Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 83
auch laufend ändern, in Einklang mit den Notwendigkeiten bringt, eine effiziente und rasche Befriedigung von Patienteninteressen herbeizuführen.
Das ist natürlich nicht so einfach. Wer ein bisschen
an der Universität gearbeitet hat, weiß, dass es hier Fachegoismen und
natürlich das professorale Denken gibt, ferner müssen auch das Denken in
Strukturen und neue wissenschaftliche Ansätze über Disziplinen überschreitende
Themenbereiche berücksichtigt werden. Ein Organisationsplan soll also nicht
etwas Festgefügtes sein, sondern ein Plan, der ständig auch einer Evaluierung
unterzogen wird. Daher würden wir uns wünschen – und wir werden auch hier
im Gemeinderat darauf dringen –, dass dieser vorliegende Plan auch laufend
evaluiert beziehungsweise gegebenenfalls angepasst wird.
Es tut uns auch weh, dass es zum Beispiel bei der
Arbeitsmedizin, welche auch die Arbeitsunfall- und Berufskrankheiten-Prophylaxe
beinhaltet, die heute extrem wichtig ist, Kürzungen gibt. Der Mensch verbringt
sehr viel Zeit beim Arbeiten, und die Arbeitsmedizin ist wichtig. Die
Wichtigkeit einer Organisation kommt auch durch eine Professur zum Ausdruck,
und eine Herabstufung ist möglicherweise ein Schritt in die falsche Richtung.
Das heißt: Geben wir diesem Plan, der jetzt von den
Professoren der Universität ausgearbeitet wurde, der andererseits aber auch vom
KAV mitgetragen wird, eine Chance, aber behalten wir es uns als politisch
Verantwortliche vor, darauf zu achten, ob auch die richtigen Schwerpunkte
gesetzt werden und ob die Struktur geeignet ist, auch die zukünftigen
Herausforderungen der Medizin miteinander in Einklang zu bringen. Seien wir
diesbezüglich offen! Das soll nicht heißen, dass wir nunmehr einen Plan
beschlossen haben und sich jetzt ein paar Jahre nichts ändern soll.
Das Thema Zwei-Klassen-Medizin ist von der SPÖ, die
für das Spitalswesen in Wien verantwortlich ist, wohl nicht nur im Wahlkampf
thematisiert worden. – Wir sind schon sehr gespannt, welche Maßnahmen Sie
uns präsentieren werden! Wir haben schon einen ganz konkreten Vorschlag,
nämlich schon bei den bereits bestehenden Ansätzen zu einer
Zwei-Klassen-Medizin etwas zu tun. Es hat ja übrigens auch schon Überlegungen
in Richtung einer Drei-Klassen-Medizin gegeben, dass für die Superbetuchten
noch ein extra Luxusspital errichtet wird. – Wir meinen, dass wir Ihnen
einmal die Chance geben zu schauen, wie es diesbezüglich wirklich ausschaut,
etwa auch im AKH mit den Operationswartezeiten, mit der Auslastung der Geräte,
mit den Dienstzeiten. Es ist notwendig klarzustellen, welche Transparenz
betreffend die Wartelisten herrscht und ob man die bestehenden Strukturen
eventuell dadurch optimieren kann, indem länger und öfter operiert wird.
Ganz unverdächtig ist auch die Kritik des
Patientenanwaltes, der hier schon zitiert wurde, der auch gesagt hat, dass es
Missstände im Bereich der Gemeindespitäler gibt. Spitalsträger ist ja nicht der
Bund, sondern es sind die Länder und Gemeinden. In diesem Sinne darf ich
gemeinsam mit meiner Kollegin Karin Praniess-Kastner und Frau Kollegin Korosec
den Antrag einbringen, im Wiener Gemeinderat möge eine Expertenkommission unter
der weisungsfreien Leitung des von Ihnen per Gesetz abgesetzten und ab morgen
ehemaligen Pflegeanwaltes Werner Vogt eingesetzt werden, die klären soll,
inwiefern in den Wiener Gemeindespitälern unterschiedlich lange oder zu lange
Wartezeiten bestehen. Wir ersuchen Sie, diese Kommission einzusetzen, sie
arbeiten und Vorschläge machen zu lassen! Ich meine nämlich, auch die Medizin
bedarf einer gewissen von den Strukturen her politischen Aufsicht. Dafür zu
sorgen, ist unsere Verpflichtung als Vertreter des Krankenhausträgers.
Helfen Sie uns, mit dieser Expertenkommission die
medizinische Versorgung der Wiener Patientinnen und Patienten zu verbessern! In
formeller Hinsicht beantragen wir für diesen Beschlussantrag die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Als Nächster zu
Wort gemeldet ist Herr GR Hundstorfer.
GR Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Lasar ist jetzt nicht da: Ich möchte ihn nur
einladen, wenn er zu einer Sache spricht, auch die Hintergründe der Sache zu
betrachten!
Durch die Zusammenlegung von fünf auf drei
Professuren bei der Radiologie sind kein einziges radiologisches Gerät und
keine einzige RTA-Stelle verschwunden, und demzufolge bleibt die gesamte
Patientenkapazität aufrechterhalten. Das Einzige, was verschwunden ist, sind
zwei ordentliche Professuren und die entsprechenden Bezüge; zwei
außerordentliche Professuren werden in Zukunft bezahlt. Das ist die einzige
wirkliche Änderung. Das heißt, man hat aus fünf ordentlichen Professuren drei
gemacht, und zwei außerordentliche Professuren sind neu entstanden. Das ist die
einzige wirkliche Änderung. Und wenn Sie hier jetzt davon reden, dass das AKH
in der Radiologie ein Sparprogramm fährt, dann kann ich nur sagen: Sie haben
wirklich keinerlei Ahnung, wovon Sie da überhaupt reden!
Man hat sich nach einem langen Dialog bemüht, sich in
der Radiologie auf drei Forschungsgebiete zu konzentrieren; man hat drei
Schwerpunkte neu definiert beziehungsweise aus fünf drei gemacht. Es ist aber
de facto kein einziger Schwerpunkt verloren gegangen, auch nicht in der
Neurologischen Radiologie, die hinter einer dieser Professuren steht, ganz
wesentlich ist und weiter gemacht wird. – Das ist einmal der eine Punkt.
Zweitens darf ich mit einem
Gerücht aufräumen: Wir reden vom Organisationsplan der MUW Wien. Das Land Wien
hat, weil es Partner der MUW Wien ist, nur ein Zustimmungsrecht, alles andere
ist Angelegenheit der Republik Österreich gemeinsam mit der MUW Wien. (GRin Dr Sigrid Pilz: Das ist ein Teil
des Problems!) Daher bitte ich Sie, liebe Frau Dr Pilz: Wenn Sie davon
reden, dann reden Sie so, wie es gehört! Wenn Sie meinen, dass etwa eine
gewisse Anzahl an Betten nicht dazu gerechnet ist, dann sagen Sie der Republik
Österreich, dass sie sich um Innsbruck, um Graz und um Wien
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular