Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 96
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich berichtige aufgrund des Redebeitrags des Kollegen
Mahdalik wie folgt:
Zum Ersten: Der Mediationsprozess hat nicht zwei
Jahre gedauert, sondern fünf Jahre.
Zum Zweiten: Es wurden folgende klar nachweisbare
Veränderungen getroffen: Es gibt in Wien seit diesem Mediationsprozess in den
westlichen und in den südlichen Bezirken keine Landungen mehr. Es gibt für den
Bezirk… (Zwischenrufe bei der FPÖ.) In der Nacht keine Landungen mehr,
von 21 bis 7 Uhr.
Es gibt für jenen Bezirk, den Kollege Mahdalik hier
in diesem Hause vertritt, keine Starts mehr. Es gibt eine klare Begrenzung, was
die Prozentziffer betrifft. Das bedeutet beispielsweise für Landungen auf 11,
dass es im Jahr 1988 18 270 Landungen waren und im
Jahr 2005 14 318 weniger, sozusagen eindeutig und klar auch in
Zahlen.
Das bedeutet, dass wir vor dem Diskussionsprozess
rund 28 Prozent aller Flugbewegungen in Wien hatten; jetzt sind es nur
noch 23 Prozent. Das bedeutet unter anderem, dass in den letzten Jahren
auch Verbesserungen für den 23. Bezirk gekommen sind: Minus
40 Prozent jener Starts. (StR DDr Eduard Schock: Das glauben Sie ja selber
nicht!)
Meine Damen und Herren! Es
bedeutet (StR DDr Eduard Schock: Reden Sie einmal mit
den Menschen dort!) - das ist nachweisbar, und damit möchte ich meine Berichtigung
schließen -, dass die 66 dBA-Zone, die seit 1988 beobachtet wird, von 1988
bis 2004 um 70 Prozent reduziert werden konnte. Es bedeutet, dass jene
Grenzwerte, die die Bundesregierung für Fluglärm vorgelegt hat, nämlich
65 dBA am Tag, in Wien nicht erreicht werden. Wir haben maximal rund
50 dBA im Bereich des Zentralfriedhofs in Simmering. Es bedeutet, dass wir
in den Nachtstunden keinen messbaren Fluglärm haben.
Was ich allerdings der
Opposition als berechtigt zubilligen möchte, ist, dass Fluglärm eine ganz besondere
Lärmquelle ist, an der man ständig arbeiten muss und die nicht mit Messwerten
allein realisierbar ist. Daran arbeiten wir tagtäglich. Ich sage einmal mehr,
es ist ein zivilrechtlicher Prozess, den wir haben, ein Prozess, der deshalb
zivilrechtlich sein muss, weil die Kompetenz bei der EU und bei der
Bundesregierung liegt. Da bemühen wir uns tagtäglich, dass wir besser werden.
Aber dass nichts geschehen
ist, ist die Unwahrheit. Es ist sowohl von der Bevölkerungsreaktion her, die
wir nachweisen können, als auch von den Messdaten her Entscheidendes geschehen.
- Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. - GR
Dr Herbert Madejski: Das war nur ein Satz, ohne Punkt!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die 3 Minuten sind um.
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Mag Maresch. Ich erteile ihm das Wort. (GR Dr Herbert Madejski: Hast du
auch nur einen Satz? - GR Mag Rüdiger Maresch, auf dem Weg zum Rednerpult:
Nein! Auf dich habe ich nur einen Satz!)
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ich möchte ein bisschen umgraben, damit Kollege
Valentin vielleicht gleich wieder berichtigen kann.
Beim Fluglärm und beim Flughafen geht es mir
eigentlich um einen interessanten Aspekt, der hier durchaus auch Erwähnung
finden sollte. Es ist schon seltsam, dass die Stadt Wien da eigentlich auf
beiden Seiten vorzufinden ist, und zwar auf der einen Seite auf Seiten der
BürgerInnen, die sie vertritt. Kollege Valentin war ja Vertreter der BürgerInnen
von Wien dort draußen, und da ist es auf der einen Seite um eine Minimierung
des Fluglärms gegangen.
Auf der anderen Seite ist die Stadt Wien zu
20 Prozent am Flughafen beteiligt und somit Betreiberin des Flughafens.
Das heißt, die Stadt Wien verdient eigentlich daran: Je mehr Flieger dort
landen und starten, desto mehr Geld fließt unter anderem sozusagen über Ecken
in die Kassen der Stadt Wien. Auf der anderen Seite müssen wir uns schützen,
und da ist die Stadt Wien sozusagen die Schutzherrin der Lärmgeplagten. Das
geht nicht zusammen!
So schaut es auch aus: Stadt Wien und Land
Niederösterreich haben zusammen insgesamt 40 Prozent, das heißt, mehr als
die Sperrminorität. Wenn die beiden gewollt hätten, dann hätten sie es
verhindern können, dass uns sozusagen die dritte Piste droht, und damit auch
die Umweltverträglichkeitsprüfung. Und, ganz wichtig, sie hätten auch beim
Mediationsvertrag von der Prozentdeckelung abgehen und eine tatsächliche
Zahlendeckelung durchsetzen können, sodass in absoluten Zahlen keine Zuwächse
auftreten. Das hat die Stadt verabsäumt. Uns jetzt zu erklären, dass das zum
Schutz oder im Sinne der BürgerInnen wäre, um sie vor Lärm zu schützen, ist
wirklich eine Chuzpe, weil das einfach nicht stimmt. (Demonstrativer Beifall
von GR Anton Mahdalik.) Die Stadt hat mit sich selber verhandelt, so ist
es, und da ist genau das herausgekommen!
Eine Kleinigkeit noch: Da gibt es ja einen
Mediationsvertrag, und da ist etwas Besonderes drinnen - so etwas habe ich
eigentlich noch nicht gesehen -, und zwar nennt man das eine Selbstfesselung
der Stadt. Das kann ich ja durchaus zitieren: Die Stadt hat hier drinnen
versprochen, keine Schritte im Genehmigungsverfahren zu setzen, die geeignet
sind, das Genehmigungsverfahren zu verzögern. Das heißt, die Stadt verspricht
sich selber - was ja interessant ist -, nichts zu tun und ein UVP-Verfahren zu
verzögern. Das heißt, die Interessen der Bürger zu vertreten, das hat die Staat
mit dem, wenn man so will, abgegeben.
Die Stadt hat auch vereinbart,
keine Rechtsmittel gegen einen Genehmigungsbescheid einzubringen, und die Stadt
hat auch versprochen, dass sie Dritte weder finanziell noch logistisch oder
politisch darin unterstützen wird, das Genehmigungsverfahren zu verzögern oder
Rechtsmittel gegen einen allfälligen Genehmigungsbescheid einzubringen. Das ist
etwas ganz Perfides: Das heißt, die Stadt verspricht, ihre Bürger im
UVP-Verfahren
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