Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 96
10 Prozent darunter auf 90 Prozent und verlangen
4,11 EUR.
Jetzt ist die Frage, ob solche Gemeindewohnungen auch
weiterhin den Titel "Sozialwohnungen" verdienen werden. Das werden
wir erst sehen, ob sie das verdienen, denn es wird davon abhängen, wie die
Weiterentwicklung auch im Bereich der Zuschläge sein wird. Eine unglaubliche
Belastungswelle kommt aber auf alle Fälle auf den Mieter zu, unabhängig von den
Zuschlägen oder nicht. (Amtsf StR Werner Faymann: Es gibt ja keine Zuschläge!) Sie erhöhen
einmal grundsätzlich den bisherigen Hauptmietzins um 50 Prozent. (Amtsf
StR Werner Faymann: Es gibt keine Zuschläge! Die Zuschläge sind null!) Das
werden wir noch sehen, ob es dabei bleibt. Sie haben im Vorjahr noch
versprochen, dass die Kategoriezinse erhalten bleiben und haben sie nicht
gehalten. Schon jetzt sind viele Wohnungen im Gemeindebau teurer als anderswo,
und das ist durchaus nicht mehr leistbar. Viele lachen, natürlich, keine Frage.
Aber es ist nicht so, dass die Gemeindebauwohnungen heute noch wirklich billig
sind. Und die sozial schwachen Schichten wurden ja von der SPÖ auf diese Art
oder werden in Zukunft zur Kasse gebeten, und ich möchte feststellen, dass
gerade für diese Schichten die Wohnungen der Gemeindebauten gedacht und gebaut
wurden. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte auch feststellen,
dass die Hinweise auf Wohnbeihilfe im Grunde genommen argumentativ in die Leere
gehen. Eine Wohnbeihilfe gibt es natürlich im Gemeindebaubereich, keine Frage,
die gibt es aber im allgemeinen Wohnbereich sowieso in Form der allgemeinen
Wohnbeihilfe, wo ich hinweisen möchte, dass wir jahrelang Vorstöße gemacht
haben, dass sie eingeführt wird, und dann haben Sie es auch verwirklicht. Das
ist anerkannt. Aber das ist mit anderen Worten nicht etwas, was die
Gemeindebaubewohner speziell zu spüren bekommen, das haben alle Wiener in dem
Bereich, wenn sie bedürftig sind (Amtsf StR Werner Faymann: Richtigerweise!), richtigerweise, aber das
ist kein Argument, dass sozusagen die Verteuerung der Gemeindewohnungen damit
begründbar ist. Das fällt weg, das möchte ich feststellen.
Das heißt also: Wenn Sie vom
Kategoriezins weg auf den Richtwertzins hingehen, heißt das, die SPÖ und Wiener
Wohnen verabschieden sich nicht jetzt und heute, aber auf Sicht vom sozialen
Wohnbau dahin gehend, dass Sie sich ganz einfach andocken an die sonstigen
allgemeinen und sonst überall verlangten Wohnkosten. Sonst gar nichts heißt
das.
Und dabei haben Sie nämlich,
Herr Stadtrat, und die SPÖ natürlich das Richtwertsystem die längste Zeit ja
massiv angegriffen. Auch wir haben eine Debatte gehabt. Da haben Sie immer
meine Unterstützung gefunden, weil zum Unterschied von der Sozialdemokratischen
Partei, die damals dieses System ja mit der ÖVP zusammen beschlossen hat, waren
wir im Parlament gegen die Mietreform. Das darf ich in aller Deutlichkeit
feststellen.
Und die Arbeiterkammer
schreibt ja auch in ihrer jüngsten Aussendung gerade jetzt, das ist relativ
neu, neu ist es nicht mehr, es ist schon vom Vorjahr, aber es gilt trotzdem:
Ein Drittel des Gehaltes für die Miete. Schuld an den hohen Wohnkosten ist laut
Arbeiterkammer das System der Richtwertmieten. Und die AK fordert daher
Diverses. Unter anderem stellt sie fest: Einig sind sich die Experten, dass die
Zahl der wirklich günstigen Wohnungen stetig abnimmt. Die Leute weichen auf
Gemeinde- und ältere Genossenschaftswohnungen aus.
Das war eine Äußerung im
Vorjahr. Und diese Möglichkeit, zumindest was das Ausweichen auf
Gemeindewohnungen betrifft, wird, muss man feststellen, durch Ihre
Vorgangsweise, Herr StR Faymann, den bedürftigen Mietern nicht gerade
erleichtert.
Und die Frage ist eben, und
das werden Sie noch beantworten, wie sich in dem System die Zuschläge zum
Richtwert im Gemeindebau auswirken. Sie haben inzwischen schon angedeutet und
gesagt, dass Sie offensichtlich nicht die Absicht haben, das zu tun.
Allerdings, wie lange werden solche allfälligen Versprechungen bei Ihnen
halten, wenn die Zusagen und Äußerungen Ihrerseits, dass wir im Gemeindebau
beim Kategoriezins bleiben, eigentlich ja auch nicht gehalten haben. In drei,
vier Jahren werden wir vielleicht noch da sein, ich hoffe es. In drei, vier
Jahren können wir davon ausgehen, dass wir die gleiche Debatte in Bezug auf die
Zuschläge führen, weil Sie drauf und dran sind, an das allgemeine Niveau
anzudocken.
Wir haben in Österreich
400 000 Wohnungen, die für Richtwertmieten in Frage kommen, davon sind
290 000 in Wien. Es werden letzten Endes jährlich so zirka 9 000
Wohnungen dazukommen, die als ehemalige Sozialwohnungen aus dem Bereich Wiener
Wohnen dem Richtwertzins angeschlossen werden.
Im Grund genommen, wenn ich
was Bösartiges sagen darf, Herr Stadtrat, würde ich meinen, die Gemeinde Wien
und Wiener Wohnen machen es sich jetzt am leichtesten und wären am besten
beraten, wenn sie nunmehr dem Haus- und Grundbesitzerbund beitreten, weil die
Interessenslage zwischen Ihnen und den Personen wird die gleiche sein, und das
größte Haus Europas wird dort sicher gut vertreten sein. Es trennt sie nicht
mehr viel. (Amtsf StR Werner Faymann: 50 Prozent!) Das möchte ich feststellen. (Beifall bei der FPÖ. – Amtsf StR Werner Faymann: Sind 50 Prozent nicht
viel?)
Nochmals: Die
50 Prozent können darüber hinwegtäuschen, dass Sie eine Mieterhöhung beim
Kategoriezins, eine Hauptmietzinserhöhung von 50 Prozent vorgenommen
haben.
Zum
Rechnungsabschluss noch des Weiteren: Da ist die Absicht der Wohnbauförderung
ersichtlich, wenn man sich den mittelfristigen Vergleich anschaut. 2000 hat es
noch ein Volumen von 734 Millionen EUR gegeben, das in der
Zwischenzeit um 166 Millionen EUR auf 568 Millionen EUR
gesunken ist. Und da muss man hinzufügen, dass das noch zusätzlich die
Möglichkeit für Sie, und nicht nur für Sie, sondern für alle anderen
Bundesländer bietet, selbstverständlich, Umschichtungen unter dem Titel der
Infrastruktur vorzunehmen, womit sich das
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