiener ÖVP, nämlich der
offiziellen Homepage der Wiener ÖVP nachzulesen war. (GR Dr Matthias Tschirf: Das stimmt doch gar nicht!) Es steht in
der Tageszeitung "Die Presse". Dann bitte klagen Sie die Tageszeitung
und stellen Sie das dort richtig. Aber dort steht es, also wird es die Wahrheit
sein, wenn Sie keine Klage führen gegen die Tageszeitung "Die
Presse".
Zweitens: Der Beschlussantrag, den wir heute
einbringen, hat nichts mit dem Beschluss des französischen Parlaments zu tun –
nur zur Klarstellung, er hat ausdrücklich nichts mit dem Beschluss des
französischen Parlaments zu tun –, sondern ich habe angeführt, dass dort eine
Debatte zu diesem Thema stattgefunden hat. Unser Antrag bezieht sich allein
darauf, endlich das, was historisch schon aufgearbeitet wurde, auch
anzuerkennen. Alle internationalen Behörden, von der UNO bis zu anderen, haben
das schon längst aufgearbeitet. Es geht ausschließlich um die Anerkennung des
aufgearbeiteten Völkermordes.
Drittens: Es ist in unserem Antrag kein einziger
Rechtschreibfehler vorhanden. Wir haben Ihnen den Diskussionsantrag vor über
einer Woche zukommen lassen. Ich habe bis heute von Ihnen nicht einmal einen
Anruf erhalten, nicht einmal irgendeine Kontaktaufnahme erhalten, wo Sie mit
uns über diesen Entwurf diskutiert hätten. Nichts dergleichen! Dort stand
fälschlicherweise noch ein Punkt drinnen, der in dem Antrag, den wir heute
eingebracht haben, nicht mehr vorhanden ist. Es steht nämlich
selbstverständlich nichts von Kurden in dem eingebrachten Antrag drinnen. Das
heißt, es ist die Unwahrheit gesagt worden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ich werde es wirklich
kurz machen. Ich glaube, es ist sehr viel von den Vorrednern gesagt worden, nur
gerade auch zum letzten Bereich ist tatsächlich zu berichtigen:
Erstens: Der Antrag ist vom 23.10.2006, um
11.27 Uhr. Also wenn das eine Woche ist, weiß ich nicht, wie das passiert
ist. Reden Sie vielleicht mit Ihrem Klub, wie Informationen tatsächlich
weitergegeben werden.
Zweitens: Der Antrag, der uns
vom FPÖ-Klub übermittelt wurde – und ich glaube, das trifft alle anderen drei
Fraktionen –, beginnt mit den Worten "Durch zahlreiche Übergriffe von
Türken und Kurden". (GR Godwin
Schuster: Gerade jetzt habe ich den richtigen Antrag bekommen!) Wenn das jetzt
einreißt, dass wir jedes Mal andere Anträge kriegen, als hier dem Haus
vorgelegt werden, ist es ein interessanter Politikstil. Mit diesem Politikstil
wünsche ich Ihnen viel Spaß im Parlament, hier hat er, wie ich meine, nichts
verloren.
Ich glaube, zu dem inhaltlichen Teil ist genug gesagt
worden. Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, es ist das altbekannte Spiel.
Wenn ich mir gerade auch die Vorwürfe aus der
Präsidiale anschaue, möchte ich noch einmal festhalten: Es gab über dieses
Thema der Wertigkeit überhaupt keine Diskussion, die hat nämlich überhaupt
nicht stattgefunden. Tatsache war, es sollte die Postnummer 33 nach vor
gerückt werden, ohne eine Diskussion über dieses Thema. Hier wurde eindeutig
die Unwahrheit gesagt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Ebenfalls zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr
Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Ich knüpfe an: Es ist unrichtig, dass das über eine
Woche her ist, dass es gekommen ist. Es war am Montag. Offensichtlich ist der
Herr Strache nicht einmal imstande, über zwei hinauszuzählen. (Heiterkeit
bei ÖVP und SPÖ.)
Zweiter Punkt: Es ist nicht auf
der Homepage der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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