Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 71
wir dann auch tatsächlich nicht nur im Bereich der biologischen Landwirtschaft, sondern auch außerhalb der Forschungsergebnisse davon profitieren können. Man kann ja sozusagen die Kompostierdüngung oder andere Sachen trotzdem anwenden, auch wenn man kein biologischer Betrieb ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Dipl Ing Stiftner, bitte.
GR Dipl Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Das Ludwig-Boltzmann-Institut, die
Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, hat den Auftrag gehabt, den biologischen Landbau
zu fördern und Sie subventionieren auch diese Gesellschaft mit erheblichen
Mitteln. Auf eine Anfrage von uns haben Sie uns auch eine sehr eindrucksvolle
Leistungsschau mit mehreren Seiten an Forschungsprojekten übermittelt. Ich kann
jetzt nur die Quantität beurteilen, nicht die Qualität. Ich sage das auch gar
nicht polemisch, es ist nur auf den ersten Blick jetzt feststellbar, dass es
hier doch um sehr akademische Projekte geht. Die Frage, die sich mir stellt -
und mir geht es natürlich auch hier vor allem um die Landwirte an sich – ist, welchen
konkreten Nutzen haben die Landwirte von diesem Institut und von diesen
Forschungsergebnissen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Forschung hat immer an sich, dass sie sehr akademisch
ist, das liegt in der Natur der Sache, sonst würde sie nämlich nicht als
Forschung anerkannt. Und auch die Bioforschung Austria muss in den
entsprechenden Journalen und Zeitschriften und Zeitungen publizieren.
Auf der anderen Seite - und ich glaube, das sieht man
an der Themenauswahl sehr gut - ist man sehr bemüht, möglichst
praxisorientierte Probleme aufzugreifen und so wird schon seit vielen Jahren an
diesem ganzen Problemkreis der Düngung und der Verwendung von Kompostdünger
geforscht, was gerade für uns in Wien von Vorteil ist, die wir auch von Seiten
der Stadt her versuchen, einen qualitativ sehr hohen Kompost zu erzeugen, wobei
Herr Prof Maurer auch immer sehr stark in Forschungsprojekten eingebunden
war. Auf der anderen Seite ist natürlich auch ein Profit für die Bauern
gegeben, weil man dadurch zum Beispiel künstliche Düngemittel einsparen kann.
Also, es gibt immer ein Benefiz, das noch dazu dann auch positive
Umweltauswirkungen mit sich bringt.
Oder auf der anderen Seite - aber ich werde Ihnen
jetzt nicht die ganze Liste noch einmal vorlesen, die Sie ja ohnedies schon
bekommen haben, weil ich mir gedacht habe, dass das vielleicht ein bisschen zu
weit führt, alle Projekte im Detail zu beschreiben – zum Beispiel die Sicherung
der Biosaatproduktionen und die Entwicklung von Zuchtzielen für Biosorten: Das
zum Beispiel ist eine ganz besonders entscheidende Zukunftsfrage für die
österreichische Landwirtschaft, denn wir alle wissen, dass es gerade im
Saatgutbereich eine starke Monopolisierung und Konzentration gibt und dass
früher oder später derjenige, der über Saatgut verfügt und selbst Saatgut
produzieren kann, auch eine echte Schlüsselstellung in der Landwirtschaft haben
wird, weil er eben nicht von großen Konzernen abhängig ist.
Und gerade der biologische Landbau wird sich
irgendwann die Frage zu stellen haben, woher beziehen wir unser Saatgut in
Zukunft, wie machen wir das, schaffen wir es, eine eigene Saatgutversorgung auf
die Beine zu stellen.
Dafür eine wissenschaftliche Grundlage zu haben, wie
das funktionieren kann - auch in Österreich - ist essentiell, wenn es uns Ernst
ist, den biologischen Landbau weiter zu führen.
Die anderen Dinge habe ich vorher schon erwähnt, eben
die Bekämpfung von Schädlingen mit nichtchemischen Mitteln und so. Auch das ist
natürlich interessant für unsere Gärtnerinnen und Gärtner. Da gibt es auch
schon viele Pilotprojekte gerade in Wien in den Glashäusern, die sich dafür
besonders eignen, solche Pilotprojekte durchzuführen.
Ich glaube also, dass da wirklich direkter Nutzen
spürbar ist, wenngleich es natürlich nicht so ist, dass ich im Herbst forsche
und im Frühling hat es der Simmeringer Gemüsebauer schon quasi im Glashaus in
der Anwendung.
So schnell funktioniert es nicht, aber der mittelbare
Nutzen ist durchaus spürbar und deswegen haben wir uns von der Stadt her auch
entschlossen das zu fördern. Und ich bin sehr froh, dass wir eine so große Zahl
an kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben, die auch über ein
großes Renommee verfügen, einen international wirklich sehr guten Ruf haben und
Wien damit die einzige Stadt ist, die über so ein tolles Forschungsinstitut
verfügt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. Frau GRin Kato, bitte.
GRin Sonja Kato (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Als Biosprecherin meiner
Fraktion halte ich diesen Schritt auch natürlich für extrem toll und notwendig
und das Bioforschungsinstitut ist sozusagen auch ein Missing Link gewesen, das
jetzt hilft, hier auch natürliche Forschungsergebnisse für den eigenen Bedarf
zu erzielen. Mich würde aber die Finanzierung der Anstalt interessieren.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Auch das ist eigentlich eine sehr erfreuliche Bilanz. Die MA 49 fördert
den Vertrag mit 100 000 EUR im Jahr sowie mit infrastruktureller
Unterstützung, aber – und das halte ich wirklich für sehr außergewöhnlich –
dieses Institut wird mit einem sehr großen Anteil über Drittmittel finanziert,
nämlich in einer Höhe von 60 bis 70 Prozent. Das ist außergewöhnlich,
normalerweise liegt es ungefähr im Drittelbereich und das zeigt, wie sehr sich
eben das Institut auf diesem Markt auch schon etabliert hat, man sich schon
einen guten Namen gemacht hat und auch wirklich sehr viele Aufträge von
renommierten Institutionen bekommt. Das freut mich natürlich, besonders ob
dieser auch
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