Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 80
erforscht und in Bälde auch Ergebnisse vorliegen. Es
ist notwendig, dass in einer offenen, demokratischen Atmosphäre ohne Tabu
diskutiert werden kann, dass Menschen nicht verurteilt werden auf Grund ihrer
Aussagen, sondern dass eine ehrliche Auseinandersetzung stattfinden kann. (GR
Johann Herzog: Die kommen vor Gericht! Sie anerkennen das nicht!)
Für das alles sind wir GRÜNEN, für das alles treten
wir ein. Dazu ist es notwendig, die Demokratisierungsbestrebungen in der Türkei
zu unterstützen und nicht durch irgendwelche symbolischen populistischen Akte
irgendwelche Zeichen zu setzen. (GR Heinz-Christian Strache: Das heißt, man
darf das nicht kritisieren!) Das
Ziel dieser Zeichen oder dieser Aktion ist nicht, dass wirklich eine ehrliche
historische Auseinandersetzung stattfindet, sondern die Absicht ist
offensichtlich, dass die FPÖ auf dem Rücken dieses Themas und letztendlich auch
auf dem Rücken von Armeniern und Armenierinnen und auch auf dem Rücken der
Nachkommen von damals verfolgten Menschen Stimmung macht und Stimmen kassiert.
Deshalb werden wir diesem Antrag der FPÖ nicht
zustimmen, weil die Absicht entgegen den Behauptungen nicht eine historische
Klärung, ein Dialog, die Erforschung von dem, was damals passiert ist, ist,
sondern letztendlich eine Verhöhnung, reinste populistische Stimmungsmache.
Als Abschluss kann ich nur sagen: Lernen Sie
Geschichte, und lernen Sie bitte auch aus der eigenen Geschichte! Man muss
natürlich woanders hinschauen, aber man muss auch vor der eigenen Haustür
kehren und man muss sich in Österreich auch mit der eigenen Vergangenheit
kritisch auseinandersetzen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und bei
Gemeinderäten der SPÖ. – GR Heinz-Christian Strache: Das sagen gerade Sie!)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Wolf. Bitte schön.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Mir fällt nur ein Wort ein zu der Rede, die
Heinz-Christian Strache gehalten hat: Schäbig! Eine wirklich schäbige Rede! Die
Geschichte, 1,5 Millionen Tote herzunehmen, um politisches Kleingeld
zu schlagen. Ein kleines Geschäft machen Sie. (GR Heinz-Christian Strache:
Schäbig ist es, dass Sie 1,5 Millionen Tote als Kleingeld bezeichnen! Das
ist schäbig!) Nein! Nein,
Sie sind nicht intelligent genug, mir das Wort im Mund umzudrehen. Da müssen
Sie früher anfangen. (Beifall bei der ÖVP. – GR Heinz-Christian Strache:
1,5 Millionen Menschen! Was sind Sie für ein Mensch! Genieren Sie sich!) Nein!
Lieber Herr Strache! Sie wollen damit hier ein
kleines Geschäft machen. (GR Heinz-Christian Strache: Genieren Sie sich!) Das
ist Ihre Denke. Die Sprechpuppe von Stadler und Mölzer regt sich da auf. Ja,
super! (Beifall bei der ÖVP.)
Lernen Sie eines: Geschichte! Aber auch wenn man
Geschichte nicht versteht, dann gilt das: Geschichte ist nicht geeignet,
Politik zu machen. (Beifall bei der ÖVP. – GR Heinz-Christian Strache: Einen
Völkermord anzuerkennen, ist für Sie Politik!) Nein, Sie werden mich nicht provozieren. Es geht Ihnen wirklich
um das ganz kleine Geschäft. Die Türkei, die Türken, die Armenier: Billig,
schief, schlecht.
Zu dem Bezirksrat, den Sie angesprochen haben, kann
ich Ihnen gerne erklären: Kein Grund zur Aufregung. Ein türkischstämmiger
Bezirksrat hat sich selbst Flugblätter und eine Homepage gebastelt (GR
Heinz-Christian Strache: Lesen Sie, was dort steht! Dem können Sie doch nicht
zustimmen!) und eine Position eingenommen, die nie die Position der ÖVP
war, die nicht die Position der ÖVP ist und die auch nicht die Position der ÖVP
sein wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Außerdem ist dieser Bezirksrat zurückgetreten, und
zwar – bei aller Wertschätzung, Herr Strache – nicht auf Grund Ihrer
Intervention, sondern schon vorher. (GR Heinz-Christian Strache: Das haben Sie
der Öffentlichkeit aber nicht mitgeteilt!) Es soll gesagt sein. Es wäre schön, wenn Sie mit Fällen, die es
in Ihrer Partei gab, so rasch umgegangen wären. Ich sage nur das Wort Gudenus.
Jeder weiß, was damit gemeint ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Spalten, schimpfen und Kleingeld wechseln – das ist
Ihre Politik, und das ist zu wenig. Vielleicht war das Ihre Abschiedsrede im
Gemeinderat, aber ich fürchte, Sie werden sich noch einmal zu Wort melden. Dann
sage ich es danach.
Wir werden Ihren Resolutionsantrag ablehnen. Das ist
zwar historisch richtig, wie Sie es begründen, ist auch abgeschrieben von
Wikipedia in drei Absätzen, und jene Passagen, die Sie formuliert haben, haben
drei Rechtschreibfehler. Ich gratuliere! (Beifall bei der ÖVP. – GR Dipl Ing
Omar Al-Rawi: Deutsch statt nix verstehen!)
Wenn Sie der Meinung sind, dass Versäumnisse waren,
dass die zivilisierte Staatengemeinschaft nichts getan hat, dass die Republik
Österreich nichts getan hätte, dann sind Sie im Irrtum. (GR Heinz-Christian
Strache: Die Staatengemeinschaft hat etwas getan, nur Österreich hat nichts
getan) Sehr gut! Ja, ja, Sie wissen es wirklich nicht.
Ich bringe jetzt einen Resolutionsantrag ein
betreffend Achtung und Anerkennung von ethnischen Minderheiten als elementare
Grundlage einer europäischen Menschenrechtspolitik.
Wir sind der Meinung, dass der kritische Umgang jedes
Staates mit der eigenen Geschichte und deren politische Bewertung die
Voraussetzung ist, eine moderne, zukunftsorientierte und den Kriterien der
europäischen Menschenrechte entsprechende Minderheitenpolitik zu gestalten. –
Ich vermute, Sie wollen das nicht.
Die Europäische Union hat daher
auch diesbezügliche Maßstäbe festgelegt, die für die einzelnen
Mitgliedsstaaten, die aber auch für Beitrittswerber gelten. Insbesondere können
ethnische Vertreibungen oder Völkermord, wie es sie in der europäischen
Geschichte erwiesenermaßen leider oftmals gegeben hat, so auch am
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