Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 71
MA 48, und das wissen
wir alle, wirklich einen guten, größeren Standort brauchen. Ja, wofür? Laut
MA 48 wäre eine Mülltonnenwaschanlage zu bauen, die dringend gebraucht
werden würde, um die Geruchsbelästigung der ungewaschenen Sammeltonnen zu
reduzieren. Oder es wäre eine Möglichkeit, die Winterdienstfahrzeuge ein
bisschen konzentriert einsetzen zu können; man könnte einen Teil für den 21.
und 22. Bezirk dort hinstellen und eine Art Fuhrpark errichten.
In Ihrer Verzweiflung über
das lästige, teure und skandalumwitterte Grundstücksgeschäft haben Sie wieder
einmal zu einer uneleganten, aber in der SPÖ und deren Umfeld beliebten Taktik
gegriffen: Dem Herumschieben von einer Hand in die andere. Da wurden einfach
der Wiener Holding Projektierungsrechte eingeräumt, ohne eine Festlegung, was
die Holding planen wird und was sie für das Grundstück auch einmal bezahlen
wird.
Meine Damen und Herren! Das erinnert an den Geist
einer Misswirtschaft, die Ihnen in der SPÖ in den letzten Monaten – ich will
gar nicht näher darauf eingehen, Sie alle kennen die letzten Zeitungsberichte –
sehr viel an Geld gekostet hat. Es wäre daher auch in der SPÖ-Politik der Stadt
endlich angebracht, diese Art des Wirtschaftens und die Art der Politik des
Umgangs mit Steuergeldern über Bord zu werfen.
Jetzt ist mir schon klar, dass die vorliegende
Flächenwidmung die logische Konsequenz aus dem vorausgehenden
Grundstücksdesaster ist. Dennoch waren wir erstaunt, mit welcher
Unverfrorenheit hier von dem ursprünglichen Ziel der Errichtung einer neuen
MA 48-Zentrale abgegangen worden ist. Die Bebauungsbestimmungen sehen viel
gemischtes Baugebiet, also auch Wohnraum, und einen beachtlichen Anteil einer
Einkaufsfläche vor. Genaueres weiß man nach der Flächenwidmung leider nicht.
Niemand kann sagen, wofür, von wem die ausgewiesenen Flächen konkret genutzt
werden.
Der Bereich, der als Betriebsfläche hier zugeteilt
wurde, wirkt im Vergleich zum Kaufpreis und den Bedürfnissen der MA 48
wirklich eher sehr, sehr klein. Weder die Holding noch die MA 48 haben
bisher konkrete Projektpläne vorgelegt, was die Nutzung dieses Areals betrifft.
Wir haben daher wieder einmal eine unkoordinierte Flächenentwicklung, wie wir
sie leider im Bezirk immer wieder kennen lernen mussten.
Als Bezirksmandatar wundert es mich wieder, wie mit
den Entwicklungsflächen bei uns umgegangen wird. Im Bezirk gibt es nämlich ein
zweites Beispiel, und ich will das Beispiel nicht noch einmal tot treten, wir
alle kennen das. Es geht hier um das große Asperner Flugfeld. Auch hier haben
wir ein großes Gebiet, 220 ha groß, dem 7. und 8. Bezirk gleich, also
wirklich nichts Kleines. Auch hier sind wir uns nicht sicher, kommen zwei Unis
hin, kommt eine Uni hin, kommt überhaupt eine Uni hin? Hier wird hin und her
gesprochen.
Ich glaube, jede Stadt der Welt, meine Damen und
Herren, könnte froh sein, wenn sie solche Möglichkeiten hätte wie Wien, mit
einem Ausbau in einer nicht großen Entfernung zur Zentrale, sprich jetzt
Innenstadt, einen wirklich schönen Campus zu errichten. Und da glaube ich, wäre
Aspern sicher prädestiniert dafür und ein gutes Gebiet. Und da wünsche ich mir
schon, dass hier auf jeden Fall was weitergeht in dieser Beziehung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Das Hin und Her rund um die
Waagner-Biro-Gründe hat das Vertrauen in die Bezirksentwicklung in der
Donaustadt schon etwas erschüttert. Es ist höchste Zeit, diese Entwicklung
wieder gutzumachen, indem ein Stadtteilprojekt realisiert wird, bei dem auch
die Gestaltung – die Vorrednerin hat es auch kurz erwähnt – des Genochplatzes
einen wichtigen Stellenwert einnehmen wird. Denn auch wir wissen oder zumindest
die Leute, die im Bezirk tätig sind und mit dem Bezirk viel zu tun haben,
wissen ganz genau, dass der Genochplatz schon viele, viele Jahre auf eine
normale Stadtentwicklung hinzielen sollte. Es ist schade um diesen Platz, wo
immer nur kleine Buden errichtet werden. Dann sperrt sie wieder zu, und dann
ist wieder eine offen. Also es ist ganz furchtbar. Ich kümmere mich immer um
neue Entwicklungsgebiete, wenn ich nicht einmal die alten noch gerichtet habe.
Und da ist auch noch sehr viel zu tun.
Es ist auch höchste Zeit, mit dem Versteckspiel rund
um die Transaktionen der Waagner-Biro-Gründe aufzuhören. Die MA 48 darf
nicht weiter unter dem aus höheren Überlegungen entstandenen
Transaktionskarussell leiden. Es ist so, sie muss endlich einmal einen Standort
in Hirschstetten bekommen, der es ihr ermöglicht, die kommenden Anforderungen
an die Wiener Abfallwirtschaft zu erfüllen. Dazu muss ein eindeutiges
Nutzungskonzept und eine Finanzierung auf den Tisch gelegt werden, die diesen
Namen aber auch wirklich verdient.
Und vor allem bedarf es in dieser Stadt endlich einer
Grundstückspolitik, die in transparenter Weise den Interessen der
Stadtentwicklung entspricht und nicht irgendwelchen Interessen der finanziellen
Investoptimierungen Dritter. Man hat bei Waagner-Biro jetzt gesehen, wohin so
was führen kann. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dampier. Ich erteile es ihm.
GR Karl Dampier
(Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren des Wiener
Gemeinderates!
Aufgepasst auch die vereinigte Opposition, die hier
heute bei diesem Geschäftsstück dagegen stimmen wird.
Ich habe mir gedacht, es kommen vielleicht doch noch
irgendwelche Argumente, die auch mich begeistern könnten, irgendwas, woran wir
noch nicht gedacht haben bei der bisherigen Diskussion.
Eine Fraktion hat sich gar nicht zu Wort gemeldet,
die FPÖ. Die GRÜNEN und der Kollege Parzer haben es wieder, ich sage einmal,
versucht.
Ich möchte kurz auf die Vorredner
eingehen und dann meine Argumente sagen, warum ich glaube, dass diese
Flächenwidmung gut ist, von Bedeutung ist, etwas Zeit gebraucht hat,
zugegebenermaßen, aber für den
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