Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 83
Abteilung für Ernährungsmedizin“ Darunter werden der Name des Professors und der anderen Mitarbeiter aufgeführt. – Tatsächlich hat es sich da offensichtlich um einen – jedenfalls für mich – dubiosen Verein gehandelt, der unter dem Dach des AKH und der Medizinuniversität offensichtlich tut, was er gerade möchte!
Laut einem weiteren beiliegenden Schreiben hat das
Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien, Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendheilkunde, auch versucht, bei der Gebietskrankenkasse Geld für die
Behandlung der genannten Patientin einzubringen. Darin schreibt Prof Dr Widhalm
selbst, dass die Patientin an einem Optifast-Programm teilnahm, das an der
Klinik durchgeführt wird. – Der Verein ist also offensichtlich nur dann
ins Spiel gekommen, als es darum ging, die Gelder privat abzurechnen und nicht
über das Budget des AKH oder der Medizinuniversität.
Der Direktor des AKH schreibt der jungen Dame
bedauernd, dass er zwar gern das Anliegen unterstützen würde, dass aber nicht
er, sondern die Medizinische Universität zuständig sei.
Dieses Beispiel zeigt, dass die Menschen bei dieser
Doppelstruktur überbleiben und dass es offensichtlich weder Interesse noch
Möglichkeiten seitens der Klinikleitung oder seitens der AKH-Führung gibt, hier
durchzugreifen. Die Jugendlichen, die betroffen sind, werden hinsichtlich der
Kosten, die ihnen erwachsen und die von der öffentlichen Hand getragen werden
müssen und nicht etwa von den Patienten persönlich, schlicht und einfach im
Stich gelassen.
Herr Direktor Krepler hat von mir die Unterlagen
bekommen, und ich hoffe sehr, dass es eine Lösung dafür gibt, die darin
besteht, dass nicht jeder einzelne Patient und jede einzelne Patientin sich
durch einen solchen Dschungel des Hin-und-Her-Geschickt-Werdens kämpfen und um
die eigenen Gelder streiten muss.
Das zweite Beispiel ist hier auch schon diskutiert
worden. Ich will es trotzdem noch einmal erwähnen: Der Umstand, dass das
Institut für Pathologie vom Rechnungshof massiv kritisiert wurde, weil zwei
Drittel der dort beschäftigten Ärzte und Ärztinnen für den Klinikchef
gleichzeitig in der Privatordination arbeiten, zeigt, wie leicht es möglich
ist, aus den Ressourcen der Medizinischen Universität und des AKH in einer für
mich sehr kritikwürdigen Weise private Interessen zu verfolgen und private
Geschäfte und Zusatznebenbeschäftigungen zu erledigen. Offensichtlich ist es
nicht möglich, seitens der Medizinuniversität, die sich da gar nicht zuständig
fühlt, oder seitens des AKH klarzustellen und dafür zu sorgen, dass die
Ressourcen im Haus bleiben und dass vor allem die Personalressourcen im
Wesentlichen der Institution selbst zukommen und die Medizinische Universität
nicht etwa als Ausgangspunkt für private Nebentätigkeiten benützt wird.
Als letztes Beispiel nenne ich die Wartezeiten.
Dieses Problem wurde jüngst in der Presse auch ganz deutlich kritisiert, und
ich werde auch morgen im Zusammenhang mit dem Bericht des Patientenanwaltes
darüber sprechen. Betreffend die Wartezeiten wird konkret im AKH, aber auch in
den anderen Gemeindespitälern, von Patientinnen und Patienten und nicht näher
genannten Ärzten und Ärztinnen sehr glaubwürdig berichtet, dass da mit
zweierlei Maß gemessen wird, dass es nämlich Privatpatienten wesentlich
leichter fällt, rasch Operationstermine zu bekommen, dass man sogar in der
Ambulanz vorgereiht wird und dass es den Ausdruck "Chefeinschub"
gibt, der ja für sich spricht und besagt, dass es Privatpatienten gibt, die auf
alle Fälle drankommen.
In Anbetracht dessen muss ich wirklich sagen:
Dr Gusenbauer hat ja so Recht, wenn er von Zwei-Klassen-Medizin spricht!
Er wirft sie dem Bund vor. Darauf sollte er sich aber nicht beschränken,
sondern es würde Sinn machen, auch im eigenen Verantwortungsbereich, nämlich in
den Häusern des Krankenanstaltenverbundes, Nachschau zu halten. Es genügt
nicht, wenn Sie sagen: Legen Sie uns einen Beweis vor, dann werden wir uns
vielleicht damit beschäftigen! – Das wird zu wenig sein!
Was wir wollen, ist, dass Sie systematisch,
regelmäßig und unaufgefordert jährlich Statistiken und aussagekräftige Berichte
hinsichtlich Komplikationsraten, Fehlermanagement, Wartezeiten,
Operationszahlen, Personalausstattung und und und vorlegen. Sie verweigern das
seit vielen Jahren, obwohl die Opposition, insbesondere die GRÜNEN, das immer
wieder einfordern. Sie tun es nicht, sondern verweisen nur auf allgemeine
Qualitätsberichte, die Jubelberichte über einzelne Projekte sind, deren
Qualität wir gar nicht in Frage stellen wollen. Aber betreffend die Gebiete, wo
es um Qualitätsmanagement gehen sollte, wo man hinschauen und systematisch
aufzeigen müsste, wo die Schwächen sind und die Versorgung leidet
beziehungsweise Schwächen aufweist, legen Sie keine Berichte vor, obwohl das in
vergleichbaren europäischen Städten schon längst üblich ist.
Wir werden daher den von der ÖVP eingebrachten Antrag
hinsichtlich des Expertenkomitees unter der Leitung von Dr Vogt zur
Aufarbeitung dieser Thematik gerne unterstützen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das hier zur Beschlussfassung vorliegende
Organisationskonzept der Medizinischen Universitätsklinik - AKH wird unsere
Zustimmung finden, obgleich wir natürlich auch einige Haare in der Suppe
gefunden haben.
Es ist ja schon davon gesprochen
worden, dass es hier doch eine sehr komplizierte Gemengelage gibt: Einerseits
handelt es sich um eine Universitätsklinik mit Bundespersonal, mit
Universitätsprofessoren und Kapazitäten aus den verschiedenen medizinischen
Disziplinen mit den Auftrag, Spitzenmedizin auch auf forscherischem Gebiet
anzubieten, andererseits besteht der Versorgungsauftrag mit der Gemeinde Wien
als Rechtsträger. – Ich glaube, das Wichtigste ist, dass ein Organisationsplan
die wissenschaftlichen Notwendigkeiten, die sich
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