Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 96
mir keinen Ordnungsruf zu gegeben, ich zitiere nur (GR Kurth-Bodo Blind: Das täte ich auch
gerne haben!):
„Wenn die Wiener Linien damit einen Versuch gestartet
haben, HC Strache rechts zu überholen und die Aufmerksamkeit seiner Zielgruppe
zu erregen, kann man das nur als gelungen bezeichnen. Besonders perfide ist
daran, dass es am Schluss der Durchsage heißt, die Bevölkerung möge doch bei
dieser Aktion mithelfen, indem sie lieber den anerkannten, was immer auch das
heißen soll, Hilfsorganisationen spendet.
Wer sich also der faschistoiden Kampagne der Wiener
Linien anschließt, darf sich dadurch auch noch als besserer Mensch fühlen. Ich
kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Hetzkampagne im Interesse der
anerkannten Hilfsorganisationen sein kann, die dadurch zwar vielleicht ein paar
Euro von Leuten bekommen, die sonst nichts spenden würden, die dadurch aber
nicht gerade an Glaubwürdigkeit gewinnen.
Ich möchte Sie daher dringend bitten, sich davon
öffentlich zu distanzieren und die Wiener Linien aufzufordern, die Kampagne
unverzüglich zu beenden und sich dafür zu entschuldigen."
Ich sage, es kann nicht mit Durchsagen eine
Verbannung von Armut erfolgen. Das ist ein Spiegel unserer Gesellschaft und
auch ein Spiegel der sozialen Stadtpolitik. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Amtsf StR Dipl Ing Schicker.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Ich darf gleich bei der Frau
Kollegin Puller anschließen. Wir sind derart ängstlich in dieser Stadt, dass es
uns gelungen ist, in den vergangenen zehn Jahren den Anteil des öffentlichen
Verkehrs deutlich zu heben, dass es uns gelungen ist, auch den Anteil des
Radverkehrs in den letzten paar Jahren deutlich anzuheben, und zwar, Herr
Kollege Madejski, auf diesen Betrag von 6 Prozent. Wir haben automatische
Messstellen, in die nicht hineingegriffen wird mit irgendwelchen
Sonderzählungen, sondern das sind automatisierte Messstellen, und aus denen
resultieren diese Ergebnisse. Umgelegt sind das 50 Prozent Steigerung in
den letzten paar Jahren, und wir werden das, was im Masterplan Verkehr drinnen
steht, die 8 Prozent Radverkehrsanteil, jedenfalls in der Zeit erreichen.
Und um gleich dabei zu bleiben,
nun zu den 1 000 km Radwege: Wir sagen nicht Radwege, wir haben immer
gesagt, es sind Radverkehrsanlagen, die in dieser Stadt zur Verfügung stehen,
und es sind längst schon nicht mehr 1 000 km, sondern es ist
wesentlich darüber hinaus gehend. Denn, Herr Madejski, du bist einer von denen,
die im Ausschuss regelmäßig gegen jede Verkehrsmaßnahme für den Radverkehr
stimmen. (GR Dr Herbert Madejski: Das stimmt nicht!) Stimmt nicht? Beim
letzten Mal hast einmal dafür gestimmt, aber sonst bisher immer dagegen. Immer
dagegen! Die Freiheitlichen waren immer dagegen, wenn für den Radverkehr
irgendeine Maßnahme gesetzt werden sollte. Und sich dann herauszustellen und
mit Krokodilstränen um den Radverkehr zu weinen, das ist schon ein sehr starkes
Stück. Das bin ich eigentlich von dir nicht gewohnt, weil du normalerweise
ehrlich damit umgehst, herausgehst und sagst: Jawohl, den Radverkehr, den will
ich nicht. Die Radfahrer sind mit zuwider, die sollen eigentlich nicht
vorkommen in dieser Stadt. Das ist deine normale Diktion.
Wir haben in unserem
Masterplan Verkehr seit dem Jahr 2003 klare, eindeutige Vorgaben, wie wir den
Verkehr in dieser Stadt entwickeln wollen und wie wir in einer Stadt, die
2 000 Jahre alt ist in ihren Strukturen, mit dem modernen Verkehr zu
Rande kommen wollen. Der Masterplan Verkehr hat da ganz klare Richtlinien,
genauso wie es die Bevölkerung Wiens vor vielen, vielen Jahre schon festgelegt
hat.
Es gibt eine Bevorrangung
des öffentlichen Verkehrs, Frau Puller, daran hat sich nichts geändert. Wir
bauen das U-Bahn-Netz aus, wir bauen die Straßenbahnen aus, wir beschleunigen
den öffentlichen Verkehr, eben deshalb, weil wir wissen, dass die Wienerinnen
und Wiener genau dieses wollen.
Was aber genauso dazugehört,
ist, dass wir auf die Entwicklungen auf dem Gebiet des Verkehrs reagieren. Dazu
gehört im internationalen Verkehr der Ausbau auch der Schiene, vor allem der
Schiene. Wenn Sie jetzt schauen, was dabei gemacht wird, so ist es der Bau der
Bahnhöfe in Wien. Da ist über Jahrzehnte nichts geschehen, und der Vorgänger
von mir – weil er gerade vorhin so gelobt wurde, jetzt ist der Herr Hoch ja in
die letzte Reihe verschwunden –, der Herr Görg, hat hier zurückgesteckt. Er hat
gesagt, die Bundesbahn will das jetzt nicht, und schon haben wir wieder fünf
Jahre verloren gehabt, was den Bau des Zentralbahnhofes betrifft.
Jetzt ist die Situation so,
dass wir hier in diesem Gemeinderat einen einstimmigen Beschluss über den
Masterplan für diesen Bahnhof gefasst haben. Dieser Bahnhof wird auch in die
Realität umgesetzt, und dafür sind die Vorkehrungen natürlich bei der Bahn zu
treffen. Sie werden doch nicht erwarten, dass die Stadt Wien für die Eisenbahn
das Schienenprojekt herstellt. Na, die würden uns schön was sagen, wenn wir für
sie das Schienenprojekt machten. Das ist die ureigenste Aufgabe der
Bundesbahnen, das ist die ureigenste Aufgabe der Österreichischen Bundesbahnen
und nicht der Stadt Wien.
Wir
haben eine ganz, ganz enge Kooperation, was die Flächenwidmungs- und
Bebauungsplanung dort betrifft, wir gehen gemeinsam in die Ausstellungen, und
das ist ein gemeinsames Projekt der Stadt Wien mit den Österreichischen
Bundesbahnen. Aber eines ist auch klar – und da macht die ÖVP immer so diesen
großen Wischer –: Die Österreichischen Bundesbahnen sind zu 100 Prozent im
Eigentum der Republik Österreich und nicht im Eigentum der Stadt Wien – nicht
einmal ein Minianteil gehört der Stadt Wien –, und es ist Aufgabe der Republik
Österreich, mit dem Unternehmen anders umzugehen, als sie das bisher getan hat.
Die Verunsicherung bei den Österreichischen Bundesbahnen ist enorm, ob das
jetzt die Einstellung der Nebenbahnen betrifft, ob das die Anforderungen gerade
Ihres
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