Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 80
Wurde die Übergangsphase nicht kalkuliert, wurden die Überstunden, die Abfertigungen, die Altersvorsorge et cetera nicht kalkuliert? Das kann nicht sein, denn es wurde ja auch schon gesagt, dass hier ja entsprechende Beträge vom Gemeinderat zur Verfügung gestellt wurden. Schuld ist wie immer, wenn etwas schief geht in der Gebarung des Herrn Stadtrates, der Bund, weil dieser im Jahr 2000 die Subventionen auf die Summe 4,578 Millionen EUR eingefroren hat.
Es ist verlockend, sich das einmal ein bisschen näher
anzusehen, und zu schauen, wie das mit den Subventionen wirklich ist. Im
Jahr 1999 hat die Gemeinde Wien 5 390 000 EUR an das
Volkstheater an Subvention vergeben, die Arbeiterkammer
1 240 000 EUR und der ÖGB 240 000 EUR. Damals, und bis
in jüngste Zeit, waren ja auch der ehemalige Generaldirektor Flöttl und später
der in anderem Zusammenhang sehr bekannt gewordene Herr Weninger im
Aufsichtsrat des Volkstheaters.
Im Jahr 2006 zahlt die Gemeinde Wien, weil sie
offenbar die Schulden aus der sozialdemokratischen Familie übernommen hat,
einen Teil jener Beiträge, die früher Arbeiterkammer und ÖGB gezahlt haben,
aber - und das ist entscheidend - nicht alles, sondern - wenn man sich es genau
ansieht - um 350 000 EUR pro Jahr weniger als früher die siamesischen
Zwillinge ÖGB und AK gezahlt haben. 350 000 pro Jahr weniger ist
vielleicht auch ein Schlüssel, um zu erklären, wo Geld fehlt und warum es
fehlt.
Eine Geschichte, die nichts mit dem Sockelbetrag oder
mit den Subventionen zu tun hat, die der Bund seit Jahren, zugegebenermaßen
unverändert, bezahlt. Der Herr Stadtrat wird ja Koalitionsverhandlungen - es
wurde angesprochen - führen und er kann ja bei dieser Gelegenheit genau jene
Forderung erheben, die er seit Jahren stellt, der Bund möge mehr zahlen.
Möglicherweise kann er in Gespräche mit dem neuen Kulturminister eintreten. Ich
weiß nicht, ob ich ihm wünschen soll, dass es ein Selbstgespräch wird. Besten
Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr
GR Woller.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Man sieht, dass sich die Opposition sehr schwer tut
bei der Argumentation, warum sie nicht zustimmt. Ich möchte zuerst einen
anderen Aspekt kurz ansprechen:
Wir haben uns vor wenigen Tagen sehr gefreut über die
Tourismuszahlen unserer Stadt. Es ist einfach sensationell, dass Wien von einem
ganz hohen Niveau von Tourismusnächtigungen ausgehend, heuer 6,8 Prozent
plus hat, heuer das erste Mal 9 Millionen Nächtigungen überschreiten wird,
und dass wir nach wie vor zu den Top-Städten im Kongresstourismus zählen.
Das ist nun auf viele Tatsachen zurückzuführen. Eine
dieser Tatsachen ist zweifellos, dass Wien eine anerkannte Kultur- und
Theatermetropole ist. Darauf sind wir stolz, und wir investieren auch in unsere
Stärke und wollen auch alles tun, dass Wien eine lebendige Theaterstadt bleibt.
Wir werden daher die Theater nicht in Schwierigkeiten bringen und Theater nicht
zusperren, sondern wir werden Theater weiter verstärkt unterstützen und wir
werden, wenn es notwendig ist, auch dort und da ein neues Theater eröffnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir Wiener Sozialdemokraten bekennen uns zu dieser
Theaterstadt, wir bekennen uns auch zum öffentlichen Auftrag der öffentlichen
Finanzierung dieser Theaterstadt, und wir bekennen uns zur Lebendigkeit und zur
Vielfalt dieser Theaterstadt. Wir haben das durch die Theaterreform bewiesen,
die der Herr Stadtrat eingeleitet hat und erfolgreich umsetzt, wir haben uns
dadurch dazu bekannt, dass wir große und kleine Theater in gleichem Maße
fördern, wir haben uns dazu bekannt, dass wir institutionelle Theater genauso
fördern wie die freie Szene.
Und es ist einfach nicht möglich, dass man diese
auseinanderdividiert und immer sagt, ja, die Großen bekommen soviel Geld, die
Kleinen nicht. Das stimmt auch sachlich einfach nicht. (GRin Mag Marie
Ringler: Orpheus Trust!) Wenn ich hier nur zwei Zahlen nennen darf, Frau
Kollegin Ringler, zwei Zahlen. In den sechs Jahren, in denen StR
Mailath-Pokorny für die Kulturpolitik in dieser Stadt verantwortlich ist,
wurden die Förderungen für die Off-Szene im Theater in sechs Jahren von 14 auf
23 Millionen erhöht. Das ist eine sensationelle Steigerung von
64 Prozent in sechs Jahren. Das soll uns irgendeine andere Theaterstadt
auf dieser Welt nachmachen.
Wir brauchen uns hier nicht vorwerfen lassen, dass
wir nur die Großen fördern und die Kleinen umkommen lassen. Es stimmt einfach
nicht. Wenn Kleine in Schwierigkeiten kommen, dann ist immer schuld, dass sich
der Bund in der Förderung zurückgezogen hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch der Vergleich mit Orpheus Trust stimmt natürlich
nicht. Die Stadt Wien war die einzige, die für Orpheus Trust die Subvention in
den Jahren des StR Mailath-Pokorny verdoppelt, ja mehr als verdoppelt, hat. Der
Bund hat gekürzt, hat sie überhaupt eingestellt, und alle Versuche von StR
Mailath-Pokorny, die anderen Bundesländer einzuladen, weil nämlich der Schutz
von jüdischem Kulturgut nicht ausschließlich eine Angelegenheit der Stadt Wien,
sondern auch eine Angelegenheit der Republik und eine Angelegenheit aller
Bundesländer ist. Alle Versuche von StR Mailath-Pokorny, den Bund und die
Bundesländer an einen Tisch zu bringen, dass Orpheus Trust nicht in
Schwierigkeiten kommt, sind gescheitert. Wir sind die Einzigen, die nicht nur
gezahlt haben, sondern wir haben auch die Förderung verdoppelt. Daher ist
dieser Vorwurf einfach wirklich nicht zulässig. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir brauchen eine lebendige Theaterstadt, und zu der
gehören nicht nur freie und kleine Theater, sondern auch große Theater. Wir
brauchen ein starkes, konfliktfreudiges, politisch engagiertes, kompetentes und
erfolgreiches Stadttheater, wir brauchen das Wiener Volkstheater, und das ist
unter der Direktion von Michael Schottenberg in wahrlich guten Händen.
Direktor Schottenberg hat eine
sehr starke erste
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