Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 80
notwendige Geld zu geben, damit sie ihre Arbeit
fortsetzen können.
Um Ihnen die Relationen deutlich zu machen: Jetzt
beschließen wir für das Volkstheater 450 000 EUR, für den Orpheus
Trust wären weniger als die Hälfte notwendig gewesen, um wichtige Arbeit
fortsetzen zu können.
Und genau deshalb, weil wir hier eine Schieflage
erkennen, und weil wir glauben, dass hier kulturpolitisch die Balance nicht
mehr stimmt, werden wir auch heute gegen diese Entschuldung des Volkstheaters
stimmen, weil wir glauben, dass man erstens jene, die Schulden machen, nicht
dadurch belohnen soll, dass sie ohnedies entschuldet werden und dass zweitens
hier auch Zeichen zu setzen sind. Zeichen dafür, dass wir als Grüne diese fehlende Balance im
Kulturbereich nicht hinnehmen wollen, dass es nicht angehen kann, dass die
großen Institutionen leicht an Gelder kommen und die kleinen Institutionen noch
nicht einmal Inflationsabgeltungen, und das schon seit Jahren, bekommen.
Dazu sei auch noch gesagt, dass wir ja für das
Volkstheater und für die Veränderung bei der Direktion bereits Geld beschlossen
haben. Es ist ja nicht so, als ob das Volkstheater diesen Direktionswechsel
ganz ohne Geld vornehmen musste. Es wurden immerhin 700 000 EUR für
den Umbau der Roten Bar, des Foyers, des Haupthauses und der neuen Spielstätte
beschlossen, und wir haben auch Geld beschlossen, um den Übergang zwischen
Michael Schottenberg und Emmy Werner zu ermöglichen. Geld, bei dem übrigens
auch die Grünen mitgestimmt
haben, weil wir gesagt haben, ja, wenn es einen Direktionswechsel gibt, dann
braucht man halt ein bisschen mehr Geld, damit diese Person vorher arbeiten
kann, und in Gottes Namen, ja, wir werden auch dem zustimmen. Das ist in
Ordnung.
Nicht in Ordnung ist es, wenn man jetzt in dieser
Weise vorgeht, wenn man jetzt mir nichts, dir nichts, 450 000 EUR
über den Tisch schiebt und das, obwohl der Herr Stadtrat vor einigen Monaten,
als Herr Schottenberg zum ersten Mal “NEWS“ mitgeteilt hat, dass er Schulden
hat und mehr Geld will, gesagt hat: „Nun also, von diesen Schulden weiß ich
nichts, diese Schulden gibt es nicht, dieses Geld wird es nicht geben.“
Das ist etwas, was mir unangenehm auffällt, das muss
ich an dieser Stelle schon auch einmal deutlich sagen, dass der Herr Stadtrat
in vielen Gesprächen, sei es öffentlich, sei es auch in kleineren Runden, vorab
sagt, nein, wir werden versuchen, hier nicht zusätzliche Gelder zur Verfügung
zu stellen, und am Ende passiert es. Und es passiert meisten in
Größenordnungen, die höher sind als jene, über die vorab gesprochen wurden.
So passiert bei den Symphonikern - Sie erinnern sich,
im letzten Gemeinderat haben wir auch dazu debattiert - die Symphoniker haben
nämlich nicht nur jenes Geld bekommen, um das sie angesucht haben, um ihr
Liquiditätsloch zu stopfen, sondern sogar noch mehr. 70 000 EUR
zusätzlich zu dem, worum sie angesucht haben.
Das hat die Welt noch nicht gehört im Kulturbereich, sehr
geehrte Damen und Herren. Mehr zu bekommen als man eigentlich braucht, das ist
derart unüblich, dass ich mir gar nicht wirklich vorstellen kann, wie es dazu
kommen konnte. Und das ist eine Vorgangsweise, die wir für problematisch
halten.
Daher, sehr geehrte Damen und Herren, werden wir an
dieser Stelle nicht zustimmen, und ich bin neugierig, ob die
Koalitionsverhandlungen zwischen Herrn Wolf und Herrn Mailath-Pokorny heute am
Nachmittag dazu führen werden, dass das Volkstheater die fehlenden 450 000 EUR
auch von Bundesseite bekommt, oder wie Herr Wolf - der ja diese Subvention
heute hier ablehnen wird, wenn ich das richtig verstehe - agieren wird. Ich bin
sehr neugierig. Vielleicht weihen Sie uns ein, was Sie da heute Nachmittag
verhandeln werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, das Volkstheater ist
wichtig, aber 450 000 EUR halten wir für nicht angemessen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
nächster Redner am Wort ist Herr GR Dr Wolf.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich kann die Neugierde der Marie Ringler leider nicht
befriedigen. Meiner Information nach fanden die Verhandlungen am Vormittag
statt, und ich war nicht dabei.
Es geht um die zusätzliche Subvention in der Höhe von
450 000 EUR für das Volkstheater, für die teilweise Abdeckung des
Verlustes aus dem Jahre 2005. Das ist interessant, wir haben ursprünglich
im Ausschuss diesem Subventionsansuchen vorbehaltlich zusätzlicher
Informationen zugestimmt und mussten feststellen, dass wir selbige nicht
bekommen haben. Wir werden daher heute diesen Subventionsantrag ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Interessant ist, dass der Finanzbedarf in Höhe von
918 000 EUR laut der Gewinn- und Verlustrechnung für das
Rumpfgeschäftsjahr 2005 aufgetreten ist. Bis heute - es wurde schon gesagt
- liegt keine Bilanz vor, und man kann sich kein klares Bild über die
Finanzsituation des Volkstheaters machen. Interessant, weil ich am 31. März
Herrn Stadtrat gefragt habe, wann er von den wachsenden Schulden des
Volkstheaters informiert wurde, und er damals gesagt hat: „Die Antwort darauf
ist sehr einfach, zum einen ist es natürlich nicht so dramatisch, wie diese
Anfrage insinuiert, es handelt sich nicht um Schulden, sondern um ein
bilanzmäßiges Minus. Der Unterschied ist ein erheblicher, weil, wenn ich wo
Schulden habe, dafür Zinsen zahlen muss, ein bilanzmäßiges Minus ist etwas, was
sich in der Bilanz ausweist und sich unter anderem dadurch ergibt, dass man
erhöhte Rückstellungen für Pensionen zahlen muss.“ - Wörtliches Zitat Ende.
Dann erhebt sich aber die Frage, was zahlen wir
jetzt, oder was zahlt die Gemeinde jetzt: Keine Schulden, ein bilanzmäßiges
Minus? Die Verwirrungsstrategie, die hier offenbar betrieben wird, darf nicht
aufgehen. Emmy Werner, die vorhergehende Theaterdirektorin, hat wiederholt
erklärt, dass sie Ende 2004 ein Guthaben in der Höhe von
625 000 EUR hinterlassen habe, und jetzt fehlt innerhalb weniger
Monate fast 1 Million EUR.
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