Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 83
sodass wir sagen, wir müssen das Grundstück unbedingt
verscherbeln, sehe ich nicht ein.
Die Erben dieser Gräfin Andrassy haben auch Folgendes
angekündigt: Wenn die Gemeinde Wien nichts mehr mit dem Grundstück anzufangen
weiß, wenn sie den bedungenen Stiftungszweck nicht erfüllen will, wenn sie es
jetzt einer Wohnbauwidmung zugeführt hat und es auch verscherbeln will, wenn
gar nichts für die Kinder oder für die Waisen von Wien gemacht werden kann,
dann werden sie die Stadt klagen. Ob wir dann als Stadt wirklich gut
herauskommen, werden wir ja sehen.
Wir sagen: Es ist nicht richtig, dieses Ding zu
verkaufen. Denn nachher kann ja die Erbgemeinschaft von Frau Andrassy dieses
Grundstück nicht mehr bekommen, weil der neue Eigentümer, diese
Wohnbaugesellschaft, gutgläubiger Eigentümer wird. Auch im Grundbuch steht
nichts drin, dort hat man alles rauslöschen lassen. Die Widmung ist gemacht,
und die Erben können dieses Grundstück nicht mehr bekommen. Sie können
höchstens einen Geldersatz durch die Stadt Wien bekommen.
Wie gesagt, mein Angebot wäre, dass man diese
14 Millionen EUR im Ressort Laska nicht irgendwie als
Budgetauffettung im Zentralbudget versickern lassen soll. Wenn es unbedingt
sein muss, soll ein Fonds gegründet werden, in den man diese Gelder einbringt
und aus dem man dann für die Waisen von Wien gezielt Aktionen starten kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr
StR Ellensohn.
StR David Ellensohn:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Über die Flächenwidmung werde ich mich nicht lange
auslassen, weil sie tatsächlich nicht Gegenstand dieses Aktenstückes ist,
obwohl es eine spannende Diskussion wäre. Aber die wurde schon geführt.
Was ich schon interessant finde, ist, was am Ende der
Ausführungen meines Vorredners noch kurz beleuchtet wurde, nämlich: Wie sicher
ist es überhaupt, wenn der Verkauf über die Bühne geht, dass diese
14 Millionen EUR - die offensichtlich ein guter Preis sind, wenn man
bedenkt, dass die Schätzung 7 Millionen EUR ergeben hat und die
Versteigerung praktisch den doppelten Preis vom Richtwert erbracht hat -
tatsächlich bei der Gemeinde Wien verbleiben?
Jetzt könnte man sagen: Na
ja, wo ist überhaupt das Problem? Es hat bei der Stiftung Glanzing funktioniert,
dort hat man am Schluss ein Babynest Glanzing im Wilhelminenspital gehabt und
ist zumindest damit durchgekommen, dass der Stiftungszweck aufrechterhalten
wurde. Es scheint mir ein bisschen fraglich zu sein, hat aber rechtlich
gehalten. Es hat auch bei der Stiftung Rothschild gehalten; das ist kein Spital
mehr, sondern es wird, glaube ich, am Schluss eine Business School werden.
Aber dieses Geschäft für die Gemeinde Wien hat in
Tribuswinkel nicht gehalten! Dort ist es um ein Stiftungskinderheim und
um einen Schlossverkauf gegangen. Da haben die Erben gegen die Gemeinde Wien
prozessiert und nicht nur in erster Instanz, sondern auch vor dem OGH gewonnen.
Das heißt, vor dem OGH hat die Gemeinde Wien bei dem Verkauf verloren, und das
ganze Geld war natürlich weg.
Die Erben in diesem Fall, die Andrassy-Erben, haben
bereits angekündigt, aufgrund dieses Prozessergebnisses Ähnliches tun zu
wollen. Kein Wunder: Wenn das um 14 Millionen EUR verkauft wird, und
ich würde für mich als Einzelperson eine Chance sehen, auch nur einen Teil
dieses Kuchens zu bekommen, dann würde ich es wahrscheinlich auch versuchen.
Das wäre aber natürlich
doppelt schade für die Stadt. Denn jetzt haben wir das Grundstück, jetzt ist es
über viele Jahrzehnte verwendet worden, weil ja die Schenkung oder das Vererben
ungefähr 100 Jahre zurückliegt. Es ist jahrzehntelang so verwendet worden,
wie es die Erblasserin haben wollte - am Schluss nicht mehr, das war am Ende,
glaube ich, eine Dienststelle des Jugendamts -, und jetzt eben nicht mehr.
Es könnte also so laufen, dass die Gemeinde Wien das
Grundstück verliert, die Widmung bereits gemacht hat und das Geld
verliert, das hereinkommt! Diese Frage konnte mir - zwangsläufig nicht - auch im
Wohnausschuss nicht beantwortet werden: Wie sicher sind wir, dass es in diesem
Fall eher so abläuft wie in den Fällen Glanzing und Rothschild, aber nicht so,
wie vor nicht allzu langer Zeit - das ist ja noch nicht lange her - in
Tribuswinkel? Diese Frage hat man nicht beantworten können. Dieser Verkauf,
diese Abwicklung ist ja auch schon länger eingeleitet, und da hat man noch
nicht gewusst, dass man da auch verlieren kann und dass so ein Prozess
vielleicht auch danebengeht.
Ich finde, das ist nicht nur ein Restrisiko, sondern
ein hohes Risiko, dass wir ein Grundstück in einer sehr guten Lage verlieren.
Ganz abgesehen davon, dass ich nicht sehr glücklich darüber bin, dass dort,
anstatt dem ursprünglichen Zweck nachzukommen, ausschließlich Luxuswohnungen
entstehen, weil sich sonst die Investition von 14 Millionen EUR für
Timehouse sicher nicht rentiert.
Kleines Bonmot am Rande: Bei den Plänen, die es bis
jetzt gibt, stehen dort in der Garage nicht kleine Autos, sondern kleine BMWs,
weil man davon ausgeht, dass Menschen, die andere Autos kaufen, dort vermutlich
keine Wohnung werden kaufen können - was vermutlich stimmen wird.
Wir haben dort also am Schluss Luxuswohnungen -
unbenommen, sollen die Leute so wohnen dürfen, wenn sie es sich redlich
erwirtschaftet haben -, aber es bleibt ein Restrisiko für die Gemeinde Wien
bestehen. Daher wäre es mir recht, wenn jemand von der Sozialdemokratie mir
erklären könnte, wie sicher es ist, dass wir davon ausgehen dürfen, dass dort
am Ende nicht die Erben zum Zug kommen, sodass dann die Stadt Wien versucht
hätte, ein rein vom finanziellen Standpunkt aus zugegebenermaßen gutes Geschäft
zu machen, aber dieses Geld dann womöglich futsch wäre. Das wäre doppelt
schade.
Wir stimmen dem Geschäftsstück
nicht zu. Uns scheint das rechtlich nicht geklärt zu sein, zumal das
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular