Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 71
(Beginn um 9.00 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Einen wunderschönen guten Morgen!
Die Sitzung ist eröffnet.
Entschuldigt sind Frau GRin Matiasek und Frau GRin Mag
Ringler, Frau GRin Mag Vassilakou bis zur Mittagsstunde.
Wir wünschen Frau Matiasek und Frau Mag Ringler gute
Besserung; ich hoffe, dass es beiden gut geht.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 03012-2006/0001 - KSP/GM) ist
gerichtet von Frau GRin Hannelore Reischl an den Herrn amtsführenden Stadtrat
der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr. (Das Garagenkonzept ist ein fixer Bestandteil des
erfolgreichen Wiener Masterplan Verkehr 2003 und auch der vorhergehenden
Verkehrskonzepte. Wie beurteilen Sie die Umsetzung in den letzten Jahren?)
Bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Frau Gemeinderätin, Sie haben danach gefragt, wie
sich das Garagenbauprogramm in Wien bewährt und abgewickelt wird.
Ich darf einleitend dazu ausführen, dass wir in Wien
zirka 660 000 PKW in Bestand haben und trotz aller Zurückhaltung in Wien,
das muss man so sagen, jährlich etwa 7 000 PKW saldiert dazukommen, und
das seit mehreren Jahren mit diesen Zahlen.
Wir wissen, dass Wien gegenüber anderen Städten und
auch gegenüber allen anderen Bundesländern in Österreich den geringsten
Motorisierungsgrad hat, also dass die Wienerinnen und Wiener sehr wohl wissen,
mit stadtverträglichen Verkehrsformen umzugehen, mit dem Umweltverbund Verkehr
wie Rad Fahren, zu Fuß Gehen und vor allem mit dem öffentlichen Verkehr.
Das verhindert aber nicht, dass in der Stadt
dringender Bedarf nach Parkraum besteht. Der Masterplan Verkehr 2003 als
Leitlinie dafür sieht vor, dass wir den Straßenraum selbst, die Oberfläche
zurückgewinnen für verschiedene Nutzungen. Es gibt dazu auch in den
innerstädtischen Bezirken die Studien, die sich mit der Gestaltung des
öffentlichen Raums beschäftigen, die die Defizite herausarbeiten und die
mittelfristig auch das Ziel verfolgen, gemeinsam mit den Bezirken den
öffentlichen Raum, den Straßenraum nicht nur dem Auto zur Verfügung zu stellen,
sondern auch den Fußgängern, den Radfahrern, Jugendlichen, Kindern und auch in
einer Form, dass diese gesichert sein können und gesichert auf der Straße und
im Straßenverkehr sich bewegen können.
Das bedeutet aber, dass bei steigenden PKW-Zahlen und
bei Reduzierung der Parkfläche an der Oberfläche wir natürlich Ersatz schaffen
müssen. Und dieser Ersatz findet in Garagen statt, soll in Garagen stattfinden.
Es sind in den letzten fünf Jahren 25 000 gewerbliche Garagenplätze
realisiert worden. Es gibt in Wien insgesamt 220 gewerbliche Garagen und wir
haben acht Garagenprojekte mit insgesamt 1 600 Stellplätzen zurzeit in
Vorbereitung beziehungsweise in Bau.
Das Konzept der Volksgaragen, das im Jahr 1999
beschlossen wurde und 2002 adaptiert, hat sich entgegen aller Diskussionen
weitestgehend bewährt. Es sind bisher 15 Volksgaragen realisiert, und es
sind aktuell gerade vier Volksgaragen in Bau. Eine Garage im 5. Bezirk,
die Klieberpark-Garage mit 150 Stellplätzen, wird jetzt am 5. Juli
ihrer Bestimmung übergeben. Im 6. Bezirk, in der Hofmühlgasse, im so
genannten Waldemar-Park, ist die Fertigstellung im September dieses Jahres, und
im 17. Bezirk, am Parhamerplatz, ist die Fertigstellung ebenfalls im
September dieses Jahres. Weiters ist im 2. Bezirk die Garage in der
Lilienbrunngasse mit 220 Stellplätzen in Bau und wird im Frühjahr 2007
fertiggestellt werden.
Sie sehen, es ist nicht so, dass der Garagenbau
abgelehnt wird. Es ist so, dass der Garagenbau im Gegenteil in vielen Gebieten
besonders geschätzt wird und nachgefragt ist.
Um ein Beispiel zu nennen: Im 6. Bezirk beim
Waldemar-Park ist der Bedarf offensichtlich so hoch, dass die Anmeldelisten das
Dreifache der in Bau befindlichen Stellplätze betrifft.
Nichtsdestotrotz haben wir gerade in den vergangenen
Monaten einige ganz intensive Diskussionen rund um den Garagenbau erlebt. Dazu
muss man sagen, dass mir die Vielfalt Wiens in den Bezirken sehr wohl gefällt.
Allerdings halte ich wenig davon, wenn man eine Entscheidung in einer
kompletten bunten Palette von Möglichkeiten trifft. In einem Bezirk kommt eher
eine Suggestivfrage zur Abstimmung, in einem anderen Bezirk wird eine
offizielle Umfrage des Bezirksvorstehers durchgeführt, obwohl die
Bezirksvertretung das nicht so wollte, und letztlich hat sich auch rund um die
Diskussion um den Bacherplatz gezeigt, dass man an diesem Platz auch ein Modell
entwickeln konnte, wie man mit Protesten, mit Anrainerprotesten, umgehen kann.
Allerdings halte ich auch nichts davon, dass man erst
dann, wenn die Baubewilligung erteilt ist, diese Diskussionen abführt, denn
dann entstehen Kosten, die der Bezirk und die Stadt zu tragen haben, und diese
Kosten sind enorm bei Garagenbauten, und es macht wenig Sinn, wenn wir uns zu
einem so späten Zeitpunkt damit beschäftigen.
Ich habe daher, noch bevor die Befragung im 7. Bezirk
und im 5. Bezirk durchgeführt wurde, die Bezirke mit einer Richtlinie
befasst, die ich tunlichst von allen angewendet wissen möchte, wenn es um neue
Garagenbauten geht, und zwar nicht nur um den Bau von Volksgaragen, sondern um
den Garagenbau insgesamt. Nämlich dass erstens ein Bezirksbeschluss für eine
Überprüfung zur Errichtung einer Garage erfolgt, sodass der Bezirk sich einmal
committet dazu, sich verständigt dazu, dass es eine Garage geben soll in einem
gewissen Gebiet. Dass zweitens eine Machbarkeitsstudie durchgeführt wird und
eine Bedarfserhebung, die an drei Tagen abends und nachts im Straßenraum
erfolgt und zusätzlich in den umliegenden Garagen die Anzahl der freien
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