Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 71
keine einzige kleinteilige Grünfläche eingezeichnet. Wie
kann das sein? Wieso kommt das?
Ich habe persönlich eine Vermutung. Das kommt daher,
weil die Stadt Wien Waagner-Biro 2001 gekauft hat. Das liegt jetzt schon so
lange herum, dass man quasi das Geld irgendwie reinbringen muss und dann keinen
Platz für die Grünflächen mehr hat Und da meine ich, das ist schon ein ziemlich
schlechtes Management, wenn es noch dazu um angekaufte Flächen geht mit einem
hohen Potential. Wir haben dort eine hohe öffentliche Anbindung. Das geht auch
aus dem Bericht hervor, dass nämlich der Standort im Hochhauskonzept 2001 mit
ausreichender ÖV-Erschließung dargestellt wird. Es ist aber hier nur ein
Hochhaus vorgesehen, was ich auch nachvollziehen kann und richtig finde.
Da komme ich schon zum zweiten Kritikpunkt. Nachdem
es eine ausreichende ÖV-Erschließung für ein Hochhaus gäbe, wieso haben Sie da
nicht angedacht, in diesem Plan von der automatischen Stellplatzverpflichtung
abzusehen? Das wäre doch hier ein sehr geeigneter Standort gewesen, da wieder
einmal anzuwenden, dass man nicht eins zu eins bauen muss, sondern auch die
Möglichkeit hätte, darunter zu bleiben. Wenn jemand freiwillig mehr baut, hätte
er ja trotzdem mehr bauen können. Also das ist der zweite Grund.
Der dritte Grund ist: Schade, dass der Genochplatz,
der lange als Markt funktioniert hat, jetzt nicht mehr so funktioniert. Er wird
einfach vollflächig mit gewissen Bauteilen zugemacht. Da hätte man sich sicher
auch etwas Besseres einfallen lassen können.
Und abschließend: Es ist in einem großen Bereich ein
Einkaufszentrum festgesetzt worden. Man hat auch hier wieder ein bisschen
zurückgerudert. Es gibt einen Abänderungsantrag, den wir unterstützen, weil wir
auch nicht nachvollziehen konnten, wieso Sie auf soviel Bedarf an
Einkaufszentrumsfläche an diesem Standort kommen. Aber in den Geschoßen darüber
haben Sie sehr viel Wohnfläche vorgesehen. Also es ist eine ziemliche Dichte,
die Sie da geplant haben. Deswegen geht sich auch keine Grünfläche aus. Wie wir
aber wissen von Projekten, wie etwa dem Gasometer, funktionieren diese
Geschäftsflächen mit Wohnflächen drüber und keinen Grünraum sehr schlecht, und
deswegen lehnen wir diesen Planentwurf ab. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Parzer.
Ich erteile es ihm.
GR Robert Parzer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Flächenwidmung
Waagner-Biro: Das folgende Flächenwidmungsdokument von Waagner-Biro umfasst
wirklich einen sehr wohl bekannten Teil eines Grundstückes, das mit der Bezeichnung
Waagner-Biro-Grundstücksdeal in die Geschichte eingehen wird. Das können Sie
mir glauben, denn dieser Deal liegt jetzt bereits fünf Jahre zurück, und es ist
zu befürchten, dass es noch einige Zeit weitergehen wird.
Diese unendliche
Geschichte begann im Jahre 2001, und es verdient heute noch einmal, dass wir
ein bisschen davon erzählen, was sich damals abgespielt hat, denn es ist so,
dass dieser Kauf damals von den Oppositionsparteien
ja vehement abgelehnt wurde, meine Damen und Herren, und wir diesen gesamten
Deal einerseits als "Grundstücksgeschäfte der Stadt Wien" bezeichnet
haben. Andererseits ist es sehr traurig, wie vom Bezirk Donaustadt damit
umgegangen worden ist. Es gibt schon einige Parallelfälle zu dieser
Vorgangsweise, etwa wenn man da an die Transaktionen rund um das
Ernst-Happel-Stadion im Prater denkt. Das ist jüngeren Datums. Oder wir bewegen
uns auf das nächste Grundstücksdebakel hin, das ist Rothneusiedl, wo sich unser
Herr Bürgermeister persönlich in die Verhandlungen für den Grundstückskauf und
zur Errichtung eines dort vorgesehenen Stadionbaus einschaltet.
Es
ist aber schon so, dass bei den Waagner-Biro-Gründen auch der Herr
Bürgermeister, wenn nicht ganz so aktiv, doch indirekt, in die Abwicklung
eingebunden war mit dem Erfolg, dass Walter Jaunik damals einen Preis für das
Grundstück erzielte, der sicher nicht nur für ihn sehr zufriedenstellend war.
Aus
der Sicht des Steuerzahlers ist es aber erstaunlich, dass zur gleichen Zeit der
Rechnungshof festgestellt hat, dass es wesentlich billigere Gründe für einen
Ankauf als das Waagner-Biro-Grundstück gegeben hat und der ganze Ankauf ja
eigentlich für die – auf das werde ich später noch zurückkommen – MA 48
gedient hätte.
Doch
das billigere und auch bessere Grundstück wurde dann eben nicht genommen. Wir
wissen es, genommen wurde das Grundstück um die Waagner-Biro-Gründe um
sagenhafte 550 Millionen ATS, in Euro rund 38 Millionen. Wenn ich das
auf die Jahre aufrechne und mir vorstelle, das in einer Bank anzulegen, sind
das im Jahr, wieder in Schilling gesagt, 5 Millionen ATS an Zinsen. Das
sind immerhin jetzt fast sechs Jahre, es wurden also 30 Millionen ATS in
den Sand gesetzt. Das ist schon gewaltig, wenn man es nicht verwenden kann.
Dem schlauen Investor damals, Jaunik, muss man aber
durchaus ein bisschen einen Gemeinsinn unterstellen. Er nützte damals die
Millionen der Stadt, also diese 500 Millionen ATS der Stadt oder 37 oder
38 Millionen EUR, dass er ein bisschen für gemeinnützige
Unterstützung und Umverteilung gesorgt hat in Richtung Kultur und er hat ein
Museum errichtet für seine Sammlung, die allgemein zugänglich ist. Aber leider,
meine Damen und Herren, das möchte ich schon dazusagen, hat das einen
Schönheitsfehler, denn die soziale Tat des Herrn Jaunik und Ex-Besitzers des
Waagner-Biro-Geländes aus Wiener Sicht ist schlecht, denn das Museum ist leider
in Kärnten, in Klagenfurt. Die Bebauung dieses Grundstückes sechs Jahre zu
verschleppen, ist sicher ein starkes Stück. (Beifall
bei der ÖVP.) Das wirklich teure MA 48-Grundstück, sage ich jetzt,
wurde immerhin jetzt schon fast sechs Jahre lang als Abstellplatz für die
MA 48 benutzt. Mit dieser Politik haben Sie in dieser Stadt einen für den
Steuerzahler traurigen Europarekord aufgestellt, denn Wien verfügt eben über den
teuersten Abstellplatz Europas. (Beifall
bei der ÖVP.)
Dabei, das darf man
nicht vergessen, würde ja die
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